
Grafische Darstellung bekannter Objekte der sog. Zentauren.
Copyright: Eurocommuter (via WikimediaCommons), CC BY-SA 3.0
Cambridge (USA) – Vor knapp einem Jahr entdeckten Astronomen erstmals ein Objekt, das unser eigenes Sonnensystem durchflog, selbst aber aus einem Planetensystem eines fernen Sterns stammte. Seither sorgt „‘Oumuamua“ für wissenschaftliche Faszination und Spekulationen (siehe Links). US-Astronomen haben nun vier weitere Objekte im Sonnensystem ausgemacht, deren Ursprung sie ebenfalls um ferne Sterne vermuten. Erneut wollen die Astronomen neben einer natürlichen Herkunft auch nicht ausschließen, dass es sich um künstliche Objekte handeln könnte.
Wie die Harvard-Astronomen Amir Siraj and Abraham Loeb in einer kommenden Ausgabe der „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ und vorab via ArXiv.org berichten werden, haben sie mit Hilfe von Computermodellen asteroidenartige Objekte zwischen Sonne und Jupiter untersucht und unter diesen bislang vier Objekte identifiziert, deren Umlaufbahnen sie wahrscheinlich als von außerhalb des Sonnensystems stammend ausweisen.
Statt jedoch wie „1I/2017 U1 Oumuamua“ das unser Sonnensystem nur durchflog und dieses auch wieder verlassen wird, umkreisen die von den Astronomen beschriebenen Objekte 2011 SP25, 2017 RR2, 2017 SV13, und 2018 TL6 vermutlich schon sehr lange die Sonne auf Umlaufbahnen zwischen Jupiter und Neptun. Tatsächlich komme es aber auch immer wieder vor, dass sie sich dabei auch unserer Erde nähern.
Am ehesten gleichen die Umlaufbahnen dieser Objekte jenen der als Zentauren bezeichneten Asteroiden (s. Abb.). Insgesamt zeigen die aktuellen Simulationen, dass es von derartigen Objekten interstellarer Herkunft und Größen von 100 Metern bis 10 Kilometern mindestens 66 vermutlich aber sogar Hunderte geben sollte.

Grafische Darstellung von Kleinkörpern im Sonnensystem. Die Objekte des Kuiper-Gürtels sind grün, die sog. Zentauren Orange dargestellt.
Copyright: Basam (via WikimediaCommons), CC BY-SA 3.0
Gegenüber dem Forbes-Magazine erklärt Siray: „Von den vier jetzt als von potentiell interstellarer Herkunft identifizierten Objekten wissen wir aber noch nicht, ob es sich um Asteroiden, Kometen oder auch um Artefakte handelt.“ Für eine derartige Bestimmung seien die vier Objekte derzeit von der Erde zu weit entfernt. Erst in etwa 20 Jahren werde sich eines der vier Objekte – 2018 TL6 – der Erde derart nähern, dass eine genauere Untersuchung möglich sein wird. „Bislang gibt es keine konkreten Hinweise dafür, dass eines der vier Objekte nicht natürlichen Ursprungs ist.“ Wolle man die Objekte schon vorher untersuchen, sei eine eigene Vorbeiflug-Mission notwendig. Als wahrscheinlichste Quelle für interstellare Objekte in unserem Sonnensystem bezeichnen die Autoren Asteroiden und Kometen, die aus ihrem ursprünglichen Heimatsystem herauskatapultiert wurden.
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Dieses Diagramm zeigt die Umlaufbahn des interstellaren Objekts ‘Oumuamua beim Durchlaufen des Sonnensystems (Illu.). Die rechte Ausschnitssvergrößerung stellt die beobachtete unerwartete Beschleunigung (blau) im Vergleich zur anhand der reinen Gravitationskräfte vorherberechneten Flugbahn (grün) dar (Illu.). Klicken Sie auf die Bildmitte, um zu einer vergrößerten Darstellung zu gelangen. Copyright: ESA
Von dem Forbes-Journalisten Bruce Dorminey zur fortwährenden Diskussion um ‚Omuamua als künstliches Objekt befragt, erläutert Loeb – der erst kürzlich noch erklärte, dass das Objekt Teil eines außerirdischen Lichtsegels sein könnte (…GreWi berichtete) – dass die Daten des Weltraumteleskops „Spitzer“ jegliche für Kometen typische Aktivität ausschließen und das Objekt 10 mal stärker das Sonnenlicht reflektiert habe, als typisch für Asteroiden: „Alle Ergebnisse widersprechen den Eigenschaften bekannter Kometen und Asteroiden des Sonnensystems, stimmen stattdessen aber vollständig mit der Vorstellung eines Objekts künstlicher Herkunft überein.“
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