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„Bilder für die Götter“ – Die Archäologin Irina Shevnina über die Geoglyphen in Kasachstan


Kreuz-Quadrat in Nord-Kasachstan.
Copyright/Quelle: DigitalGlobe, courtesy Google Earth

Saarbrücken (Deutschland) – Mit ihrer Präsentation der Entdeckung von mehr als 50 unterschiedlich großen Bodenbildern in Nordkasachstan, sogenannten Geoglyphen, haben kasachische und litauische Archäologen auf dem Jahrestreffen der European Association of Archaeologists (EAA) und auch in den internationalen Medien für Aufsehen gesorgt (…GreWi berichtete). Um mehr und genauere Informationen über das „kasachische Nazca“ zu erfahren, hat „Grenzwissenschaft-Aktuell.de“ die an der Entdeckung und Erforschung der Geoglyphen beteiligte Archäologin Irina Shevnina interviewt.

– Dieses Interview führte GreWi-Herausgeber Andreas Müller im Oktober 2014

GreWi: Frau Shevnina, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unsere Fragen genommen haben. Können Sie uns etwas mehr darüber berichten, wie Sie und Ihre Kollegen die Geoglyphen in Kasachstan entdeckt und seither erforscht haben?

Irina Shevnina.
Copyright: I. Shevnina

Irina Shevnina: Die ersten Geoglyphen wurden 2007 zufällig mit Hilfe von Google Earth gefunden. Zuerst hatten wir nur drei Geoglyphen entdeckt: Die Triskele, ein Quadrat und ein Kreuz. Nach und nach wurden es immer mehr. Mittlerweile kennen wir mehr als 50.

Wir haben das Quadrat und andere mittlerweile auch vor Ort untersucht. Alle Geoglyphen bestehen aus aufgeschütteter Erde und/oder Erdhügeln. Derzeit unterscheiden wir zwei Haupttypen: Die eine Art von Geoglyphen bestehet aus Erdhügeln, die in ihrer Anordnung selbst Linien, Ringe, Kreuze Quadrate und Quadrate mit Kreuzen. Die zweite Gruppe besteht aus aufgeschütteter Erde, also Erdgräben und Erdwällen.


Triskele als Geoglyphe in Nord-Kasachstan.

Copyright/Quelle: DigitalGlobe, courtesy Google Earth

GreWi: Während die Geoglyphen (wie vielerorts weltweit) aus der Luft recht gut zu erkennen sind, ist dies am Boden offenbar deutlich schwieriger. Können sie uns etwas darüber sagen, wie sich die Muster von ihrer Umgebung abzeichnen?

Irina Shevnina: Die Triskele/Swastika selbst ist nur aus der Luft und vom Boden aus so gut wie gar nicht erkennbar. Der Höhenunterschied zwischen Umgebung und dem leicht aufgehäuften Grund beträgt hier gerade einmal 30-40 Zentimeter auf einem Gesamtdurchmesser des Musters von 90 Metern. Die Hügel, die beispielsweise zum großen Kreuz-Quadrat zusammengestellt wurden haben eine Höhe von knapp einem Meter.


Das Kreuz-Quadrat aus der Luft.

Copyright/Quelle: Irina Shevnina


Einzelner Hügel außerhalb der Quadrat-Kreuz-Geoglyphe (s.Abb.o.).

Copyright/Quelle: Irina Shevnina

GreWi: In den bisherigen Berichten (vornehmlich via LiveScience.net) wurde erklärt, dass die Triskele/Swastika nicht aus Erde sondern aus oder mit Holz markiert und daraus hergestellt wurde. Wenn ich Sie nun jedoch richtig verstehe, ist dem nicht so?

Irina Shevnina: Nein, das muss ein Missverständnis oder Übersetzungsfehler sein. Auch dieses Muster besteht, wie obig erwähnt, aus aufgehäuftem Erdboden.

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GreWi: In den bisherigen Berichten kann zudem der Eindruck entstehen, dass die 50 Geoglyphen eine relativ überschaubaren Fläche bedecken. Wie groß ist dieses Areal tatsächlich?

Irina Shevnina: Die Triskele (50°06’09.10″N 65°21’40.15″E) und das große Quadrat (50°49’58.47″N 65°19’34.61″E) sind weniger als 100 Kilometer voneinander entfernt. Alle Geoglyphen befinden sich die der Region Qostanai in Nordkasachstan. Das Gesamtareal ist sehr groß. Einige der Geoglyphen sind 300 bis 600 Kilometer voneinander entfernt.

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Einige eine Kreuz-Geoglyphe bildende Hügel am Horizont.

Copyright/Quelle: Irina Shevnina

GreWi: Was könnten diese Geoglyphen Ihrer Meinung nach sein?

Irina Shevnina: Die Entfernungen zwischen den Bildern und den Hügeln ist so groß, dass man von einem Bodenmuster aus das nächste kaum bzw. gar nicht sehen kann. Von allen Bildern aus ist aber der Himmel zu sehen und die Gesamtform erschließt sich meist nur aus der Luft. Deshalb vermute ich, dass es sich um Bilder handelt, mit denen die Menschen viel eher ihren Göttern etwas mitteilen wollten als anderen Menschen. Aber das ist natürlich nur eine Hypothese. Ich vermute, dass diese Geoglyphen zumindest eine rituelle Bedeutung hatten.

Eine weitere Theorie vermutet, dass es sich um generische Zeichen, ähnlichem den mongolisch Tamgha-Symbolen handelt, mit denen unterschiedliche Stämme territoriale Ansprüche markierten. Für uns hier in Kasachstan ist dieses – wenn auch alte – Phänomen noch neu und die Geoglyphen sind uns noch immer ein Rätsel.


Weitere Geoglyphen in Nord-Kasachstan.
Copyright/Quelle: DigitalGlobe, courtesy Google Earth

GreWi: In den Berichten über Ihre Arbeit heißt es, dass Sie davon ausgehen, dass die Geoglyphen von „Menschen des Altertums“ hergestellt wurden. Können Sie hierzu etwas konkreter werden? Wie alt sind die Geoglyphen und gibt es eine bekannte Kultur in der Region, die dafür in Frage kommt?

Irina Shevnina: Bislang konnten wir folgende Datierungen ermitteln: Mittels OSL (Optisch stimulierte Lumineszenz = Datierungsverfahren für Gesteine und Sedimente) 800-750 v.Chr. und damit späte Bronze- bist frühe Eisenzeit in dieser Region; und mittels Radiokarbondatierungen (C14 = Datierungsverfahren für organische Materialien) 42-85 n.Chr. Das fällt dann also in die mittlere sarmatische und hunnisch-sarmatische Periode. Wir haben es also mit einer wirklich sehr langen Zeitspanne zu tun. Es ist also nicht wirklich klar, welcher Periode sich die Geoglyphen zuordnen lassen.

Leider sind die Hügel keine Grabhügel, da wir anhand solcher Funde recht genau bestimmen könnten, wer, wann und vielleicht auch warum die Geoglyphen erbaut hatte. Bislang können wir somit nur eines sagen: Die Geoglyphen sind ein Rätsel.

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GreWi: Besten Dank für Ihre ausführlichen Antworten und Informationen.

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
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Andreas Müller
(Kornkreisforscher)

ein deutscher UFO-Forscher, Autor und Publizist

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