Simulation des Ereignishorizonts eines Schwarzen Lochs (Illu.). Copyright: grewi.de
Brüssel (Belgien) – Für den 10. April 2019 hat die Europäische Kommission, der Europäische Forschungsrat und das Projekt Event Horizon Telescope (EHT) eine Pressekonferenz angekündigt, auf der „ein bahnbrechendes Ergebnis“ präsentiert werden soll. Basierend auf den beteiligten Wissenschaftlern und Institutionen dürfte es sich um die ersten Ergebnisse der Bemühungen um eine Abbildung des Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Galaxie, bzw. dessen sog. Ereignishorizont, handeln.
Das Forschungsergebnis scheint von derartiger Tragweite, dass insgesamt sechs große Pressekonferenzen gleichzeitig rund um den Globus dazu stattfinden werden: In Belgien (Brüssel, Englisch), Chile (Santiago, Spanisch), Shanghai (Mandarin), Japan (Tokio, Japanisch), Taipeh (Mandarin) und den USA (Washington, D.C., Englisch).
Hintergrund
Seit 2017 sind Astronomen und Astronominnen im Rahmen des Projekts “Event Horizon Telescope” (EHT) mit einem Verbund aus weltweiten Radioteleskopen um die erstmalige Abbildung des massereichen Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße bemüht.
Das EHT besteht aus zahlreichen miteinander kombinierten Teleskopen. Gemeinsam sollen sie genau jenes Schwarze Loch abbilden, das Astronomen für das Zentrum unserer Galaxie, die Milchstraße halten.
Die Orte der zum EHT zusammengeschlossenen Teleskope weltweit. Copyright/Quelle: eventhorizontelescope.org/
“Schon Ende des 18. Jahrhunderts spekulierten die Naturforscher John Mitchell und Pierre Simon de Laplace über ‘dunkle Sterne’, deren Schwerkraft so stark ist, dass Licht ihnen nicht entkommen kann.” Es war diese Idee, die die Grundlage der später dann durch die von Albert Einstein konkretisierten allgemeinen Relativitätstheorie beschriebenen Vorstellung von Schwarzen Löcher legte.
Schwarze Löcher sind Objekte mit einer derart großen und extrem komprimierten Masse, dass selbst das Licht ihrer Anziehungskraft nicht entkommen kann – weshalb sie auch eigentlich nicht direkt beobachtet werden können. Dennoch lassen sie sich eben aufgrund ihrer gewaltigen Schwerkraft indirekt nachweisen. Unter anderem durch die Messung der durch die Kollision zweier Schwarzer Löcher ausgelösten sogenannten Gravitationswellen (…GreWi berichtete).
Auch im Zentrum unserer Milchstraße sollte sich, rund 26.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, ein solches Schwarzes Loch mit der Bezeichnung Sagittarius A* befinden. Aufgrund seiner Wechselwirkung mit seiner kosmischen Umgebung schätzen Astrophysiker seine Masse auf die von rund 4,5 Millionen Sonnen.
Während also ein direktes Foto eines Schwarzen Lochs selbst nicht möglich ist und auch mit dem “Event Horizon Telescope” nicht möglich sein wird, gibt es aber dennoch eine Möglichkeit, ein Schwarzes Loch aufgrund jener letzten Grenze, über die hinaus Licht und Materie unausweichlich aufgesaugt werden, zu beobachten. Diese Grenze bezeichnen Astronomen als “Event Horizon”, den “Ereignishorizont”
Immer dann, wenn Materie diese Grenze überquert gibt diese Materie “der Theorie zufolge intensive Strahlung ab, eine Art ‘Todesschrei’ und damit ein letztes Zeugnis ihrer Existenz”, erläutern Astronomen des an EHT beteiligten Max-Planck-Institut für Radioastronomie. “Diese Strahlung lässt sich unter anderem bei Radiowellen im Millimeterbereich registrieren. Auf diese Weise sollte es möglich werden, den Ereignishorizont eines schwarzen Lochs abzubilden.
Durch den Zusammenschluss vieler Teleskope weltweit, simuliert das EHT-Projekt ein gewaltiges Radioteleskop das dem Umfang unserer Erde entspricht. Die Auflösung des EHT liegt bei 26 Mikro-Bogensekunden, was der Größe eines Golfballs auf dem Mond entspricht – oder der Breite eines menschlichen Haares, gesehen aus 500 Kilometern Entfernung.
Neben unserem eigenen Schwarzen Loch wollen die Wissenschaftler während der Beobachtungskampagne noch mindestens fünf weitere Objekte in Augenschein nehmen: die Galaxien M 87, Centaurus A und NGC 1052 sowie die Quasare OJ 287 und 3C279.
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