2029: Nahe Zivilisationen könnten schon bald die Signale irdischer Raumsonden beantworten

Die Ephemeriden, also die Positionswerte sich bewegender astronomischer Objekte, der Raumsonden Voyager 1 u. 2, Pioneer 10 u. 11 und New Horizons auf der Mollweide-Projektion vom Anfang bis zum Ende der verwendeten Daten der aktuellen Studie. Die roten Punkte markieren die Startdaten jeder Ephemeride. Schwarze Punkte die Enddaten. Weiße Sterne heben hervor die Daten, an denen Voyager 1 und Voyager 2 die Heliosphäre verlassen. Weiße Rauten markieren die Daten von Pioneer 10, Pioneer 11 und New Horizons überquerte die Umlaufbahn von Neptun. Copyright/Quelle: Derrick & Isaacson, ArXiv.org 2023
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Die Ephemeriden, also die Positionswerte sich bewegender astronomischer Objekte, der Raumsonden Voyager 1 u. 2, Pioneer 10 u. 11 und New Horizons auf der Mollweide-Projektion vom Anfang bis zum Ende der verwendeten Daten der aktuellen Studie. Die roten Punkte markieren die Startdaten jeder Ephemeride. Schwarze Punkte die Enddaten. Weiße Sterne heben hervor die Daten, an denen Voyager 1 und Voyager 2 die Heliosphäre verlassen. Weiße Rauten markieren die Daten von Pioneer 10, Pioneer 11 und New Horizons überquerte die Umlaufbahn von Neptun.Copyright/Quelle: Derrick & Isaacson, ArXiv.org 2023

Die Ephemeriden, also die Positionswerte sich bewegender astronomischer Objekte, der Raumsonden Voyager 1 u. 2, Pioneer 10 u. 11 und New Horizons auf der Mollweide-Projektion vom Anfang bis zum Ende der verwendeten Daten der aktuellen Studie. Die roten Punkte markieren die Startdaten jeder Ephemeride. Schwarze Punkte die Enddaten. Weiße Sterne heben hervor die Daten, an denen Voyager 1 und Voyager 2 die Heliosphäre verlassen. Weiße Rauten markieren die Daten von Pioneer 10, Pioneer 11 und New Horizons überquerte die Umlaufbahn von Neptun.
Copyright/Quelle: Derrick & Isaacson, ArXiv.org 2023

Los Angeles (USA) – Fünf Raumsonden, Voyager 1 und 2, Pionieer 10 und 11 sowie New Horizons, sind tiefer ins All vorgedrungen als anderen Sonden zuvor. Die Voyager-Sonden haben sogar die Grenze zum interstellaren Raum überschritten und damit unser Sonnensystem verlassen. Eine aktuelle Studie kommt zu dem Schluss, dass sonnennahe außerirdische Zivilisationen – so diese existieren – die irdischen Steuerungssignale in Richtung dieser Sonden schon empfangen haben und vielleicht bereits wenigen Jahren und Jahrzehnten antworten könnten.

Wie Reilly Derrick von der University of California, Los Angeles (UCLA) und Howard Isaacson von der University of California, Berkeley vorab via ArXiv.org und aktuell im Fachjournal Publications of the Astronomical Society of the Pacific” (DOI: 10.1088/1538-3873/acc1a1) berichten, haben sie den Weg der der Signale des Deep Space Network“ (DSN) der NASA, über die die Raumsonden ihre Signale von der Erde empfangen, ausgewertet.

Hintergrund
Gestartet 1977, erreichteVoyager 1“ 2012 die Grenze unseres Sonnensystems, gefolgt von der Zwillingssonde „Voyager 2“ im November 2018. Erst kürzlich vermeldete die NASA, dass es gelungen sei, die Energieversorgung von Voyager zwei um weitere Jahre zu verlängern (…GreWi berichtete). Die Pioneer-Sonden 10 und 11 sowie die Pluto-Sonde „New Horizons“ befinden sich zwar immer noch innerhalb der sogenannten Heliopause und damit des Einflussbereichs des Sonnenwindes, setzen aber fortwährend ihren Weg, der sie mit jeder Sekunde weiter von Erde und Sonne entfernt als alle sonstigen irdischen Raumsonden.

Basierend auf einer Studie von 2019, in der untersucht wurde, welche Sterne die Voyager– und Pioneer-Sonden innerhalb der nächsten Jahrmillionen passieren werden, untersuchten Derrick und Isaacson nun die Frage, welche Sterne die irdischen Steuerungssignale der Deep-Space-Sonden erreichen werden, da sich diese Signale sehr viel weiter als die Flugbahn der Sonden und schneller als die Raumschiffe selbst im Universum ausbreiten. Anhand der DSN-Daten, der Telemetrie-Daten der fünf Sonden und dem „Gaia Catalogue of Nearby Stars“ (GCNS), in dem 331.312 Sterne im Umkreis von 100 Parsec von der Erde (1 Parsec = 3.26 Lichtjahre) beinhaltet sind, ermittelte das Duo 142 Sterne, die die New Horizons-Sonde passieren wird, 241 Sterne für Pioneer 10, 289 Sterne für Voyager 1, 325 für Voyager 2 und 411 Sterne, die auf dem Weg der Signale für Pioneer 11 liegen. Hinzu untersuchten Isaacson und Derrick gezielt gerichtete Transmissionen, da diese stärkere Signale erzeugen als die sich breiter ausbreitende allgemeine elektromagnetische Strahlung.

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Da sich Radiosignale mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten, konnten Derrick und Isaacson auch den jeweiligen Zeitpunkt ermitteln, wann potenziell existierende Zivilisationen auf den ermittelten Sternen unsere Deep-Space-Signale empfangen würden und auch, wann wiederum wir selbst Antwortsignale dieser Welten erwarten könnten.

„Unsere Ergebnisse weisen fünf Sterne aus, von denen wir noch innerhalb des 21. Jahrhunderts eine Antwort erhalten könnten“, erläutert die Wissenschaftlerin. „Von insgesamt sieben Sternen könnten wir innerhalb der nächsten 100 Jahre eine Antwort bekommen.“ Alle fünf ersteren Sterne sind weniger als 50 Lichtjahre von der Erde entfernt, die beiden weiteren nicht mehr als 73.

Zum Thema

Wenn alles ideal läuft, könnten wir bereits in wenigen Jahren, 2029, eine erste Antwort auf unsere eigenen DSN-Signale erhalten, weil die Signale Richtung „Pioneer 10bereits 2002 den weißen Zwergstern „Gaia EDR2 2611561706216413696“ in 27.6 Lichtjahren Entfernung erreicht hatten und es knapp 28 dauern würde, sollte eine dortige Zivilisation ebenfalls mit Radiosignalen und unmittelbar geantwortet haben. Die nächste Gelegenheit bietet sich dann 2031, wenn uns Antwortsignale auf die DSN-Botschaften für „Voyager 2“ von dem 7,41 Parsec entfernten SternGaia EDR2 6306068659857135232“ erreichen könnten.

Die Liste der ersten 25 Sterne, die von den Radiosignalen des Deep Space Networks an die fünf Sonden.Copyright/Quelle: Derrick & Isaacson, ArXiv.org 2023

Die Liste der ersten 25 Sterne, die von den Radiosignalen des Deep Space Networks an die fünf Sonden.
Copyright/Quelle: Derrick & Isaacson, ArXiv.org 2023

Während natürlich auch Derrick und Isaacson nicht sagen können, ob es auf Planeten um die identifizierten Sterne auch Leben oder sogar technisch entwickelte Zivilisationen gibt, die unsere Signale nicht nur empfangen und deuten, sondern auch darauf antworten können bzw. wollen, so ist das Ergebnis der Studie ein wichtiger Beitrag zur Suche nach genau solchen Signalen (SETI). Mit dem erstellten Katalog wissen wir zumindest nun sehr genau, wann wir bestenfalls mit Antworten auf unsere DSN-Signale zu rechnen könnten und auf welche Sterne, wir uns bei der Suche nach diesen Signalen konzentrieren müssen.




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Recherchequelle: ArXiv.org

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