500 Mio. Jahre älter: 1 Mrd. Jahre alte Fossilien von Pilzen entdeckt
Sudbury (Kanada) – Bei Fossilien, die auf ein Alter von rund einer Milliarde Jahren datiert wurden, handelt es sich offenbar um die von Pilzen. Die Entdeckung datiert die ältesten Pilzexemplare damit um ganze 500 Millionen Jahre (!) vor, was einige interessante Konsequenzen mit sich bringt.
Entdeckt wurden die Mikro-Fossilien, die vermutlich der Art Ourasphaira giraldae zugeschrieben werden können, in der Grassy Bay Formation in den kanadischen Northwest Territories. „Die Fossilien zeigen zahlreiche Merkmale, die typisch sind für Pilze, darunter Pilzhyphen und Sporen“, berichtet das Team um Dr. Elizabeth Turner von der kanadischen Laurentian University aktuell im Fachjournal „Nature“ (DOI: 10.1038/s41586-019-1217-0).
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Als Teil biologischer Zyklen spielen Pilze eine wichtige Rolle für moderne Ökosysteme: Sie kompostieren organische Stoffe und machen wandeln damit deren Energie und Nährstoffe wiederverwertbar um. In den frühen Jahren des irdischen Lebens könnten Pilze eine wichtige Rolle bei der Eroberung der Landmassen gespielt und so zum Erfolg der Landpflanzen beigetragen haben.
Zum Thema
„Die Existenz von Pilzen bereits vor einer Milliarde Jahren – und damit eine halbe Milliarde Jahre früher als bislang gedacht – hat grundlegenden Konsequenzen“, kommentiert die Wissenschaftlerin und führt dazu weiter aus:
– Die mikrofossile Ansammlung, die den Pilz enthält impliziert die Existenz eines komplexen Ökosystems bereits vor einer Milliarde Jahren, das verschiedene, mikroskopisch kleine Eukaryoten (Lebewesen, deren Zellen über einen Zellkern verfügen) enthielt, die die meisten Rollen in einem modernen Nahrungsnetz eingenommen haben – Photosynthese (Erzeugung von energiereichen Biomolekülen aus energieärmeren Stoffen mithilfe von Sonnen-Lichtenergie), verbrauchende Photosynthese , Abbau von organischem Material (Pilz) und sogar Prädation (Beziehung zwischen Räuber und Beute) eines Eukaryoten mit anderen. Die Biota (also alle Lebewesen) der Erde umfasste daher viel früher als bisher angenommen vielfältige, komplexe Organismen.
– Es ist bekannt, dass Pilze und Tiere genetisch verwandt sind (die Gruppe der „Opisthokonta“ bilden) und einen gemeinsamen Vorfahren haben. Das Vorkommen von Pilzen vor einer Milliarde Jahren deutet darauf hin, dass die Divergenz (Aufspaltung) der Pilz- und Tierlinien vorher stattgefunden haben muss. Irgendeine Form von Proto-Tier muss bereits vor einer Milliarde Jahre existiert haben, lange vor dem frühesten bekannten fossilen Nachweis von Tieren (bislang: 650 Millionen Jahre) und lange vor dem Aufkommen leicht identifizierbarer Tierfossilien (Phanerozoikum).
– Die Grassy Bay Formation bewahrt Sedimente, die in einer Mündung abgelagert wurden, einer Art Erdoberflächenumgebung, in der Land und Ozeane aufeinandertreffen. Es ist möglich, dass der fossile Pilz vom Land stammt und nicht in einer Meeresumwelt lebte, was auf das Vorhandensein eines einfachen Ökosystems an Land bereits vor einer Milliarde Jahren hindeuten könnte.
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Recherchequelle: Laurentian University
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