75 Mio. Jahre alte Dino-DNA gefunden?
Peking (China) – In einem rund 75 Millionen Jahre alten Fossil eines Entenschnabelsaurier-Nestlings haben Wissenschaftler Mikrostrukturen entdeckt, die morphologisch mit Kernen und Chromosomen in Zellen in verkalktem Knorpel übereinstimmen und glauben, dass es sich um außergewöhnliche Zellkonservierung handelt. Sollte sich der Befund bestätigen, dürfte dies die Diskussion um ein Wiedererwecken der Dinosaurier erneut entfachen.
Wie das Wissenschaftlerteam um Alida Bailleul von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften im Fachjournal „National Science Review“ (DOI: 10.1093/nsr/nwz206) berichtet, deute eine auf die isolierten Zellen beschränkte spezifische DNA-Färbung daraufhin, dass endogenes Kernmaterial die Fossilierung überlebt hat: „Unsere Daten stützen die Hypothese, dass verkalkter Knorpel in diesem mesozoischen Material auf molekularer Ebene erhalten bleibt, und legen nahe, dass Reste einst lebender Chondrozyten, einschließlich ihrer DNA, möglicherweise selbst über Millionen von Jahren erhalten bleiben.“
Die von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern untersuchten Fossilien eines Nests mit vor rund 75 Millionen Jahren – und damit während der Kreidezeit – frisch geschlüpften Entenschnabelsauriern (Hypacrosaurus stebingeri) stammt von einer Dino-Fundstelle aus der Two-Medicine-Formation im US-Bundesstaat Montana.
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +
Bei Detailuntersuchungen des fossilen Knorpelgewebes, von denen die Forscher sich eigentlich Informationen über das Wachstum der Saurier erhofft hatten, entdeckten sie zu ihrer eigenen Überraschung im untersuchten Gewebe ungewöhnlich gut erhaltene Zellen. Zwei Zellen scheinen sogar noch miteinander verbunden, könnten sich also noch am Ende der Zellteilung befunden haben. Hinzu entdeckten die Forscher Zellstrukturen wie Kern- und Chromosomen-ähnliche Gebilde.
Der bisherige Rekordhalter von konservierter DNA ist mit mind. 700.000 Jahren kaum eine Million Jahre alt und die meisten Wissenschaftler bezweifelten bislang, dass Erbgut länger überdauern könne. Da die Analysen an Material aus dem Innern einer zuvor intakten Zelle durchgeführt wurden, schließen die Autoren der Studie allerdings kategorisch aus, dass die DNA durch Kontamination in das Fossil geraten sein könnte.
Jetzt hoffen die Forscher, dass der Fund auch andere Kollegen weltweit zu eigenen Untersuchungen nach Erbgutresten inspiriert, um die vorgelegten Entdeckungen und Folgerungen überprüfen und bestenfalls bestätigen zu können.
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Russland plant High-Tech-Klonlabor zur Widerbelebung von Mammut und Höhlenlöwe 3. September 2018
Wissenschaftler fordern namentliche Kennzeichnung von gentechnisch nachgebauten Organismen 12. Juni 2017
Genetiker wecken „biologische Aktivität“ in Mammut-Zellkernen 12. März 2019
Forscher finden rote Blutzellen in Dinosaurier-Fossilien 10. Juni 2015
Forscher züchten Hühnern Dino-Kralle zurück 26. Mai 2015
Forscher lassen Hühnern wieder Dinoschnauzen wachsen 18. Mai 2015
Wissenschaftler nach ‘frischem’ Mammut-Fund: “Chance für erfolgreiches Klonen eines Wollhaarmammut ist hoch” 20. März 2014
Mammut-Kadaver mit “Frischfleisch” und flüssigem Blut entdeckt 31. Mai 2013
Neue Hoffnung für “Jurassic Park”: Forscher finden erhaltene Proteine in Saurierknochen 24. Oktober 2012
Forscher extrahieren Proteine und weiches Gewebe aus Saurier-Knochen 5. Mai 2009
Quelle: National Science Review
© grenzwissenschaft-aktuell.de