Bewohner von Rapa Nui hatten Kontakt nach Südamerika
Santiago (Chile) – Funde von rund 1000 Jahre alten Stärkeresten aus Nutzpflanzen in Werkzeugen der frühesten Bewohner der „Osterinsel“ Rapa Nui belegen, dass diese offenbar bereits zumindest Kontakte nach Südamerika pflegten. Die Funde stützen einmal mehr die Theorien des Experimentalarchäologen Thor Heyerdahl.
KORREKTUR 1. April 2024: In der ursprünglichen Fassung hieß es im Enführungstext, die Funde würden der Theorie des Experimentalarchäologen Thor Heyerdahl „widersprechen“. Das war ein (nun durch Löschung dieser Passage korrigierter) gravierender Fehler. Im Gegenteil: Die Funde stützen Heyerdahls Theorien!
Wie das Team um Paloma Berenguer von der Universidad Academia de Humanismo Cristiano in Santiago de Chile aktuell im Fachjournal „PLoS One“ (DOI: 10.1371/journal.pone.0298896) berichtet, wurden die Stärkekörnchen in Spalten und Ritzen in Werkzeugen aus Obsidian aus der archäologischen Fundstätte Anakena im Norden der Insel entdeckt. Es handelt sich unter anderem um Stärkereste typischer Nutzpflanzen aus dem Pazifikraum wie Yamas und Taro, aber auch von Pflanzen wie Maniok, Süßkartoffeln und Canna, die in Mittel- und Südamerika beheimatet sind. Statt nach Asien, so könnte die Funde nun in Richtung des indigenen Südamerikas, wenn es um die Frage der Besiedlung von Rapa Nui geht.
„Unsere Ergebnisse identifizieren Taxa, von denen bisher nicht bekannt war, dass sie auf der Insel angebaut wurden, wie Brotfrucht (Artocarpus altilis), Ingwer (Zingiber officinale) und Stärkekörner der tropischen Bäume Spondias dulcis und Inocarpus fagifer. Darüber hinaus wurden Stärkekörner von Colocasia esculenta (Taro) und Dioscorea sp. (Yam), beide häufige Arten in der Pazifik-Landwirtschaft, identifiziert. Darüber hinaus wurde das Vorhandensein von vier amerikanischen Taxa, Ipomoea batatas (Süßkartoffel), Canna sp. (Achira), Manihot esculenta (Maniok) und Xanthosoma sp., festgestellt.“
Allerdings geht aus den Ergebnissen der genombasierten Analyse nicht hervor, wie und wann diese Kontakte mit den ersten Bewohnern der Osterinsel stattfanden oder ob die ersten Siedler diese Pflanzen vielleicht sogar selbst aus ihrer Heimatwelt mitbrachten.
„Das Auftreten von Canna sp., M. esculenta und Xanthosoma sp. Stärkekörnern deutet auf die Übertragung zuvor nicht beschriebener südamerikanischer Kultursorten in den Pazifik hin. Der Nachweis von I. batatas aus dieser Fundstelle in Rapa Nui stellt den frühesten Nachweis dieses Kultivars im Pazifik dar.“
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Auf jeden Fall deute die Anwesenheit unmodifizierter Stärke darauf hin, dass diese Werkzeuge dazu genutzt wurden, Wurzeln, Knollen und Früchte zu bearbeiten, noch bevor diese gekocht wurden. Die Funde sprechen nun dafür, dass es zumindest Kontakt zwischen frühen polynesischen, seefahrenden Bewohnern von Rapa Nui und Südamerika gab und entsprechende Pflanzen viel früher auf die Insel gelangten als bislang bekannt.
Alternativ zur Besiedlungsfrage könnten Seefahrer der Rapa Nui selbst die Pflanzen von ihren Reisen an die Küsten Südamerikas auf die Insel mitzurückgebracht haben; oder die Pflanzen gelangten durch südamerikanische Besucher auf Rapa Nui.
„Unsere Studie liefert direkte Beweise für die Übertragung einer Reihe traditioneller polynesischer und südamerikanischer Nutzpflanzen in den Anfangsstadien der Besiedlung von Rapa Nui.“
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Recherchequelle: PLoS One
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