Peking (China) – Während die Welt gespannt auf die Veröffentlichung des UFO-Berichts des Verteidigungsministeriums und der US-Geheimdienste wartet und sich angesichts der offiziellen UFO-Untersuchungseinheit des Pentagons (UAPTF) auch deutsche Leitmedien zunehmend ernsthaft mit der Frage nach UFOs auseinandersetzten, hat nun ganz überraschend auch das chinesische Militär erklärt, dass man auch im Reich der Mitte nach UFOs fahndet und hierzu künstliche Intelligenz einsetzt. Allerdings sieht Peking in den gesuchten UFOs weniger exotische Phänomene oder gar außerirdische Raumschiffe, sondern feindliche Drohnen. Das hat in China aber vor allem auch sozio-politische Gründe.
Wie die „South China Morning Post“ unter Berufung auf einen Sprecher der chinesischen Volksbefreiungsarmee aktuell berichtet, beobachte man auch in China in den vergangenen Jahren einen drastischen Anstieg an UFO-Beobachtungen und untersuche diese mittlerweile auch durch den Einsatz von sog. Künstler Intelligenz (KI).
Während das US-Militär schon seit einigen Jahren die ursprüngliche Bezeichnung „unidentifiziertes Flugobjekt“ (Unidentified Flying Object), also UFO, durch „unidentified Aerial Phenomena“ (UAP), also „unidentifzierte Phänomene im Luftraum“ ersetzt hat, bezeichnet das chinesische Militär seine UFOs mittlerweile als „unidentifizierte Zustände/Bedingungen in der Luft“ (UACs). Ebenso wie die USA habe auch China mittlerweile eine eigene Untersuchungseinheit für diese Phänomene eingerichtet.
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„Das zunehmende Erscheinen von UACs in den vergangenen Jahren stellt die Luftabwehr und Verteidigungssicherheit China vor schwere Herausforderungen“, zitiert die Zeitung mit Chen Li einen Sprecher der „Air Force Early Warning Academy“ der Volksbefreiungsarmee aus einem bereits 2019 erschienenen Bericht.
Wie die Zeitung weiter zitiert, bringe der Einsatz der KI einige Vorteile bei der Untersuchung der UAC-Phänomene mit sich: „Die KI denkt anders als wir Menschen, sie denkt auch unkonventionell. Sie überprüft selbst kleinste Datenkrümel, die über verschiedene Datensets zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten verteilt sind und sieht Verbindungen, die dem menschlichen Auge entgehen, wenn es darum geht, Sichtungen mit ausländischen oder gar feindlichen Aktivitäten, Amateur-Drohnen, Naturphänomenen oder eben auch anderen Gründen zu erklären.“
Als Datenquellen nutze das chinesische Militär Radarstationen, Kampfpiloten, Polizeidienststellen, Wetterstationen und die Observatorien der chinesischen Akademie der Wissenschaften, um so viel Informationen wie möglich über UACs, bzw. UAPs bzw. UFOs herauszufinden. Die Rohdaten würden zunächst vom regionalen Militär einer Vorabanalyse unterzogen, bevor sie dann an die nationale Datenbank weitergeleitet werden. Hier, am Hauptquartier der Volksbefreiungsarmee, werde dann jeder Detektion und Sichtung der Wert eines Bedrohungs-Index zugeschrieben.
Laut der „South China Morning Post“ sehe man etwa nach der Analyse unerklärter Sichtungen aus dem Bereich des Südchinesischen Meeres „Hinweise auf Aktivitäten des US-Militärs“.
Dass gerade China in seinen UACs keine exotischen oder gar außerirdischen Phänomene sieht und stattdessen primär ausländische oder sogar feindlich Technologien und Mächte vermutet, liegt aber nicht nur in dem Umstand begründet, dass heutige Technologien solche Spionagetätigkeiten ermöglichen. Es liegt auch daran, dass China aller Wahrscheinlichkeit nach selbst entsprechende Projekte betreibt.
Doch selbst wenn sich die chinesische Volksbefreiungsarmee nach ihrer ausführlichen KI-Analyse, bei der eigentlich jegliche konventionelle oder auch fortschrittliche Spionagetechnologie erkannt werden sollte, ist hier keine andere Lesart der Phänomene zu erwarten – ganz gleich, wie bizarr die beobachteten Phänomene auch sein mögen.
Der Grund hierfür liegt im gesellschaftlichen und politischen System Chinas, dem marktwirtschaftlich ausgerichteten Kommunismus. Wenn auch nicht angewandt auf die Volksrepublik China, so dann doch auf den an die Sowjetunion angelehnten Sozialismus in der DDR, hat Dr. Andreas Anton den dortig einstigen Umgang mit dem Paranormalen in einer Studie untersucht (…GreWi berichtete).
In einem aktuellen Beitrag im „Journal für UFO-Forschung“ (JUFOF, 254 (02/2021)) schreibt Anton einleitend:
„Der Marxismus-Leninismus war in der DDR (und in anderen sozialistischen Ländern) das theoretische und praktische Fundament politischen Handelns. Seine Grundidee ist die Verknüpfung von weltanschaulichen, philosophischen, ökonomischen und politischen Inhalten mit einem allumfassenden Begründungs- und Erklärungsanspruch, der ebenso eindeutig wie grundsätzlich festlegte, was als „wahr“ und was als „unwahr“ zu gelten hatte. Im Zuge des planmäßigen Aufbaus des Sozialismus bestand ein wichtiges Ziel der DDR-Staatsführung darin, eine vollständig „rationale“ Gesellschaft zu entwickeln, in welcher letztlich jede Form von „Aberglaube“, „Irrationalismus“ und „Mystizismus“ überwunden werden sollte. Damit waren gemäß des marxistisch-leninistischen Atheismus in erster Linie religiöse Überzeugungen gemeint; das sozialistische „Säkularisierungsprogramm“ der DDR betraf letztlich jedoch sämtliche im weitesten Sinne esoterischen, übersinnlichen, paranormalen, magischen oder okkulten Vorstellungen und Praktiken. Themen wie Astrologie, Parapsychologie, Okkultismus, UFOs etc. galten im öffentlichen Diskurs der DDR als rückständiger Aberglaube, welchem in der sozialistischen Gesellschaft der DDR der Nährboden zu entziehen sei. Abgesehen von der öffentlichen Diskreditierung jener Themen war über ihren Stellenwert in der DDR-Gesellschaft bislang so gut wie nichts bekannt.“
Auch wenn das politische System des heutigen Chinas nicht 1:1 mit dem der DDR oder der Sowjetunion vergleichbar ist, können die von Anton gemachten Beobachtungen vermutlich grundsätzlich dennoch auch auf das kommunistische China übertragen werden und dann vielleicht auch die offizielle Haltung Pekings in Sachen UFOs miterklären.
Tatsächlich blickt schließlich auch China nicht nur auf eine neuzeitliche UFO-Historie zurück, sondern Phänomene, die wir heute im Westen allgemein als „UFOs“ bezeichnen würden, sind auch ein fester Teil der Geschichte des alten Chinas. Zu Zeiten also, lange vor jeglicher neuzeitlicher Drohnen- und Überschalltechnologien.
Hintergrund
Ein Beispiel von unzähligen historischen UFO-Vorfällen in China ereignete sich laut den Aufzeichnungen am 28. September 1892. Damals beobachteten Hunderte Zeugen ein rotes ei-förmiges Objekt über der Stadt Nanjing.Der Umstand, dass diese Erscheinung von so vielen Zeugen gesehen wurde, führte schon damals auch zu zahlreichen Spekulationen und Erklärungsansätzen, die ironischerweise den heutigen auf erstaunliche Weise gleichen. So vermuteten einige hinter der Erscheinung einen Meteor, verwarfen diese Idee aber aufgrund der nahezu stagnierenden Geschwindigkeit des Objekts wieder. Andere dachten an eine der schon damals beliebten Himmelslaternen (von einer Kerze befeuerte Papier-Heißluftballons). Doch auch dieser Ansatz wurde noch vor Ort verworfen, da sich das Objekt offenbar gegen den vorherrschenden Wind bewegt hatte und andere ein von dem Objekt ausgehendes leises Geräusch gehört haben wollten. Eine historische Illustration stellt das Ereignis von damals anschaulich dar (s. Abb.).
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
China: UFO blockierte internationalen Flughafen 10. Juli 2010
China: UFO schwebt halbe Stunde über Chongqing 1. September 2009
Quellen: South China Morning Post, eigene Recherchen GreWi
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