Astronomen entdecken weiteren stark abdimmenden Stern
Florianópolis (Brasilien) – Seit 2015 rätseln Astronomen über bislang immer noch unerklärte, teilweise periodisch wiederkehrende Abdunkelungen im Licht des fernen Sterns KIC 8462852 und diskutieren von möglichen astrophysikalischen Erklärungen bis hin zu Vorstellungen gewaltiger künstlicher Konstruktionen einer Super-Zivilisation um den Stern. Jetzt aber haben Astronomen einen weiteren Stern entdeckt, der in ähnlicher Weise immer wieder dunkler und heller wird.
Wie das Team um Roberto Saito von der Federal University of Santa Catarina aktuell vorab via ArXiv.org berichtet, sei auch angesichts des Lichtmusters des Sterns „VVV-WIT-07“ noch nicht klar, was für die beobachteten Abdunkelungen verantwortlich ist:
Aufmerksam auf das schwankenden Lichtmuster wurden die Astronomen um Saito bei ihrer Suche nach Supernovae mit dem VISTA-Telescope in der Atacamawüste, also der Suche nach Sternexplosionen in deren Folge ein Stern merklich aufhellt. Die Beobachtungskampagne trägt den Namen „VISTA Variables in the Vía Láctea“ oder kurz „VVV“.
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Statt jedoch aufzuhellen, beobachteten die Astronomen nun jedoch eine Abdunkelung des Sternslichts und bezeichneten das Objekt deshalb auch als VVV-WIT-07, wobei WIT für „What ist this“ (Was ist das?) steht.
Seit dem Beginn der Beobachtungskampagne 2010 bis 2018 nahm die Helligkeit des Sterns teilweise um bis zu 80 Prozent der Normalhelligkeit ab. Während „KIC 8462852“ während seiner stärksten Abdunkelung gerade einmal um knapp 20 Prozent dunkler wurde, gleicht das Lichtverhalten von „VVV-WIT-07“ dem des 2012 entdeckten Sterns „J1407“, dessen Licht sogar um bis zu 95 Prozent schwächer wurde. Dessen Entdecker, Astronomen um Eric Mamajek von der University of Rochester, vermuten hier einen Planeten mit einen gewaltigen Ringsystem, der den Stern umkreist und so für die wiederkehrende massive Abdunkelung des Sternenlichts verantwortlich ist.
Sollte diese Theorie zutreffen, könnte Ähnliches also auch auf VVV-WIT-07 und andere ähnlich „flackernde Sterne“ zutreffen. Gegenüber „ScienceNews.org“ erklärt auch die Astronomin Tabetha Boyajian von der Louisiana State University, die als erste auf das sonderbare Lichtmuster des nach ihr auch als „Tabby’s Star“ bezeichneten Sterns „KIC 8462852“ aufmerksam wurde und es seither untersucht, dass es angesichts der Entdeckung von immer mehr derartig flackenden Sternen auch schwerer werde, exotische Erklärungen für das Verhalten der Sterne anzuführen: „Wenn es sich hier um das gleiche Phänomen handelt, dass auch KIC abdunkeln lässt, und wir an unterschiedlichen Orten immer mehr solcher Sterne finden, scheint es sich also vielmehr um ein vielleicht sogar recht häufiges Naturphänomen zu handeln.“
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Zugleich gibt Boyajian jedoch zu bedenken, dass es auch Unterschiede zwischen „ihrem Stern“ und „VVV-WIT-07“ gibt: „Letzterer befindet sich in der Galaktischen Ebene – die Sicht auf den Stern von der Erde aus wird also durch eine ganze Menge Staub beeinträchtigt. Das macht es schwer, Details des Sterns – wie etwa seine genaue Entfernung, Alter oder Kategorie – zu bestimmen. Wenn es sich etwa um einen noch relativ jungen und veränderlichen Stern handelt, so könnten seine Lichtschwankungen auf innere Prozesse zurückgehen. Dann müsste man also auch noch nicht einmal die skizzierten, gewaltigen Ringsysteme um einen Planeten oder andere exotische Modelle bemühen. Zu VVV-WIT-07 brauchen wir schlichtweg noch viel mehr Daten.“
Genau diese erhoffen sich Saito und Kollegen von einer zukünftigen gezielten Beobachtungskampagne mit größeren Teleskopen, etwa mit dem Gemini-Teleskop oder der Atacama Large Millimeter Array (ALMA).
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