Bekannter Astrofotograf filmt unidentifiziertes Objekt vor dem Mond

Standbildsequenz aus dem Mond-Reel vom 16. März 2024. Copyright: Dr. Sebastian Voltmer, weltraum.com / spacemovie
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Standbildsequenz aus dem Mond-Reel vom 16. März 2024.Copyright: Dr. Sebastian Voltmer, weltraum.com / spacemovie

Standbildsequenz aus dem Mond-Reel vom 16. März 2024.
Copyright: Dr. Sebastian Voltmer, weltraum.com / spacemovie

Saarbrücken (Deutschland) – Sebastian Voltmer gehört zu den bekanntesten Astrofotografen und ist eigentlich kein UFO-Enthusiast. Was ihm aber bei jüngsten Aufnahmen des Mondes durch den Bildausschnitt seines professionellen Teleskops flog, kann er sich trotz eigener Überprüfungen bislang nicht wirklich erklären.

Astronomen und UFOs: Teil 6
Ein
immer wieder von Skeptikern des UFO-Phänomens vorgebrachtes Argument gegen die Realität von unidentifizierten Flugobjekten (UFOs) und anomalen Phänomenen (UAP) in unserem Luft- und Weltraum ist die Behauptung, dass gerade Astronomen – deren Aufgabe es schließlich ist, den Himmel und die Sterne zu beobachten, – keine UFOs sehen würden oder sich nur selten für UFOs und UAP interessieren. In dieser kleinen Reihe widerlegt Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) diese redundante Falschbehauptung anhand von Fallbeispielen und lässt bekannte Astronomen als UFO-Zeugen selbst zu Wort kommen. Im sechsten Teil der GreWi-Reihe hier nun ein ganz aktuelles Beispiel, das auch die Möglichkeiten der Überprüfung möglicher Erklärungsansätze veranschaulicht.
…Lesen Sie auch die früheren Beiträge der GreWi-Reihe „Astronomen und UFOs“ HIER

Meist steht das „C11 EdgeHD-Teleskop“ von Dr. Sebastian Voltmer in dem von Ihm eingerichteten und betriebenen „Weltraum-Atelier“ im nordsaarländischen Nohfelden, wo der bereits vielfach publizierte und mehrfach international ausgezeichnete Astrofotograf nicht nur seine eigenen Werke, sondern auch ein Weltraum-Museum mit zahlreichen 3D-Modellen astronomischer Himmelskörper, die von sehbehinderten Besuchern erfahren werden können, zeigt (Weltraum.com). Von hier aus gelangen Voltmer bereits zahlreiche spektakuläre Aufnahmen, etwa das vermutlich erste vom Erdboden aus aufgenommene Foto eines Weltraumspazierganges zweier Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS.

Am Abend des 16. März 2024 stand Voltmer mit seinem Teleskop allerdings nicht in Nohfelden, sondern auf den Spicherer Höhen, unweit der Landeshauptstadt Saarbrücken. Hier wollte er eigentlich Aufnahmen für ein aktuelles Reel für die zahlreichen sozialen Kanäle machen, mit denen Sebastian Voltmer mittlerweile Astrofans in der ganzen Welt erreicht und begeistert. Hierzu hatte er sein Smartphone mit dem Teleskop gekoppelt und zudem die Gesamtsituation mit einem weiteren Handy gefilmt.

Unerwartetes Flugobjekt
„Während ich den Mond gemütlich für ein aktuelles Reel mit dem Smartphone filmte, sah ich plötzlich ein schnelles, helles Etwas, das durchs Bild huschte“, berichtet Voltmer gegenüber grenzWissenschaft-Aktuell.de (GreWi) und erklärt dazu: „Aufgrund der Helligkeit hätte es die ISS sein können. Eine Überprüfung über die Website Heavens-Above.com zeigten aber, dass es keine der Raumstationen gewesen ist, die derzeit die Erde umkreisen.“

Während er weiter erklärt, dass er das Objekt in der Abenddämmerung mit bloßem Augen leider nicht sehen konnte, reichen die Spekulationen, die sein Video auf Youtube, TikTok & Co angestoßen haben, von Käfern über Meteore bis hin zu UFOs und Aliens.

Erste Erklärungsversuche
Voltmer selbst vermutete zunächst vom Erscheinungsbild einen hellen Satelliten, gibt mittlerweile aber zu bedenken, dass eine derart hohe Geschwindigkeit auch dafür eher unüblich sei. „Auch eine Meteorerscheinung wäre denkbar – allerdings vermisse ich eine farblich getönte Ionisations-Spur und die Geschwindigkeit des Körpers hätte hier sogar schneller sein müssen. Zudem sind farblose Meteore eher unüblich.“ Ein weiterer Faktencheck bei der Internationalen Meteororganisation (IMO) zeigte, dass auch hier kein solches Ergebnis vermerkt wurde, das zur Beobachtungszeit passt.

Der Astrofotograf selbst schließt hingegen aus, dass es sich um Käfer oder andere Insekten unmittelbar vor der Linse bzw. bis zu einem Abstand von einigen hundert Metern gehandelt haben könnte und erklärt diesen Ausschluss mit dem Fokusbereich des Teleskops bzw. der vorhandenen Tiefen- oder besser gesagt -unschärfe: „Das Objekt scheint auf Grund der Schärfenebene (Fokus auf unendlich), mehr als 500 m entfernt gewesen zu sein. Wegen der hohen Geschwindigkeit wurde es gemäß Verschlusszeit in die Länge gezogen (Motion Blur).“ Nicht zuletzt auch deshalb sei es leider nicht möglich, mittels Standbild auf die exakte Form des Objekts zu schließen.

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Einige vermuteten auch einen von der Sonne beleuchteten Vogel. „Allerdings war die Sonne zur Aufnahme-Zeit um 19:04 bereits seit rund 30 Minuten untergegangen. Da hätte ein Vogel schon extrem hoch fliegen müssen, um über die sog. Kimmtiefe dank der Erdkrümmung wieder ins Sonnenlicht zu gelangen. Selbst dann erscheinen Vögel in der Regel eher dunkel und nicht derart hell.“

Das Rätsel bleibt
Alternativ will Voltmer Weltraumschrott in nicht allzu großer Entfernung nicht ausschließen. Auch ein kleiner Asteroid in relativ geringer Entfernung (Low Earth Orbit) wäre möglich, sofern dieser (noch) nicht in der Atmosphäre verglüht gewesen wäre. „Allerdings hätte ich bei so einem auffälligen Ereignis weitere Berichte erwartet. Vielleicht kommt da ja noch was – wir können gespannt sein.“

Da also noch einige technische und astrophysikalische Möglichkeiten offenbleiben, spekuliert auch Sebastian Voltmer nicht vorschnell über UFOs oder außerirdische Besucher. Das Beispiel zeigt aber nicht nur eindrucksvoll, dass trotz gegenteiliger Behauptungen auch Astronomen und Astrofotografen, auch durch Teleskope Himmelserscheinungen beobachten, deren Natur und Herkunft sich nicht direkt erschließt. Voltmers Beobachtung, deren filmische Dokumentation und eigene Recherchen zeigen auch, wie einfach mit entsprechender Sachkenntnis zahlreiche Erklärungsansätze überprüft, teilweise ausgeschlossen oder sachlich diskutiert werden können, ohne die Faszination am Rätselhaften zu verlieren.

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