Kryptoendolithische Mikroorganismen u.a. Kryomyzeen (s. Mirkokopaufnahme r.) bevölkern kleinste Risse in Quarzkristallen.
Copyright: S. Onofri et al.
Viterbo (Italien) – 18 Monate lang haben Schleimpilze aus der Antarktis in einem Experimentalkontainer außerhalb der Internationalen Raumstation (ISS) überlebt, während derer sie Bedingungen ausgesetzt waren, wie sie heute noch auf dem Mars vorherrschen. Einige der Proben überstanden zudem auch extremste Weltraumbedingungen.
Wie die Forscher um Professor Silvano Onofri von der Università degli Studi della Tuscia und Rosa de la Torre Noetzel vom spanischen Instituto Nacional de Técnica Aeroespacial (INTA) aktuell im Fachjournal „Astrobiology“ (DOI: 10.1089/ast.2015.1324) berichten, waren nach 18 Monaten noch 60 Prozent der Zellen der sogenannten Kryptoendolithen, Cryomyces antarcticus und Cryomyces minteri (s.Abb.) noch intakt und wiesen eine weiterhin stabile DNA auf. Gemeinsam mit einigen Kleinstflechten, gehören die mikroskopischen Schleimpilze zu den wenigen Lebewesen, die unter den extrem lebensfeindlichen Bedingungen in den McMurdo-Trockentälern der antarktischen Region Viktorialand – und damit in einer der trockensten und windigsten Gegenden der Erde – überleben können. Die hier vorherrschenden Umstände vergleichen Wissenschaftler mit den Bedingungen auf der heutigen Marsoberfläche.
Neben den antarktischen Pilzen waren im Experimentalkontainer, in dem außerhalb der ISS im Rahmen der ESA-Projekte „LIFE“ (Lichens and Fungi Experiment) und „EXPOSE-E“ die Konditionen auf der Marsoberfläche und extreme Weltraumbedingungen simuliert wurden, auch Proben der Flechten Rhizocarpon geographicum und Xanthoria elegans aus der spanischen Sierra de Gredos und den österreichischen Alpen platziert.
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Für dieses Experiment herrschte innerhalb des EXPOSE-E-Kontainers eine zu 95 Prozent zu CO2; 1,6 Prozent Argon; 0,15 Prozent Sauerstoff; 2,7 Prozent Stickstoff und 370 Wasseranteile pro Million (ppm) angereicherte simulierte Mars-Atmosphäre bei einem Druck von 1.000 Pascal. Zudem sorgten optische Filter dafür, dass die Proben einer mit der Marsoberfläche vergleichbaren ultravioletten Strahlung ausgesetzt waren.
„Die Ergebnisse zeigen uns die Überlebensfähigkeiten selbst irdischer Mikroorganismen – und damit von Indikatoren für Leben – selbst unter mit der Marsoberfläche vergleichbaren Bedingungen“, erläutert Torre. „Diese Informationen helfen uns, zukünftige Projekte und Missionen zu planen, mit denen nach Leben auf dem Mars gesucht werden soll.
Neben der simulierten Marsoberfläche wurden sowohl die Pilze als auch die Flechten extremsten Weltraumbedingungen mit Temperaturschwankungen von -21,5 bis 59,6 Grad Celsius, galaktisch-kosmischer Strahlung von bis zu 190 Megagray, ultravioletter Strahlung und einem Vakuum zwischen 10-7 bis 10-4 Pascal ausgesetzt.
Nach eineinhalb Jahren unter Marsbedingungen hatten die beiden Flechtenarten ihre Stoffwechselaktivität gegenüber jenen Flechten, die dem Weltraum ausgesetzt waren, verdoppelt (und im Falle von Xanthoria elegans sogar um 80 Prozent erhöht).
Die Ergebnisse zeigten zugleich jedoch eingeschränkte photosynthetische Aktivität bei den Flechten unter Weltraumeinfluss, der sich in ähnlicher Form, reduzierend auch auf die Pilze auswirkte. Weiterhin waren aber immerhin noch 35 Prozent der Pilzzellen intakt, wodurch die extreme Widerstandsfähigkeit der antarktischen Pilze erneut unterstrichen wurde.
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