Das Teleskop der Sloan Digital Sky Survey mit einem der 234 entdeckten
Signale.
Copyright/Quellen: SDSS.org / Borra u. Trottier, 2016
Quebec (Kanada) – Im Licht von 234 fernen Sternen haben kanadische Astrophysiker „sonderbare periodische spektrale Modulationen“, also wiederkehrende Veränderungen im Lichtmuster entdeckt, für die sie nach eingehender Prüfung weder technische noch astrophysikalische Erklärungen finden konnten. Stattdessen entsprechen die entdeckten Muster genau jenen potentiellen intelligenten Signalen, auf deren mögliches Vorhandensein in bereits existierenden astronomischen Datensätzen einer der Autoren bereits 2012 in einem Fachartikel hingewiesen hatten.
Wie Prof. Ermanno F. Borra und Eric Trottier von der Université Laval aktuell und vorab via „ArXiv.org“ erläutern, entdeckten sie die sehr schmalbandigen Signale durch eine sog. Fourier-Transformation-Analyse der Spektraldaten von 2,5 Millionen Sternen durch die Sloan Digital Sky Survey, um hier nach periodisch auftretenden Veränderungen (Modulationen) zu suchen.
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Tatsächlich haben die beiden Astrophysiker in 234 Fällen solche Signale entdeckt. Mehrheitlich handelt es sich bei jenen Sternen, in deren Lichtspektrum die beschriebenen Modulationen entdeckt wurden, um Sterne der Spektralklassen zwischen F2 bis K1. Unsere Sonne ist ein Stern der Spektralklasse G2V und liegt damit im Mittelfeld dieses Spektrums. Die Signalart wurde zudem bei keiner Spektralart von Quasaren und Galaxien entdeckt.
Spektrum eines F5-Sterns im Fourirmodus, in dem das Signal (s. Vergr) deutlich wird.
Copyright/Quelle: Borra u. Trottier, 2016
Wie Borra und Trottier in ihrem Artikel ausführlich darlegen, handelt es sich bei diesen Modulationen um vergleichsweise schwache Signale, wie sie nur mit Hilfe der Fourir-Transformations-Analyse entdeckt werden können. In ihrem Artikel haben sie vergeblich nach bekannten technischen und/oder astrophysikalischen Erklärungen für die entdeckten Signale gesucht:
„Die Signale können nicht von Effekten stammen, die technischer Natur sind oder auf die Analysemethode zurückgeführt werden können, weil sie eben nur in einem sehr kleinen Teil und Spektrum der analysierten Sterne (234 von 2,5 Millionen) gefunden wurden. Zudem sollten sich solche Effekte mehrheitlich auch auf die hellsten Objekte in den Datensätzen auswirken, was sie aber nicht tun.“
Prof. Ermanno F. Borra
Copyright/Quelle: ulaval.ca
„Wir haben auch andere Möglichkeiten in Betracht gezogen, etwa Rotationsübergänge in Molekülen und schnelle Pulsationen, wie wir sie aber ausschließen können. Gleiches gilt für eine Veränderung der Spektrallinien durch die Fourier-Analyse. (…) Alleinig eine bislang gänzlich unbekannte „extrem sonderbare chemische Zusammensetzung eines wirklich kleinen Teils der Sterne im Galaktischen Halo“ könnte als alternative Erklärung in Betracht kommen.“
Vor diesem (im Fachartikel ausführlich dargelegten) Hintergrund, ziehen Borra und Trottier abschließend die Möglichkeit in Betracht, „dass sie Signale von Lichtpulsen stammen, die von außerirdischen Intelligenzen (Extraterrestrial Intelligence = ETI) erzeugt werden, die uns auf ihre Existenz hinweisen möchten.“
Tatsächlich hat Ermanno F. Borra schon 2012 in einem Artikel genau diese Möglichkeit erstmals aufgezeigt und vorgeschlagen, außerirdische Signale in bereits vorhandenen Datensätzen verschiedener Himmelsdurchmusterungen wie SDSS zu suchen. In dieser Arbeit hatte Borra bereits entsprechende Spektren simuliert. Solche starken Lichtsignale könnten beispielsweise mit einem starken Laser ausgesendet werden. Entsprechend moduliert würden diese dann dem Spektrum des Sterns ein Muster aufprägen, dass einem intelligenten Beobachter auffallen könnte.
„Die jetzt festgestellte exakte Übereinstimmung der tatsächlich entdeckten Signale mit den vorhergesagten Modellen, stützt zumindest die ETI-Hypothese – auch wenn diese selbst zum derzeitigen Zeitpunkt natürlich noch durch weitere Arbeiten bestätigt (oder widerlegt) werden muss“, erläutern die Autoren.
Ein schon 2012 von Borra simuliertes und – zunächst nicht sichtbar – moduliertes Spektrum eines Sterns (l.) offenbart nach der Fourir-Transformations-Analyse das darin beinhaltete Signal (r.).
Copyright/Quelle: Ermanno F. Borra, 2012
„Außerirdische Intelligenzen könnten Paare von Lichtpulsen, die jeweils durch ein konstantes Zeitintervall voneinander getrennt sind, die nun beobachteten periodischen Spektralmodulationen erzeugen, um uns auf ihre Existenz aufmerksam zu machen und Botschaften zu senden.“
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Auch der Umstand, dass alle entdeckten Signale von Sterntypen stammen, die sich rund um den Spektraltyp unserer Sonne gruppieren (F2-K1) stärkt zumindest für die beiden Autoren die ETI-Hypothese, da es diese mehr oder weniger sonnenähnlichen Sterne sind, in deren Umfeld laut derzeitig vorherrschender Theorie, wahrscheinlich am ehesten intelligenten Zivilisationen zu erwarten wären.
Allerdings benötige die ETI-Hypothese, um als Erklärung für die entdeckten Modulationen angesehen werden zu können, auch die Vorstellung, von (234) unterschiedlichen Sendern, die alle im gleichen Zeitabstand Lichtpulse senden: „Eine von vielen Erklärungen für diese Spekulation wäre, dass die intelligente Quelle genau dadurch verdeutlichen möchte, dass diese Signale intelligenter Herkunft sind“, so Borra und Trottier.
Abschließend schlagen die Autoren die gezielte Beobachtung der von ihnen aufgelisteten Sterne mit photoelektrischen Detektoren vor, die in der Lage sind, sehr schnelle Signale zu registrieren. Darüber hinaus sollten diese Sterne auch mit großen Teleskopen untersucht werden, um hochauflösende Spektren und Hintergrunddaten zu erhalten, mit denen die Signale weiterführend und noch detailreicher untersucht werden könnten, um dann auch absolut eindeutig technische und Datenverarbeitungsfehler ausschließen zu können.
Zugleich geben Trottir und Borra aber auch einen Aspekt zu bedenken, der auf viele potentielle SETI-Ortungen zutrifft und den es immer wieder zu bedenken gilt:
„Allerdings könnte es auch sein, dass die ETI-Quelle auch nicht ständig Signale in unsere Richtung sendet. Das Ausbleiben zukünftiger Beobachtungen angesichts einiger der genannten Sterne muss also nicht zwingend bedeuten, dass es dort keine ETI gibt. Der Grund, warum ETI nicht fortwährend Signale sendet, könnte alleine schon darin liegen, dass man eine große Anzahl von Sternen auf diese Weise anvisiert, wodurch zu viel Energie benötigt werden würde, wenn man alle diese Sterne gleichzeitig und fortwährend anpeilt.“
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