Santa Cruz (USA) – Eine Gruppe internationaler Botaniker und Biologen hat sich gegen das sei einigen Jahren kursierende Konzept vom „Bewusstsein der Pflanzen“ ausgesprochen und erläutert in einem aktuellen Fachartikel ihre Argumente. Die kritisierten Pflanzen-Neurobiologen sehen das indes ganz anders.
Seit spätestens 2007 mehren sich selbst in akademischen Kreisen die Diskussionen darüber, ob nicht auch Pflanzen ein den Tieren oder gar dem Menschen vergleichbares Bewusstsein haben – gestützt auf tatsächliche Beobachtungen und Schlussfolgerungen zum Verhalten und Fähigkeiten von Pflanzen, die derartige Überlegungen nahelegen könnten.
Tatsächlich reagieren Pflanzen auf Berührungen, wachsen in Anwesenheit von Konkurrenten schneller und erlegen Beute. Einige Biologen vermuten sogar, dass Pflanzen ihre Reaktionen gezielt einsetzten und sogar hören, lernen, zählen und sich erinnern können. Das bislang fehlende „Nervensystem“ oder gar Hirn der Pflanzen verorten einige Wissenschaftler sogar in deren Wurzelspitzen.
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In ihren aktuellen Artikel im Fachjournal „Trends in Plant Science“ (DOI: 10.1016/j.tplants.2019.05.008) und damit in eben jenem Fachjournal, in dem der Begriff von der „Pflanzen-Neurobiologie“ 2006 erstmals eingeführt wurde, erläutern der Botaniker Lincoln Taiz von der University of California in Santa Cruz und sieben Kollegen (darunter auch deutsche Wissenschaftler) ihre Position, laut der es „keinerlei Beweise dafür gibt, dass Pflanzen energieaufwendige mentale Fähigkeiten benötigen und deshalb solche auch entwickelt hätten, um dadurch zu überleben oder sich zu reproduzieren.“
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Gegenüber dem „The Guradian” erläuterte Taiz die Kritik der Gruppe an den „Pflanzen-Neurobiologen“. Diese hätten die Bedeutung der Hirnorganisation, die Komplexität und Spezialisierung des Gehirns für das Phänomen des Bewusstseins nicht in Betracht gezogen.
In einer ersten Reaktion widersprechen die kritisierten Forscher und Wissenschaftler natürlich der formulierten Kritik. So erklärt etwa Monica Gagliano von der University of Sydney, die die kognitiven Fähigkeiten von Pflanzen erforscht (…GreWi berichtete), dass die formulierte Kritik all jene bereits vorgelegten und publizierten Beweise für ein Bewusstsein von Pflanzen negiere und sich stattdessen auf jene Arbeiten konzentriert, die die eigenen Aussagen stützen.
„Für mich besteht der wissenschaftliche Prozess in strenger Wissenschaft und liegt im eigenen Verständnis der Beweisgrundlage der eigenen Behauptungen begründet“, zitiert der „The Guardian“ die Wissenschaftlerin. „Aber wo sind die experimentellen Daten (der Autoren)? Oder wird von uns erwartet, dass wir ihre Behauptungen einfach so akzeptieren?“
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Für Taiz sind die Beweggründe für die Arbeit und Schlussfolgerungen der von ihm und seinen Kollegen kritisierten Wissenschaftler und Forscher hingegen eher romantischer als wissenschaftlicher Natur: „Sie wollen das Bewusstsein der Menschen über Pflanzen als lebenden Organismen wecken und die Menschen auf emotionaler Ebene erreichen. Dieser Motivation selbst stehe ich grundsätzlich positiv gegenüber, aber es vernebelt die Objektivität dieser Forscher. Das ist schlechte Wissenschaft und mindert die Glaubhaftigkeit des wissenschaftlichen Vorgehens. Diese Autoren sollten sich auf dem Umstand gefasst machen, dass Pflanzen vermutlich kein Bewusstsein haben.“
„Wenn wir glauben, wir wüssten schon alles darüber, wie die Dinge funktionieren, so versäumen wir es, unsere eigenen Annahmen immer wieder in Frage zu stellen“, kontert Gagliano abschließend. „Stattdessen konstruieren wir unsere eigenen Behauptungen auf der Grundlage eines uns genehmen Glaubenssystems. In einem solchen Fall haben wir ein ernsthaftes Problem und vergeben die Möglichkeit für wirklich wissenschaftliche Entdeckungen.“
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