Die UKIRT-Teleskopaufnahme des Sterns „KIC 8462852“.
Copyright/Quelle: Boyajian et al.
Washington (USA) – Seit mehren Monaten rätseln Astronomen nun schon darüber, was für die bislang einzigartige Verdunklung des Lichts des 1458 Lichtjahre von der Erde entfernten Sterns KIC 8462852 verantwortlich sein könnte. Während einige Astronomen zunächst eine wenige gewaltige künstliche Struktur in Betracht zogen (…GreWi berichtete: 1, 2), fanden Kritiker dieser Möglichkeit eine natürlich-astronomische Erklärung in Kometen (…GreWi berichtete). Die kürzliche Entdeckung einer seit mindestens 100 Jahren fortwährenden stetigen und nicht weniger einzigartigen Abdunklung des Sternenlichts, stellt die Kometen-Erklärung neuerlich stark in Frage (…GreWi berichtete). Jetzt warten Astronomen gespannt auf die nächste Verdunklung von KIC 8462852, von der sie sich wichtige Informationen erhoffen.
„Wenn wir direkt Zeugen der nächsten Abschwächung (des Sternenlichts) werden könnten, so würde dies uns wirklich weiterhelfen“, erläutert Professor Jason Wright von der Penn State University das Hoffen der Astronomen gegenüber „Gizmodo.com„. Wright war der erste Astronom und -physiker, der das ungewöhnliche Lichtmuster öffentlich mit der Möglichkeit einer Verdunklung mit einer gewaltigen künstlichen Struktur – beispielsweise eine sogenannten Dyson-Sphäre bzw. ein Dyson-Schwarm – in Verbindung brachte (…GreWi berichtete: 1, 2).
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Künstlerische Darstellung der Vorstellung eines Transits einer Kometenfamilie vor dem fernen Stern “ KIC 8462852″ (Illu.).
Copyright: NASA/JPL-Caltech
Nicht nur Wright hofft also nun auf die nächste Beobachtung der 2011 und 2013 vom Kepler-Weltraumteleskop gemessenen Transit- also Abdunklungsereignisse. Damals sammelte Kepler nur Informationen im weißen, sichtbaren Lichtspektrum. Sollte ein vergleichbares, neues Ereignis erneut und direkt beobachtet werden, könnten Messungen in einem wesentlich breiteren Spektrum schon sehr viel mehr über die Natur der die Abdunklung verursachenden Objekte aussagen: „Ein solcher spektraler Fingerabdruck könnte uns beispielsweise Absorptionslinien jeglicher Gase liefern, die von der das Sternenlicht verdeckenden Struktur/Objekt ausgehen“, erläutert Prof. Bradley E. Schaefer, der die bereits seit rund 100 Jahren andauernde, stetige Abdunklung kürzlich in Archivaufnahmen des Sterns entdeckt hatte (…GreWi berichtete) gegenüber „Gizmodo“ und führt weiter aus: „Wir könnten eine Rot-Tendenz beobachten. Das würde dann dafür sprechen, dass es sich hauptsächlich um Staub und Trümmer handelt. Oder wie sehen eine farblich eher neutrale Tendenz, was dann eher für einen festen Körper sprechen würde. Ganz gleich wie – eine solche Messung würde die bislang diskutierten Erklärungsmodelle deutlich einschränken.“
Zwei bislang einzigartige, Abdunklungen 2011 und 2013 im Lichtmuster des Sterns „KIC 8462852“. Copyright/Quelle: Boyajian et al.
Allerdings müssen wir alle uns noch einige Monate gedulden: Derzeit befindet sich KIC 8462852 hinter der Sonne – ist also nur bei Tage sichtbar und so unmöglich von der Erde aus zu beobachten.
Wie Gizomodo unter Berufung auf die Mitentdeckerin des ungewöhnlichen Lichtmusters von KIC 8462852, Tabetha Boyajian von der Yale University weiter berichtet, wird der Stern derzeit zwar auch von einigen Satelliten beobachtet, allerdings sei einer permanente Beobachtung nicht gewährleistet. „Derzeit bereiten wir uns vor allem darauf vor, was wir tun können, wenn der Stern in einigen Monaten wieder sichtbar wird. (…) Wenn dann die Abdunklung erneut beginnt, werden wir darauf vorbereitet sein, den Stern mit allem ins Visier zu nehmen, was wir zur Verfügung haben.“
Künstlerische Interpretation einer hypothetischen künstliches Struktur um den rund 1480 Lichtjahre von der Erde entfernten Stern KIC 8462852 (Illu.).
Copyright: Danielle Futselaar / SETI International
Zugleich berichtet Wright, dass trotz der bisherigen negativen Ergebnisse einer Suche nach intelligenten Radio- und Lasersignalen aus Richtung des Sterns (…GreWi berichtete 1, 2)
das SETI-Programm an der University of California in Berkeley, das ebenfalls nach intelligenten, außerirdischen Signalen sucht, derzeit mit der „Breakthrough-Listen-Initiative“ (…GreWi berichtete) während der kommenden Monate eine intensive Breitband-Suche nach Signalen aus der direkten Nachbarschaft von KIC 8462852 plant.
„Die Aussichten dafür, dass wir hier tatsächlich den Effekt von etwas wie einer Dyson-Sphäre sehen, sind weiterhin so unwahrscheinlich, wie zuvor“, so Wright abschließend. „Aber auch ausgeschlossen ist es weiterhin noch nicht.“
Hintergrund:
Die realistischste und am ehesten Dysons ursprünglichen Vorstellungen entsprechende Form (des Einsatzes einer – zumindest teilweisen – künstlichen Ummantelung eines Sterns, etwa zur direkten und großskaligen Energiegewinnung) ist der sog Dyson-Schwarm.Grafische Illustration eines sogenannten Dyson-Schwarms
Copyright: GFDL/BY-SA-3.0/via Wikimedia CommonsEr besteht aus einer großen Zahl unabhängiger Kollektoren die den Stern umkreisen. Sie könnten sich in Größe und Form unterscheiden und gegebenenfalls eigenständige Habitate bilden. Es wurde eine Vielzahl von Vorschlägen für mögliche Verteilungsmuster gemacht, jeder mit seinen eigenen Vorzügen und Nachteilen. Zum Beispiel nutzt ein Dyson-Schwarm in Scheibenform die kinetische Energie seines Rohmaterials am besten aus, das vorwiegend aus Asteroiden besteht, die nahe der Ebene der Ekliptik in ungefähr der gleichen Umlaufrichtung kreisen. In jedem Fall würden einige Kollektoren einen Teil ihres Umlaufs im Schatten anderer verbringen und somit die Effizienz des Schwarms etwas herabsetzen. Das Verhältnis des Erdbahnradius von 149.600.000 km zum Sonnendurchmesser von 1.392.700 km beträgt rund 107,4. Das bedeutet, dass beim Erdbahnradius der Kernschatten eines als kreisscheibenförmig angenommenen Solarkollektors rund 107,4-mal so lang wie der Durchmesser des Solarkollektors ist. In einer Entfernung vom 1074-fachen des Durchmessers des Solarkollektors kann daher die maximale Abschattung nur noch 1 % betragen, weil, von dort aus gesehen, der scheinbare Durchmesser des Solarkollektors 10-mal kleiner ist als der scheinbare Durchmesser der Sonne.
(Quelle: Wikipedia)
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