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Antiker Keramikfund in Israel schließt Lücke in der Geschichte des Alphabets

Frühalphabetische Inschrift auf der Innenseite (l.) einer zyprischen Scherbe. Copyright: ÖAW / Antiquity (2021)
Frühalphabetische Inschrift auf der Innenseite (l.) einer zyprischen Scherbe.
Copyright: ÖAW / Antiquity (2021)

Wien (Österreich) – Bei Ausgrabungen in Tel Lachisch, einer Ausgrabungsstätte in Israel, haben Archäologen ein wichtiges Beispiel für die Buchstabenfolge aus der Bronzezeit gefunden: Eine beschriftete Keramikscherbe, die das fehlende Bindeglied in der Geschichte der Entstehung und Verbreitung des Alphabets zu füllen scheint.

Die Erfindung des Alphabets, also einer geordneten und konkreten Abfolge von Buchstaben, gilt in der Entwicklung und Geschichte der Schrift als Revolution. Denn „mit der Entstehung des Alphabets erwuchs ein System, das – mit Blick auf die ägyptischen Hieroglyphen – mit vergleichsweise wenigen Zeichen die Fülle eines sprachlichen Wortschatzes wiedergeben konnte“, erläutert die Pressemitteilung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Bisher fehlten jedoch Belege für die Zeit der Entstehung und Verbreitung erster Alphabetformen.

Bei Ausgrabungen der ÖAW in Israel haben Archäologen nun jedoch eine beschriftete Keramikscherbe als frühes Beispiel für das Alphabet aus der Zeit um 1450 v. Chr. entdeckt, und die Ergebnisse im Fachjournal „Antiquity“ (DOI: 10.15184/aqy.2020.157) veröffentlicht.

In der Keramikscherbe sehen die Archäologen um Felix Höflmayer vom Österreichischen Archäologischen Institut der ÖAW eines der frühesten Beispiele für alphabetische Schrift, die in Israel gefunden wurden.“ Dank präziser C14-Daten konnte die Scherbe sodenn auf 1450 v. Chr. datiert werden. „Allein ihr Vorhandensein bringt uns dazu, die Entstehung und Verbreitung des frühen Alphabets im Nahen Osten neu zu überdenken“, so der Forschenden

Hintergrund
Die Anfänge unseres Alphabets sind auf der ägyptischen Halbinsel Sinai zu finden. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass das Alphabet um 1800 v. Chr. im Umfeld von westasiatischen Arbeitern erfunden wurde, die an ägyptischen Bergbauexpeditionen beteiligt waren. Später verbreitete sich die frühe Buchstabenreihe in die Levante, in das Gebiet östlich des Mittelmeers zwischen der heutigen Türkei im Norden und Ägypten im Südwesten, und entwickelte sich schließlich zum griechischen und lateinischen Alphabet.
(Quelle: ÖAW)

„Üblicherweise wurde die Verbreitung des frühen Alphabets in der südlichen Levante (also dem sog. Morgenland = die die östlich von Italien gelegenen Länder der Antike) als Nebenprodukt der ägyptischen Vorherrschaft auf das 14. oder 13. Jahrhundert v. Chr. datiert“, erklärt Höflmayer. Die jetzt entdeckte Scherbe widerlege nun aber diese These: „Unser Zufallsfund zeigt, dass die Verbreitung des Alphabets deutlich früher anzusetzen ist. Und dass die Ausbreitung des Alphabets aus dem Kontext der ägyptischen Vorherrschaft gelöst werden muss. Denn: diese hat sich erst später entwickelt.“

Bei dem knapp vier Zentimeter große Keramikfragment scheint ein es sich um einen Teil des Randes einer importierten zypriotischen Schale zu handeln, deren Innenseite mit dunkler Tinte beschriftet wurde. In der Scherbe haben sich so etwa eine Handvoll diagonal geschriebener Buchstaben erhalten. Zwar sei die Bedeutung der unbekannt, doch habe die Entdeckung „einen großen Einfluss auf unser Verständnis der Geschichte des Alphabets“, so die Archäologen und Archäologinnen um Höflmayer und führen dazu aus: „Ungefähr gleichzeitig mit dieser alphabetischen Schrift haben wir in Tel Lachisch auch Belege für hieratische Schrift, also kursiv geschriebene ägyptische Hieroglyphen, entdeckt. Hier haben de facto beide Schriftsysteme gleichzeitig existiert.“ Dieser Umstand unterstreiche denn auch die Bedeutung des Fundortes selbst: „Tel Lachisch war in der Bronzezeit eine bedeutende Stadt, die auch in altägyptischen Dokumenten aus dieser Zeit erwähnt wurde. (…) An keinem anderen Ort in der Südlevante hat man so viele Belege für frühalphabetische Schriftlichkeit gefunden, wie in Tel Lachisch.“




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Quelle: ÖAW

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
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Andreas Müller
(Kornkreisforscher)

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