AATIP: Pentagon korrigiert bisherige Aussagen zu „geheimem UFO-Programm“

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Symbolbild: UFO-Untersuchungen am US-Verteidigungsministerium? Copyright: TheBlackVault.com

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Washington (USA) – Nachdem das US-Verteidigungsministerium zunächst offiziell bestätigt hatte, dass ein geheimes Programm mit der Bezeichnung „Advanced Aerospace Threat Identification Program“ (AATIP) auch und vornehmlich das Ziel verfolgt habe, unidentifizierte Flugobjkete zu untersuchen, hat das Pentagon nun diese offizielle Position in dieser Frage und bisherigen Aussagen um 180 Grad korrigiert. Die aktuellen Pentagons-Statements wecken auch Zweifel an Luis Elizondo, der nach eigenen Aussagen das AATIP-Projekt geleitet haben will.

– Bei dem folgenden Artikel handelt es sich um eine von Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) erstellte Übersetzung des englischsprachigen Originalartikels von John Greenewald Jr. mit dem Titel „The Pentagon Corrects Record on ‚Secret UFO Program‘“ der erstmals am 6. Dezember 2019 auf TheBlackVault.com veröffentlicht wurde. GreWi bedankt sich bei dem Autor für dessen freundliche Genehmigung zur Übersetzung.

Am 16. Dezember 2017 wurde erstmals von der „New York Times“ und „Politico.com“ die Nachricht über ein obskures Programm veröffentlicht, von dem beide Medien berichteten, dass darin UFOs – die neuerdings als „Unidentified Aerial Phenomena“ oder kurz „UAPs“ bezeichnet werden, um das Stigma rund um das Thema zu verringern – im direkten Fokus standen. Nun jedoch scheint das Pentagon seine Haltung in dieser Sache grundlegend geändert zu haben: Jetzt behauptet das Pentagon, dass man die bisherigen offiziellen Aussagen korrigieren und einige Ungenauigkeiten beseitigen wolle und erklärt nun, dass AATIP kein UFO- oder UAP-Programm war.

„Weder AATIP noch (dessen immer wieder damit verwechselte Teilprogramm „Advanced Aerospace Weapon System Applications Program“ (AAWSAP) – hatten mit UAPs zu tun“, erklärte nun die Pentagon-Sprecherin Susan Gough in einer E-Mail an „TheBlackVault.com“.

„Der Zweck von AATIP bestand darin, ausländische Anwendungen von fortschrittlichen Waffensystemen für die Luft- und Raumfahrt mit zukünftigen Technologieprojektionen in den kommenden 40 Jahren zu untersuchen und ein Kompetenzzentrum für fortschrittliche Luft- und Raumfahrttechnologien zu schaffen.“

Die jüngste Position des Verteidigungsministeriums, laut der AATIP (über das nur wenige Detailinformationen bekannt sind) überhaupt kein UFO-Programm war, scheint eine der dramatischsten Kehrtwenden in diesem Bereich zu sein, seit das Programm 2017 erstmals enthüllt wurde.

Hintergrund
Der Begriff „AAWSAP“ bezieht sich auf das „Advanced Aerospace Weapon System Applications Program“. Ein Vertrag, der von der „Defense Intelligence Agency“ (DIA) veröffentlicht wurde und am 18. August 2008 um Angebote aus dem privaten Sektor warb. Bis zum Stichtag, dem 5. September 2008, hatte nur ein Bewerber eine Bewerbung bzw. Angebot eingereicht und das war die Bigelow-Aerospace-Tochter „Bigelow Aerospace Advanced Space Studies“ (BAASS). Sie erhielten den Zuschlag und arbeiteten nach Angaben der New York Times mit einem Budget von 22 Millionen US-Dollar. (Anm: TheBlackVault.com konnte diesen Budgetbetrag bislang nicht unabhängig überprüfen.)

Zahlreiche Forscher, Blogger und Journalisten auch in den Mainstream-Medien haben AATIP und AAWSAP ebenso wie die Missionsziele beider Programme verwechselt. Zum Beispiel veröffentlichte KLAS-TV einen anonymen Brief von jemandem, der behauptete, an dem Projekt beteiligt zu sein und behauptete, AAWSAP habe paranormale Aktivitäten wie Poltergeister u.ä. untersucht. Ein anderes Beispiel ist ein Blogger der versucht hatte, eine Zeitleiste beider Programme zu erstellen, dabei aber dann häufig Daten, Fakten und Zahlen verwechselte, die bereits von anderer Stelle korrekt ermittelt und dokumentiert worden waren. Nach dem neuesten Bericht des Pentagon ist nichts davon korrekt, da „[AATIP] der Name des Gesamtprogramms war, [AAWSAP] war der Name des Auftrags, den DIA für die Erstellung von technischen Berichten im Rahmen von AATIP vergeben hat.“

Die Titel dieser „technischen Berichte“, auf die sich das Pentagon bezieht, wurden am 16. Januar 2019 über den Freedom of Information Act (FOIA) an „TheBlackVault.com“ weitergegeben. Hierbei handelte es sich um eine Liste von achtunddreißig Dokumenten, die im Rahmen des AATIP-Programms erstellt wurden (…GreWi berichtete). Auf mysteriöse Weise fehlte in den Themen, die in diesen DIRDs (Defense Intelligence Reference Documents) behandelt wurden, alles, was sich direkt auf UFOs oder UAPs bezog.

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Zu den Themen des Berichts gehörten einige spekulative Wissenschaftsbereiche, die von Warp-Antrieben bis hin zu Unsichtbarkeits-Tarnung reichen. Es gab darin jedoch nichts über unidentifizierte Objekte, die am Himmel flogen oder auf Video aufgenommen wurden. Einige Forscher haben angenommen, dass diese Liste von Forschungsthemen lediglich eine Untersuchung darüber war, wie UFOs funktionieren oder wie eine außerirdische Zivilisation den Kosmos durchqueren könnte, um so die Erde zu besuchen. Umgekehrt blieben andere Beobachter und Forscher stets skeptisch und vermuteten, dass gerade diese Liste ein Beweis dafür sein könnte, dass AATIP (und / oder AAWSAP) nichts mit UFOs zu tun hatten und sich nur auf die angesprochenen Parawissenschaften konzentrierten.

Zunächst schien es dann so, als hätten die Kritiker falsch gelegen, als die „New York Post“ (NYP) am 22. Mai 2019 unter der Überschrift „Das Pentagon räumt endlich ein, dass es UFOs untersucht“ berichtete. Zu dem Zeitpunkt, als dieser Artikel damals veröffentlicht wurde, hatte der investigative Journalist Steven Greenstreet von der NYP die Information durch Pentagon-Sprecher Christopher Sherwood erhalten, wonach AATIP „… Forschung und Untersuchungen zu nicht identifizierten Luftphänomenen betrieben hat.“

Verständlicherweise verbreitete sich diese Newsmeldung dann viral (…auch GreWi berichtete).

Etwa sieben Monate später scheint sich die Haltung des Pentagons in dieser Sache nun grundlegend geändert zu haben. Obwohl die Aussage des Pentagon-Sprechers damals von der New York Post genau und korrekt wiedergegeben worden war; erklärt das US-Verteidigungsministerium jetzt, dass die damalige und von der Post zitierte Aussage nicht ganz auf Fakten beruhte.

Auf die Diskrepanz zu den früheren Aussagen angesprochen, erklärte Gough: „Zu der Zeit wiederholte Herr Sherwood Informationen, die ein früherer Sprecher vor zwei Jahren geliefert hatte. Dieser frühere Sprecher ist nicht mehr in meiner Organisation und ich kann nicht beurteilen, warum diese Person in ihrer Erklärung zu AATIP angegeben hat, dass das Programm sich mit anomalen Ereignissen befasst habe. Nach allen offiziellen Informationen, die mir vorliegen, hat AATIP bei Beginn keine Forschung und Untersuchung unidentifizierter Luftphänomene betrieben. Das war weder Teil der technischen Studien noch der vom Programm erstellten Berichte.“

– TheBlackVault.com hat versucht, Greenstreet und die „New York Post“ dazu zu kontaktierten, aber bislang keine Antwort erhalten.

Die neue Haltung des Pentagons steht zudem im Konflikt mit den Aussagen und Behauptungen von Luis Elizondo, einem ehemaligen Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums (Department of Defense, DoD). Dieser behauptet von sich selbst, der Direktor von AATIP gewesen zu sein und dass das Programm fortwährend Nachforschungen über UFOs/UAPs durchgeführt habe. „AATIP selbst verbrachte seine gesamte Zeit mit UFOs“, so Elizondo zuletzt noch im März 2019 auf der Jahreskonferenz der „Scientific Coalition for UAP Studies“ (SCU). „AATIP war zu 100 Prozent ein UFO-Programm. Es hat sich nicht mit (konventionellen) Flugzeugen beschäftigt.“

Luis Elizondo. Copyright: To The Stars Academy of Arts & Science.

Luis Elizondo.
Copyright: To The Stars Academy of Arts & Science.

In der fortwährend verwirrenden Saga bestreitet das Pentagon weiterhin Elizondos Rolle und Teilnahme an AATIP. Laut Pentagon-Sprecherin Gough war Elizondo „nicht der Direktor der AATIP“. Zudem wiederholt sie, Elizondo habe „keine zugewiesenen Verantwortlichkeiten“ innerhalb des Programms gehabt.

Derzeit ist Elizondo Direktor für Regierungsprogramme und -dienste an der „To The Stars Academy“ (TTSA), einer von Rockstar Tom DeLonge geführten gemeinnützigen Organisation, und spielt die Hauptrolle in der Doku-Serie „Unidentified: Inside Americas UFO-Investigation“ des US-amerikanischen TV-Senders „History“.

In der Vergangenheit hat sich Elizondo immer wieder auf die Hierarchie der Programme AATIP und AAWSAP bezogen. „Es wäre unaufrichtig, wenn ich einfach nur sagen würde: AATIP ist in Wirklichkeit AAWSAP. Nun, es ist aus AAWSAP hervorgegangen, aber es ist kein AAWSAP “, sagte Elizondo während der Jahreskonferenz des „Mutual UFO Network“ (MUFON) im Juli 2018. „Und ich denke, die Menschen verstehen dies auch anhand der Dokumentation, die zunehmend öffentlich verbreitet wird.“

– Auch Elizondo hat bislang nicht auf eine Anfrage von TheBlackVault.com reagiert.

Auch wenn die Abkehr des Pentagons von der eigenen früheren Erklärung möglicherweise Teile der Öffentlichkeit, die von den jüngsten UFO-Veröffentlichungen fasziniert sind, frustrieren mag; sollte man die Hoffnungen nicht ganz verloren geben: Denn auch zum Zeitpunkt der aktuellen Aussagen und der Veröffentlichung dieses Artikels erklärte das Pentagon weiterhin, dass die US-Marine weiterhin UAPs untersucht. Zudem gelten die drei Videos, die in den letzten zwei Jahren aufgetaucht sind und weltweit Aufmerksamkeit erregt haben (…GreWi berichtete) immer noch als UAPs, also als „unidentifizierte Phänomene im Luftraum“. Der Umstand, dass das das Pentagon in seinen aktuellen Statements nicht versucht hat, die Tür zum gesamten UFO-Thema gänzlich zuzuschlagen oder auch diese Position grundlegend zu ändern, sollte UFO-Enthusiasten also auch weiterhin ermutigen.

– Bei diesem Artikel handelt es sich um eine von Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) erstellte Übersetzung des englischsprachigen Originalartikels von John Greenewald Jr. mit dem Titel „The Pentagon Corrects Record on ‚Secret UFO Program‘“ der erstmals am 6. Dezember 2019 auf TheBlackVault.com veröffentlicht wurde. GreWi bedankt sich bei dem Autor für dessen freundliche Genehmigung zur Übersetzung.

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Quelle: TheBlackVault.com

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