Die GreWi-Vorschau auf 2023

Saarbrücken (Deutschland) – Wieder einmal endet ein ereignisreiches Jahr und ein neues Jahr beginnt. Erneut wirft GreWi einen Blick in die Zukunft – nicht durch die Kristallkugel, sondern auf spannende Ereignisse und Termine des neuen Jahres aus grenz-wissenschaftlicher Sicht, die jetzt schon ihre Schatten vorauswerfen.
Veröffentlichung des zweiten „UFO-Berichts der US-Geheimdienste“
Angewiesen war die Veröffentlichung des zweiten Berichts über den aktuellen Forschungsstand zu unidentifizierten Flugobjekten und anomalen Phänomenen im Luftraum (UFOs/UAP) eigentlich schon für den 31. Oktober 2022. Bis zum Redaktionsschluss dieser Meldung warten der Kongress und die Öffentlichkeit immer noch auf dessen Vorlage. Erneut wird es sich um einen zweitteiligen Bericht handeln, von dem ein Teil weiterhin klassifiziert – also geheim – bleiben und nur den Mitgliedern zuständiger Kongressausschüsse zugänglich sein wird. Dennoch bleibt es spannend und abzuwarten, welche Informationen trotz der Balance zwischen transparenter Information der interessierten Öffentlichkeit und den teils berechtigten Anliegen der US-Geheimhaltung veröffentlicht werden.
Inhalt
Sollte der Bericht nicht noch in den letzten Stunden des alten Jahres veröffentlicht werden, so erwarten Beobachter dies zu Beginn des neuen Jahres.
Weitere Hintergrundinformationen zum erwarteten UFO-Bericht der US-Geheimdienste finden Sie HIER
Gründungs-Symposium von „Limina“, dem akademischen Fachjournal für UAP-Studien
Nachdem bereits im vergangenen Mai an der Universitätsbibliothek Würzburg mit dem „Research on Unidentified Aerial Phenomena“ (RoUAP)“ die erste akademische Schriftenreihe zur UFO-/UAP-Forschung begründet wurde, geht nun mit „Limina – The Journal of UAP-Studies“ auch das erste akademische Peer-Review-Fachjournal mit einer akademisch hochrangigen Redaktion an den Start. Während die Erstausgabe im späteren Frühling erscheinen wird, begeht die Redaktion die Gründung von Limina mit einem hochkarätig besetzten internationalen Online-Symposium vom 3.-5. Februar, dessen Besetzung und Umfang seines Gleichen sucht.
– Die GreWi-Meldung zu Limina finden Sie HIER
– Weitere Informationen zum „Limina Inaugural Symposium 2023“ finden Sie HIER
Beginn der Suche nach außerirdischen Technologiesignaturen mit der Very Lage Array (VLA) im Rahmen des SETI-Projekts “COSMIC”
Im Rahmen des Projekts „COSMIC SETI“ plant das National Radio Astronomy Observatory (NRAO) der US-amerikanischen National Science Foundation (NSF) gemeinsam mit dem SETI Institute die Radioteleskopanlage VLA (Karl G. Jansky Very Large Array) rund um die Uhr für die umfangreichste Suche nach außerirdischen technologischen Signalen auf der nördlichen Hemisphäre zu nutzen. Start von COSMIC soll im Frühjahr/Sommer 2023 sein.
– Die GreWi-Hintergrundmeldung zu COSMIC SETI finden Sie HIER
– Die COSMIC-Webseite des SETI Institutes finden Sie HIER
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Start der ESA-Mission JUICE zu den Jupitermonden
Im April 2023 plant die europäische Raumfahrtagentur ESA den Start ihrer Mission „Kupiter Icy Moons Explorer“, kurz „JUICE“. Ziel ist die Erforschung der Galileischen Monde Ganymed, Europa und Kallisto des Planeten Jupiter. Die geplante Ankunft im Jupiter-System ist für 2031 vorgesehen.
JUICE soll untersuchen, ob die Monde Leben ermöglichen und für Lebewesen bewohnbar sind. Die Mission beobachtet Jupiters Atmosphäre und Magnetfeld und untersucht, wie dieses mit den Jupitermonden interagiert. Untersucht wird auch die Dicke der Eiskruste auf Europa, zusätzlich sollen mögliche Landeplätze für künftige Missionen gesucht werden. Auf Ganymed wird die Oberfläche des Eises untersucht, aber auch die Schichtdicke und der innere Aufbau des Monds, inklusive des Ozeans unter dem Eis. Ganymed ist bisher der einzige Mond im Sonnensystem, von dem ein Magnetfeld bekannt ist. JUICE hat zudem Instrumente zur Untersuchung der Eispartikel, die von Europa ausgestoßen werden, sowie zur Untersuchung der Exosphäre der Jupitermonde.
– Eine GreWi-Hintergrundmeldung zu den Perspektiven der JUICE-Untersuchungen des Mondes Europa finden Sie HIER
– Die ESA-Webseite zur JUICE-Mission finden Sie HIER
Das Vera C. Rubin Observatory nimmt den wissenschaftlichen Betrieb auf
Im Juli 2023 soll in Chile das neue „Vera C. Rubin Observatory“ seine wissenschaftliche Arbeit beginnen. Auch aus grenzwissenschaftlicher Sicht wird das neue Teleskop eine interessante Rolle spielen:
Zum einen wird das Observatorium mit seiner 3,2-Milliarden-Pixel-Kamera (tausendmal mehr Pixel als eine Handykamera) innerhalb eines Jahres alle vier Tage den gesamten Südhimmel vermessen und dabei im Rahmen des Programm „Legacy Survey of Space and Time“ (LSST) wahrscheinlich viele neue interstellare Objekte entdecken. Einige Astronomen und Astronominnen erhoffen sich dabei auch Antworten auf die Frage nach der Existenz eines noch unbekannten großen Planeten im äußeren Sonnensystem – Planet Nine.
Astronomen wie Prof. Avi Loeb von der Harvard University erhoffen sich zudem von den Beobachtungen neue und hochwertige Daten zu potenziell technologischen außerirdischen Objekten und Artefakten im Sonnensystem – entweder in Form sogenannter interstellarer Objekte, die in unser Sonnensystem eindringen (Bsp. Oumuamua) oder sogar noch aktiver Forschungssonden (UAP/UFOs)
– Einen GreWi-Hintergrundartikel zur Suche nach außerirdischer Technologie mit dem Vera Rubin Observatory finden Sie HIER
– Aktuelle GreWi-Hintergrundartikel zum Stand der Suche nach Planet Nine finden Sie HIER und HIER
Xinjiang Qitai Radio Telescope geht an den Start
Ebenfall noch im Sommer 2023, vielleicht schon früher, soll mit dem Xinjiang Qitai Radio Telescope (QTT) auch das weltweit größte bewegliche Radioteleskop mit einem Durchmesser von 110 Metern seine Arbeit aufnehmen und wird sich voraussichtlich auch an der Suche nach außerirdischen Signalen (Search für ExtraTerrestrial Intelligence, SETI) beteiligen.
Expedition zur Suche und Bergung des interstellaren Meteors vor Papua-Neuguinea durch das Galileo Project
Bereits 2014 wurde ein Meteor registriert, dessen Eigenschaften diesen nicht nur als interstellares Objekt ausweisen, sondern auch aufzeigen, dass sich das Objekt stark von bekannten Meteoren unterscheidet. Ein Team um Prof. Avi Loeb erhofft sich von der Bergung der Reste des Meteors vor Papua Neuguinea wissenschaftliche Erkenntnisse, entweder über ein Asteroidenfragment aus einem anderen Sonnensystem oder sogar die Entdeckung der Reste einer fernen Technologie. Gegenüber GreWi erklärte Loeb nun auf Anfrage: “Wir erwarten, dass wir die Expedition bereits in diesem Sommer durchführen und erste Analyserergebnisse präsentieren können.“
– GreWi-Hintergrundartikel zur Expedition finden Sie HIER und HIER
– Die Webseite des „Galileo-Projekts“ finden Sie HIER
Veröffentlichung der unabhängigen UAP-Studie der NASA
Für Juni, spätestens Juli 2023 hat die NASA die Ergebnisse ihrer unabhängigen Studie zu unidentifizierten Phänomenen im Luftraum (UAP/UFOs) angekündigt. Diese sollen im Rahmen eines vollständig öffentlichen Berichts vorgelegt werden. Ziel der hochkarätig besetzten wissenschaftlichen Studie ist es, die vorhandenen technologischen Quellen und Mittel sowie Datengrundlagen zu beurteilen und auf dieser Grundlage dann eine Empfehlung für das weitere Vorgehen der NASA bezüglich UAP/UFOs abzugeben.
– Einen GreWi-Hintergrundartikel zur NASA-UFO-Studie finden Sie HIER
Chinesisches Neutrino-Observatorium beginnt Arbeit
Ebenfalls in 2013 wollen chinesische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mit dem Jiangmen Underground Neutrino Observatory (JUNO) in Südchina damit beginnen, in 700 Metern Tiefe nach Physik-Phänomenen jenseits des Standardmodells suchen. Hierbei soll die Oszillation von elektrisch neutralen subatomaren Teilchen, sogenannten Neutrinos gemessen werden.
– Die Webseite des JUNO-Observatoriums finden Sie HIER
Umsetzung des “Artificial Intelligence Act” der Europäischen Komission
Mit dem “AI Act” will die EU Regularien zur Nutzung und im Umgang mit allen Formen ziviler künstlicher Intelligenz (KI, Artificial Intelligence = AI) etablieren. Das Gesetz soll sich aber nicht auf die Rechte von individuen, sonden auf die Rechte und Pflichten der Anbieter von KI-Systemen sowie auf Firmen, die KI-Systeme nutzen, beziehen. Dabei stehen natürlich erneut die Interessen großer Tech-Konzerne jenen von Verfechtern und Verfechterinnen von Grundrechten gegenüber. Dabei sollen Standard etabliert werden, die schädliche Praktiken unterbinden. Die EU ist damit der erste Staatenbund und das zugleich sozusagen auch der erste Staat, der eine solche Gesetzgebung anstrebt. Da die Gesetzgebung innerhalb der EU aber oft Vorbildwirkung hat, wird auch dieser Vorgang und das Ergebnis international mit Aufmerksamkeit verfolgt.
– Einen Überblick finden Sie im Leitfadeden „Leitfaden zum AI Act: Wie die EU KI regulieren will und was das für uns alle bedeutet“ auf algorithmwatch.org
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