SETI Berkeley: Breakthrough Listen findet kein Signal von Ross 128

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Neben zahlreichen anderen nahen Zwergsternen, wurde auch „Ross 128“ mit dem Radioteleskop von Arecibo (Hintergrund) untersucht. Dabei wurden Signale aufgefangen, die es noch zu erklären gilt, weshalb der leitende Astronom den Stern auch mit einem roten „WHAT?“ (Was?) markiert hat.

Copyright: UPR Arecibo/Aladin Sky Atlas

Berkeley (USA) – Nachdem vergangene Woche Astronomen des Arecibo-Radioteleskops über wiederkehrende Signale aus Richtung des nahen Zwergsterns Ross 128 berichtet hatten (…GreWi berichtete), haben sich auch die SETI-Astronomen der University of California in Berkeley im Rahmen der SETI-Initiative „Breakthrough Listen“ auf die Suche nach dem Signal gemacht – wie sie in ihrem jetzt veröffentlichten Bericht dazu erklären, jedoch ohne Erfolg. Eine abschließende Antwort auf die Frage nach der Natur und Herkunft des Signals liefert allerdings auch diese Studie noch nicht.

In dem Bericht, erläutert u.a. der Arecibo-Astronom Abel Mendez erneut das bei Beobachtungen des Sterns am 12. Mai 2017 aufgefangene Signal wie folgt: „(Es handelte sich um) anormale unpolarisierte Radioemissionen, die während der gesamten 10-minütigen Beobachtungszeit über eine Bandbreite von 4,6 bis 4,8 GHz geortet wurden.

Dass es sich um lokale Radiofrequenz Interferenzen (RFI) gehandelt haben könnte, schloss Mendez ursprünglich aus, da das Signal ausschließlich bei der Direktbeobachtung des knapp 11 Lichtjahren entfernten Sterns geortet werden konnte und weder während der Beobachtung anderer Zwergsterne unmittelbar zuvor und danach vorhanden war. Allerdings war es Mendez damals auch nicht möglich, das Signal eindeutig dem Stern oder aber einer anderen potentiellen Quelle entlang der Sichtlinie zuzuordnen.

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Am 16. Juli 2017 führten Mendez und Kollegen der SETI-Initiative „Breakthrough Listen“ (…GreWi berichtete) dann eine erneute Beobachtung von Ross 128 durch, um nach dem damaligen Signal zu suchen. Dabei kam nicht nur das Radioteleskop von Arecibo, sondern auch das Green Bank Telescope (GBT) zum Einsatz. Zudem wurden Archivdaten nach Hinweisen auf das Signal durchsucht.

Beide Bemühungen verliefen bislang jedoch ohne Erfolg.

Zugleich stellen die Astronomen aber auch klar, dass auch anhand der neuen Beobachtungen nicht eindeutig geklärt werden konnte, ob das im Mai aufgefangene Signal einer astrophysikalischen oder RFI-Quelle zugeordnet werden kann.

Eine „mögliche Quelle“ haben die Forscher allerdings in einem Satelliten ausgemacht, der zu einer RFI mit Arecibo geführt haben „könnte“.

Sollten von Ross 128 tatsächlich non-thermale Radioemissionen ausgehen, so bedarf es weiterer Folgebeobachtungen, um diese genauer zu verifizieren.

Zuvor hatten die SETI-Astronomen um Mendez bereits erläutert, dass die Signale wahrscheinlich zu schwach seien, um mit anderen Radioteleskopen aufgefangen zu werden (…GreWi berichtete). Lediglich das neue, chinesische Riesen-Radioteleskop FAST könnte die auffangen, befinde sich derzeit aber noch in der Kalibrierungsphase.

+ + + GreWi-Kommentar
Gerade die US-amerikanisch geführte SETI-Astronomie zeigt sich immer wieder stolz auf ein angeblich funktionierendes Alarm-System für den Fall der Ortung potentiell intelligenter Signale. Durch ein wissenschaftliches Prozedere sollen durch Überprüfungen der Ortung durch unabhängige Teleskope möglichst schnell Verwechselungen mit bekannten (nicht-außerirdisch-intelligenten) Signalquellen oder gar Schwindel ausgeschlossen werden.

Während dieses Vorgehen grundsätzlich durchaus Sinn macht, zeigt einmal mehr der aktuelle Fall des jetzt so umstrittenen Signals von Ross 128, dass dieses Prozedere offenbar viel zu langsam in Gang kommt, um ein jeweils konkretes Signal wirksam weiterführend zu untersuchen und direkt zu verfolgen. Während Mendez das Signal bereits am 12. Mai geortet hatte, dauerte es bis Mitte Juli (also rund zwei Monate!) bis nicht nur die Öffentlichkeit sondern offenbar auch die SETI-Kollegen davon erfuhren und die notwendigen Maßnahmen ergreifen konnten. Und wir müssen uns nicht erst außerirdischen Astronomen vorstellen um zu sehen, dass zumindest unserer irdischen Kontaktversuche durch das Senden von Botschaften ins All, nur über einen kurzen Zeitraum durchgeführt werden. So wurde etwa die berühmte „Arecibo-Botschaft“ lediglich einmalig am 16. November 1974 um 1:00 Uhr (AST) ins All gesendet. Der Umstand, dass das von Mendez aufgefangene Signal zwei Monate später nicht mehr wieder gefunden wird, sagt möglicherweise also gar nichts darüber aus, ob es sich um einen Kontaktversuch gehandelt hatte. Hier müsste SETI also deutlich schnellere Mechanismen einführen oder aber den gesamten Himmel permanent und mit einem globalen Netzwerk nach Signalen absuchen. Ein Schritt in genau diese Richtung will das SETI-Institute aktuell mit dem Projekt „Laser SETI“ verwirklichen und dabei mit genau diesen Mitteln sozusagen flächendeckend und permanent nach intelligenten Lasersignalen suchen (…GreWi berichtete).

…GreWi wird weiterhin berichten

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