Forscher hoffen auf „außerirdische“ Lebensformen in neuentdeckten, isolierten Arktis-Seen
Blick auf die kanadische Devon-Eiskappe.
Copyright: Anja Rutishauser
Edmonton (Kanada) – Bis zu 750 Meter unterhalb der Oberfläche, haben Wissenschaftler erstmals verborgene sog. subglaziale Seen in der kanadischen Arktis entdeckt. Aufgrund eines starken Salzgehalts bleibt das Wasser trotz deutlicher Minustemperaturen hier flüssig. In den Seen sehen die Forscher irdische Gegenstücke zu den verborgenen Ozeanen der Eismonde um die großen Gasplaneten und hoffen nun, in den arktischen Seen mikrobische Lebensformen zu finden, die sich seit mindestens 120.000 Jahren von der sonstigen Umwelt isoliert entwickelt haben.
Entdeckt wurden die beiden Seen anhand von Radardaten zur Devon-Eiskappe nahe der kanadischen Devon Island und damit der zweitgrößten der Königin-Elisabeth-Inseln. Wie das Team um Anja Rutishauser von der University of Alberta aktuell im Fachjournal „Science Advances“ (DOI: 10.1126/sciadv.aar4353) berichtet, liegen die beiden Seen 550 und 750 Meter unter- bzw. innerhalb der arktischen Eiskappe und bestehen vermutlich aus hypersalinem, also stark salzhaltigem, Wasser. Während besonders in der Antarktis und in Grönland bis zu 400 subglaziale Seen bekannt sind, bestehen diese doch ausschließlich aus Frischwasser. Die beiden nun entdeckten Seen in der kanadischen Arktis sind damit die ersten überhaupt bekannten hypersalinen subglazialen Seen. „Anders lässt sich die Existenz dieser beiden Seen bei Umgebungstemperaturen von mindestens minus 10 Grad nicht erklären“, so die Forscher.
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Die Seen selbst sind knapp fünf Quadratkilometer groß und von Meerwasserzuflüssen vollkommen isoliert. Der Salzgehalt des Wassers dürfte etwa fünf Mal so hoch sein, wie der von Meerwasser. In den Seen hoffen die Forscher nun mikrobische Lebensformen finden zu können, anhand derer Rückschlüsse auch auf mögliches Leben in den ebenfalls unter dicken Eiskrusten verborgenen Ozeanen der Eismonde um Jupiter und Saturn gezogen werden könnten. „Wir vermuten, dass diese Seen als besonders gute Analogien zum Jupitermond Europa dienen können, innerhalb dessen Ozean ähnliche Bedingungen vermutet werden“, so Rutishauser.
„Sollte es in diesen Seen mikrobisches Leben geben, so war es ganz sicher für mindestens 120.000 Jahre von der Außenwelt abgeschlossen und hat sich dann auch vielleicht entsprechend isoliert entwickelt.“
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