Eine im Quellwasser der Ney Springs entstandene, rein anorganische Struktur mit dennoch auffallend biomorphen Merkmalen.
Copyright: García-Ruiz et al. Sci. Adv. 2017;3:e1602285
Tallahassee (USA) – In einem aktuellen Fachartikel zeigen Chemiker, dass natürliche Mikrostrukturen, die alleinig das Ergebnis einfacher chemischer Reaktionen sind, nicht nur aussehen können, wie organische Fossilien, sondern auch deren chemischer Zusammensetzung gleichen. Das erschwert die Suche nicht nur nach Fossilien früher Formen des irdischen sondern auch außerirdischen Lebens auf fremden Planeten.
Wie Professor Oliver Steinbock von der Florida State University und Professor Juan Manuel Garcia-Ruiz vom Consejo Superior de Investigaciones Cientificas in Granada aktuell im Fachjournal „Science Advances“ berichten, konnten sie fossilienartige Strukturen in Quellwasser züchten, die einzig und allein auf einfache chemische Reaktionen zurückgehen – auf den ersten Blick jedoch wie hin fossilen Hinterlassenschaften einstiger Organismen aussehen.
„Unsere Studie zeigt, wie schwierig es ist Formen frühester irdischer Mikrofossilien korrekt als solche zu identifizieren und zeigt auch auf, dass wir die Suche nach Leben auf anderen Planeten und Monden neu definieren müssen“, so die Forscher. „Schließlich – das zeige nicht zuletzt die jetzt vorgelegte Studie – können anorganischen Mikrostrukturen in einigen Fällen kaum von den fossilen Spuren einstigen frühen Lebens unterschieden werden, sowohl was ihre morphologischen Eigenschaften als auch ihre chemische Zusammensetzung anbetrifft.“
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Zwar gab es zuvor schon Hinweise auf derartige Formbildungen unter Laborbedingungen, doch blieb der Nachweis dafür, dass dies tatsächlich auch unter natürlichen Bedingungen möglich ist, noch aus.
Für ihre Studie haben Steinbock und Garcia-Ruiz extrem Formen von Sodawasser aus den Ney Springs in Nordkalifornien analysiert und beim Hinzufügen von allgemein vorhandenen einfachen Chemikalien wie Kalzium oder Barium festgestellt, dass in diesem seltenen aber durchaus natürlich vorkommenden Quellwasser kleinste Strukturen in Form von Röhrchen, Spiralen und wurmartigen Gebilden entstehen, wie sie Mikrofossilien frühester primitiver Organismen zum Verwechseln ähnlich sehen.
Eine im Quellwasser der Ney Springs entstandene, rein anorganische Struktur mit dennoch auffallend biomorphen Merkmalen.
Copyright: García-Ruiz et al. Sci. Adv. 2017;3:e1602285
Zugleich erzeuge das Wasser komplexe Mineralstrukturen, wie sie Perlmut – und damit einem Baustein von Muschelschalen – gleichen.
„Die Ähnlichkeiten zwischen tatsächlichen Fossilien und diesen anorganischen Strukturen gehen also über das reine äußere Erscheinungsbild hinaus und betreffen auf die chemische Natur dieser Objekte“, so die Wissenschaftler abschließend. „Das wird die Suche nach Fossilien frühen irdischen Lebens und außerirdischer Organismen spürbar erschweren.“
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