Das Teleskop der Sloan Digital Sky Survey mit einem der 234 entdeckten
Signale.
Copyright/Quellen: SDSS.org / Borra u. Trottier, 2016 (Bearb.: grewi.de)
Mountain View (USA) – Nur wenige Tage ist es her, dass kanadische Astrophysiker erklärt hatten, dass sie gleich 234 Signale identifiziert hätten, für die sie trotz Prüfung keine technischen oder natürlich-astrophysikalischen Erklärungen finden konnten – und deshalb die Hypothese vertreten, dass es sich um intelligente Signale aus dem All zuhandeln scheint (…GreWi berichtete). Jetzt hat sich auch die sonstige internationale SETI-Gemeinde aus Astronomen, die nach außerirdischen Signalen suchen, zur Behauptung der beiden Astronomen geäußert und zeigen sich mehrheitlich verhalten bis skeptisch – wollen aber die Informationen der Astronomen offen überprüfen.
„Es gibt wohl kaum eine gewagtere Behauptung in der Astrophysik als jene, man habe intelligentes Leben außerhalb der Erde entdeckt“, kommentiert Andrew Siemion, der Direktor des SETI Research Centre at the University of California Berkeley die Behauptung der Astronomen Ermanno Barro und Eric Trottier gegenüber dem „New Scientist“ und führt weiter aus: „Man sollte solche Behauptungen aber nicht in die Welt setzen, wenn man nicht zuvor auch wirklich alle möglichen Erklärungen überprüft hat.“
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den tägichen GreWi-Newsletter bestellen +
Siemion selbst steht der Breakthrough Listen Initiative des Milliardärs Juri Milner vor (…GreWi berichtete 1, 2) und trotz seiner grundsätzlich Skepsis gegenüber der Behauptung von Borra und Trottier hat das mit 100 Millionen Dollar finanzierte Breakthrough Projekt nun jedoch einige der Sterne mit ins Beobachtungsprogramm aufgenommen, die die beiden kanadischen Astrophysiker vorgeschlagen haben.
Gegenüber „Grenzwissenschaft-Aktuell.de“ erklärte Ermannoi Borra, er habe schon zuvor auch SETI-Astronomen von seiner Entdeckung berichtet. Diese hätten sich interessiert gezeigt und eigenen Folgeuntersuchungen angekündigt. Jetzt sei es an den Astronomen, die Entdeckung zu überprüfen und die E.T.I.-Hypothese dadurch zu bestätigen oder zu widerlegen.
Trotz der Aufnahme einiger der von Borra und Trottier hervorgehobenen Sterne, teilt die Breakthrough Initiative den Enthusiasmus der beiden derzeit noch nicht und erklärt dazu in einem Statement, man bewerte die Entdeckung derzeit noch mit gerade einmal 0 bis 1 („keine Relevanz“ bis „unbedeutend“) auf der sogenannten Rio-Skala, mit der SETI-Astronomen die Bedeutung potentieller außerirdischer Signale von 0 bis 10 („außerordentlich“) einstufen (s. Abb.).
Im Gegensatz zu Borra und Trottier vermuten die Berkley-Breakthrough-Astronomen dass die angeblichen Signale auch auf von der verwendeten instrumentellen Optik oder auch durch die verwendete Software verursacht worden sein könnten. Auf beide Fälle sind Borra und Trottier allerdings in ihrem Artikel schon erläuternd eingegangen und glauben diese als Erklärung für die indentifizierten Signale ausschließen zu können.
Das Automated Planet Finder am Lick Observatory.
Copyright: Vogt et al. 2014
Durch die jetzt eingeleitete Beobachtung einiger der von Borra und Trottier ausgewählten Sterne mit dem Automated Planet Finder am Lick Observatory (s. Abb.) wollen die Astronomen prüfen, ob die beschriebenen Signale auch von weiteren unabhängigen Observatorien gefunden werden können.
…GreWi wird weiter berichten.
GreWi-Kurzgefaßt
– SETI-Astronomen zeigen sich gegenüber der Behauptung zweier kanadischer Astrophysiker über die Entdeckung von 234 potentiell intelligenten Signalen skeptisch.
– Dennoch nimmt die Breakthrough Listen Initiative einige der 234 beschriebenen Sterne ins Visier, um die Behauptungen der Astrophysiker zu überprüfen.
© grenzwissenschaft-aktuell.de