Alte Strahlungsdaten legen zwei weitere Wasserwelten im Sonnensystem nahe
Laurel (USA) – 40 Jahre alte Strahlungsmesswerte vom Vorbeiflug der NASA-Sonde „Voyager 2” legen flüssige Ozeane unter den eisigen Oberflächen zweier weiterer Monde in unserem Sonnensystem nahe.
Wie das Team um Ian Cohen vom Johns Hopkins Applied Physics Laboratory (APL) bereits im März auf der Lunar and Planetary Science Conference und in einer kommenden Ausgabe im Fachjournal „Geophysical Research Letters“ berichten, legen die Voyager-Daten nahe, dass die beiden Uranus-Monde Ariel und Miranda, zwei von insgesamt 27 Uranus-Monden, Material in den Weltraum abgeben.
Die Daten zeigen, dass die beiden Mond Plasma in den Weltraum abgeben, während der genaue Mechanismus hierfür unbekannt. Eine faszinierende Erklärungsmöglichkeit wäre die, dass beide Monde unter ihrer eisigen Oberfläche flüssige Ozeane verbergen und Material aus diesen in Form von geysirartigen Fontänen aktiv ins All speien.
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Schon zuvor wurden durch Partikel- und Magnetfeldmessungen Beweise für Ozeane unter den Eiskrusten der Jupiter- und Saturnmonde Europa und Enceladus identifiziert. In ähnlicher Weise sprechen nun die alten Voyager-Daten für solche Ozeane unter der Eisoberfläche von Miranda und Ariel.
“Das Interessante an diesen Daten ist der Umstand, dass diese Partikel auf die direkte Umgebung des magnetischen Äquators des Uranus beschränkt waren“, erläutert Cohen. „Magnetische Wellen im Sonnensystem breiten sich für gewöhnlich in Breitengraden aus. Diese Partikel bündelten sich jedoch in der Nähe des Äquators zwischen den beiden Monden.”
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen vermuten, dass die Partikel von Ariel und/oder Miranda stammen und entweder von einer Geysirfontäne in Form von Wasserdampf oder von Kathodenzerstäubung (sog. sputtering) stammt, wenn hochenergetische Teilchen die Mondoberfläche treffen und dabei andere Partikel ins All schlagen. „Derzeit stehen die Chancen 50:50, dass es entweder das eine oder das andere ist“, erläutert Cohen.
Bislang handelt es sich jedoch lediglich um die Daten einer einzigen Beobachtung der besagten Region, zu der keine weiteren Daten vorliegen. „Bis keine weiteren Messungen und Daten vorliegen, gibt es keine Möglichkeit, die Quelle dieser Partikel genau zu bestimmen“, so Cohen abschließend.
Schon länger vermuten Forschende, dass die fünf größten Uranus-Monde – und damit auch Ariel und Miranda – verborgenen Ozeane besitzen, nachdem Aufnahmen der Voyager-Sonden auf der Oberfläche dieser Monde Hinweise für geologischen Austausch, darunter auch Hinweise auf mögliche Eisvulkane (…GreWi berichtete).
Erst 2022 hat ein Expertengremium der US National Academies eine Prioritätsliste für die Ziele der Planetenwissenschaft und Astrobiologie für die nächste Dekade veröffentlicht. Diese sieht in den Monden des Eisriesen Uranus die wichtigsten Ziele der Erforschung und Suche nach außerirdischem Leben im Sonnensystem (…GreWi berichtete).
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Recherchequelle: APL, NASA
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