Astrobiologen identifizieren 24 Exoplaneten, lebensfreundlicher als unsere Erde

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Künstlerische Darstellung eines erdähnlichen Exoplaneten (Illu.). Copyright: NASA Ames/SETI Institute/JPL-Caltech

Künstlerische Darstellung eines erdähnlichen Exoplaneten (Illu.).
Copyright: NASA Ames/SETI Institute/JPL-Caltech

Pullman (USA) – Der einzige Ort, vom dem wir ganz genau wissen, dass dort Leben existiert – unser eigener Heimatplanet Erde – ist nicht zwangsläufig auch der geeignetste Planet für Leben im uns bekannten Universum. Zu dieser Einschätzung kommt eine aktuelle Studie von US-Astrobiologen, die zwei Dutzend Exoplaneten als potentiell noch lebensfreundlicher einstuft. Einige dieser Planeten umkreisen dabei Sterne, die ebenfalls besserer Voraussetzungen für Leben auf ihren Planeten bieten, als unsere Sonne.

Wie das Team um den Astrobiologen Dirk Schulze-Makuch von der Washington State University aktuell im Fachjournal „Astrobiology“ (DOI: 10.1089/ast.2019.2161) berichtet, beinhaltet die Liste dieser potentiell „superhabitablen“ Planeten auch Welten, die älter, ein wenig größer, etwas wärmer und möglicherweise feuchter sind als unsere Erde. Entsprechend „superlebensfreundliche“ Sterne sind in der Regel weniger Aktiv und langlebiger als unsere Sonne.

Obwohl alle der von den Forschern derart identifizierten 24 superlebensfreundlichen Planeten mehr als 100 Lichtjahre von der Erde entfernt sind, sind sie doch zugleich allesamt ideale Ziele für zukünftige Beobachtungen und Analysen mit dem Hubble-Nachfolger, dem für 2021 geplanten „James Webb Space Telescope“ (JWST), sowie mit dem europäischen Missionen LUVIOR und PLATO.

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„Für die anstehenden Weltraumteleskope der nächsten Generation müssen wir eine Auswahl interessanter Ziele treffen, um uns so zunächst auf jene Planeten zu konzentrieren, auf denen die vielversprechendsten Voraussetzungen für komplexes Leben existieren“, so Schulze-Makuch. „Dabei müssen wir auch aufpassen, dass wir uns nicht zu sehr auf die berühmte Suche nach der ‚zweiten Erde‘ konzentrieren. Es gibt vermutlich andere Planeten, die noch geeigneter für Leben sind.“

Gemeinsam mit Rene Heller vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung und Edward Guinan von der Villanova University hat Schulze-Makuch die bislang 4.500 bekannten Exoplaneten untersucht. Das Ergebnis, so geben die Wissenschaftler aber zu bedenken, stelle natürlich noch keinen Beweis dafür dar, dass es auf diesen Planeten auch tatsächlich Leben gibt, es beschreibt lediglich, die auf Planeten vermutlich existierenden Bedingungen für Leben, wie wir es von der Erde kennen.

Hintergrund
Während unsere Sonne das Zentrum des Sonnensystems bildet, hat sie von rund 10 Milliarden Jahren eine vergleichsweise kurze Lebensspanne. Da es bereits 4 Milliarden Jahre gedauert hat, bis komplexes Leben auf einem ihrer Planeten entstand, könnten andere sonnenähnliche (sogenannte G-Sterne) schon ihr Lebensende erreicht haben, bevor komplexes Leben dort überhaupt erst entstehen kann.

Zusätzlich zu Planetensystemen um G-Sterne haben die Astrobiologen auch Systeme um sogenannte K-Zwergsterne untersucht. Diese sind etwa kälter und weniger massereich und hell als unsere Sonne. K-Sterne haben aber den Vorteil, einer zwischen 20 und 70 Milliarden währenden Lebensspanne. Auf diese Weise können auch Planeten, die sie umkreisen, deutlich älter werden als die Erde – her Zeit also für die potentielle Entstehung und Entwicklung komplexer Lebensformen. Zugleich dürfen Planeten aber auch nicht zu alt sein, um so nicht ihre innere, geothermale Wärme und schützende Magnetfelder zu verlieren.

Unsere Erde selbst ist rund 4,5 Milliarden Jahre alt. Einige Wissenschaftler glauben aber, dass erdartige Planeten ihre “besten Jahre” in einem Alter zwischen 5 bis 8 Milliarden Jahren erreichen.

Zugleich stellen die Autoren fest, dass auch Größe und Masse eine wichtige Rolle spielen: So gehen Modelle davon aus, dass Felsplaneten, die etwa 10 Prozent mehr Masse als unsere Erde besitzen, auch über größere Landflächen verfügen. Beträgt die Masse eines Planeten das 1,5-fache der Erde, so sollte seine innere Wärme durch radioaktive Zerfälle entsprechend länger vorhalten und eine größere Schwerkraft auch eine vorhandene Atmosphäre länger halten.

Auch aus Sicht der aktuellen Studie ist Wasser ein Schlüssel für Leben und auch die Autoren argumentieren, dass etwas mehr Wasser als auf unserer Erde vorhanden, dabei helfen würde, mehr Luftfeuchtigkeit, Wolken und Dunst zu erzeugen. Ein nur um etwa 5 Grad geringfügig wärmerer Planet würde – gepaart mit zusätzlicher Feuchtigkeit, für Leben und eine erhöhte Biodiversität noch geeigneter als die Erde. Als irdisches Beispiel hierfür nennen die Autoren die tropischen Regenwälder im Gegensatz zu kälteren, trockenen Gebieten.




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Quelle: Washington State University, Astrobiology

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