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750 Kilometer Anreise: Altarstein von Stonehenge kam einst aus Nordschottland

Heute liegt der Altastein von Stonehenge (Kreis) begraben unter zwei großen aus der Nähe (ca. 25 Kilometer) stammendenen Sarsensteinen.Copyright: National Heritage
Heute liegt der Altastein von Stonehenge (Kreis) begraben unter zwei großen aus der Nähe (ca. 25 Kilometer) stammendenen Sarsensteinen.
Copyright: National Heritage

Perth (Australien) – Die Frage, woher die Steine des Steinkreises stammen, bewegt die Archäologie schon lange. Nachdem bereits die Herkunft der riesenhaften Tore, die der Sarsen- und Blausteine geklärt werden konnte, hat eine geologische Analyse nun auch die Herkunft des zentralen Altarsteins geklärt: Der sechs Tonnen schwere Quader stammt von der 750 Kilometer entfernten Nordspitze Schottlands und stellt damit bisherige Vorstellungen der damaligen Transportmethoden in Frage.

Wie das Team um Professor Chris Kirkland und den Mineralogen und Doktorand der Curtin University Anthony Clarke aktuell im Fachjournal „Nature“ (DOI: 10.1038/s41586-024-07652-1) berichtet, war man bislang davon ausgegangen, dass der Altarstein aus Wales stammt. Die Tatsache, dass der gewaltige Stein vor rund 5.000 Jahre über eine solche Distanz von Nordschottland aus transportiert werden konnte spreche zudem für unerwartet fortschrittliche Transportmethoden und gesellschaftlicher Organisation zur Zeit der Ankunft des Steins an seinem späteren und heutigen Standort in der Mitte des Steinkreises von Stonehenge in der südenglischen Grafschaft Wiltshire.

Zu ihrer Erkenntnis gelangten die Forschenden um Clarke anhand einer Analyse des Alters und der chemischen Zusammensetzung der Mineralien in Fragmenten des Altarsteins. Dieses stimme mit Gesteinen aus dem Nordosten Schottlands überein und unterscheide sich deutlich von den Gesteinen in Wales.

„Unsere Analyse ergab, dass bestimmte Mineralienkörner im Altarstein größtenteils zwischen 1.000 und 2.000 Millionen Jahre alt sind, während andere Mineralien etwa 450 Millionen Jahre alt sind“, so Mr. Clarke. Somit ergebe sich ein deutlicher chemischer Fingerabdruck, der darauf hindeute, dass der Stein aus Gesteinen im Orkadischen Seen (Orcadian Basin) in Nordschottland stammt, das mindestens 750 Kilometer von Stonehenge entfernt liegt.

Die Ergebnisse werfen faszinierende Fragen auf, insbesondere in Bezug auf die technologischen Einschränkungen der Jungsteinzeit, etwa jene, wie ein solch massiver Stein um etwa 2.600 v. Chr. über eine derart weite Strecke transportiert wurde.“

Hintergrund
Während bislang lediglich grob Nordschottland als Ursprungsort des Altarsteins zugeordnet werden kann, halten die Forschenden selbst die Orkney-Inseln für wahrscheinlich: „Gemeinsame architektonische Elemente und Felskunst-Motive zwischen neolithischen Monumenten auf Orkney, im Norden Britanniens, und in Irland weisen auf die weiträumige Bewegung von Menschen und Baumaterialien hin.“

Blick auf einige Steine der großen Steinkreisanlage von Calanais (o.) auf der schottischen Isle of Lewis und den Steinen auf Orkney (u.).Copyright: A. Müller für Grenzwissenschaft-Aktuell.de
Blick auf einige Steine der großen Steinkreisanlage von Calanais (o.) auf der schottischen Isle of Lewis und den Steinen auf Orkney (u.).
Copyright: A. Müller für Grenzwissenschaft-Aktuell.de

Dass die Ergebnisse erhebliche Auswirkungen auf das Verständnis antiker Gemeinschaften, ihrer Verbindungen und ihrer Transportmethoden haben, unterstreicht auch Studien-Mitautor Professor Chris Kirkland, ebenfalls von der Timescales of Mineral Systems Group an der Curtin University.

„Unsere Entdeckung des Ursprungs des Altarsteins hebt ein bemerkenswertes Maß an gesellschaftlicher Koordination während der Jungsteinzeit hervor und trägt dazu bei, ein faszinierendes Bild des prähistorischen Großbritanniens zu zeichnen“, sagt Professor Kirkland: „Der Transport einer solch massiven Fracht über Land von Schottland nach Südengland wäre äußerst herausfordernd gewesen, was auf eine wahrscheinliche Schifffahrtsroute entlang der britischen Küste hindeutet. Dies impliziert dann auch Fernhandelsnetzwerke und ein höheres Maß an gesellschaftlicher Organisation, als es allgemein für die Jungsteinzeit in Großbritannien angenommen wird.“

Position des zentralen Altarsteins im Diagramm der Positionen der Steine von Stonehenge (Illu).Copyright/Quelle: Clarke et al., Nature 2024 / CC BY 4.0
Position des zentralen Altarsteins im Diagramm der Positionen der Steine von Stonehenge (Illu).
Copyright/Quelle: Clarke et al., Nature 2024 / CC BY 4.0

Auch für Professor Richard Bevins von der Aberystwyth University, ebenfalls Mitautor der Studie, stellt das Untersuchungsergebnis entsprechende Vorstellungen in Frage, die seit Jahrhunderten Gültigkeit besaßen: „Es ist uns gelungen, sozusagen das Alter und die chemischen Fingerabdrücke von möglicherweise einem er berühmtesten Steine des weltbekannten alten Monuments zu entschlüsseln. Obwohl wir jetzt sagen können, dass dieser ikonische Stein schottisch und nicht walisisch ist, wird die Suche nach dem genauen Herkunftsort des Altarsteins im Nordosten Schottlands sicherlich weitergehen.“

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Auch für einen weiteren Mitautor des Fachartikels, Dr. Robert Ixer vom UCL Institute of Archaeology, sind die Ergebnisse zugleich „wirklich schockierend“, aber dennoch auf wissenschaftlicher Grundlage erlangt. „Die Arbeit wirft zwei wichtige Fragen auf: Warum und wie genau wurde der Altarstein von der weit nördlichen Spitze Schottlands, einer Entfernung von mehr als 700 Kilometern, nach Stonehenge transportiert?“

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Recherchequelle: Curtin University, Nature

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Andreas Müller
Autor und Publizist
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Andreas Müller
(Kornkreisforscher)

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