Davis (USA) – Dass auch einige Tierarten den Tod als solchen erleben, wahrnehmen und offenbar auch um ihre verstorbenen trauern, gilt mittlerweile als gesichert. Verhaltensforscher haben dieses Verhalten nun anhand von Berggorillas genauer studieren können.
Wie das Team aus Forschern des Dian Fossey Gorilla Fund, der University of California Davis, der Uppsala University, und des Congolese Institute for the Conservation of Nature aktuell in „PeerJ – the Journal of Life and Environmental Sciences“ (DOI: 10.7717/peerj.6655) berichten, haben sie in Ruanda und dem Kongo die Verhaltensreaktionen von Gorillas auf die Leichen verstorbener Artgenossen studieren.
In einem Fall waren es die Reaktionen der Familien- und Gruppenmitglieder angesichts eines verstorbenen 35 Jahre alten dominanten Männchens und eines 38 Jahre alten dominanten Weibchens im Volcanoes National Park im Ruanda. Beide Individuen waren einige Stunden zuvor vermutlich aufgrund ihres schon fortgeschrittenen Alters verstorben. Hinzu konnten die Forscher die Reaktionen einer Gruppe Grauergorrilas beobachten und dokumentieren, die den Körper eines kürzlich verstorbenen ausgewachsenen Männchens im kongolesischen Kahuzi-Biega National Park.
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„In allen drei Fällen waren die Reaktionen der Tiere sehr ähnlich. Sie setzten sich sehr dicht an den Körper heran, betrachteten dieses, rochen an ihm, stupsten ihn an, säuberten und streichelten ihn, leckten ihn ab und blieben mehrere Stunden oder gar Tage bei ihm.“ Im Falle der beiden Berggorillas, waren es die den Verstorbenen am nächsten stehenden Individuen, die am meisten und längsten Kontakt zu dem Leichnam aufnahmen. „Da gab es beispielsweise ein junges Männchen, dass eine enge Bindung zu dem verstorbenen Silberrücken Titus aufgebaut hatte“, nachdem seine Mutter die Gruppe verlassen hatte“ berichten die Forscher und führen weiter aus. „ Dieses Männchen suchte sehr oft den Kontakt zu dem toten Körper und schlief ganze zwei Tage im selben Nest bei ihm. Auch der junge Sohn von Tuck, dem verstorbenen Weibchen, säuberte und streichelte den Körper seiner Mutter und versuchte sogar an ihrer Brust zu saugen, obwohl er bereits abgestillt war.“ Die Forscher deuten dieses Verhalten als Verzweiflung in der Nähe seiner nun toten Mutter.
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Die Beobachtungen belegen erneut, dass offenbar auch Gorillas um ihre Verstorbene trauern und das ganz ähnlich wie wir Menschen – dass die Fähigkeit zum Trauern also keine rein menschliche Eigenschaft ist (…GreWi berichtete, siehe Links).
Die Forschungsergebnisse seien nicht nur von Interesse für unser Verständnis darüber, wie Tiere den Tod wahrnehmen und verarbeiten, sondern haben auch Auswirkungen für den Artenschutz. „Eine derart nahe Untersuchung der Körper verstorbener Artgenossen stellt auch ein ernsthaftes Risiko für die Pflegenden im Sinne der Krankheitsübertragung dar“, berichten die Wissenschaftler. „Kontakte zwischen gesunden Individuen und infizierten toten Körpern könnten ein Hauptübertragungsweg von Krankheiten wie Ebola sein, in deren Folge bereits tausende Gorillas in Zentralafrika gestorben sind.“
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