San Francisco (USA) – Mit Hilfe von AI-Algorithmen künstlicher Intelligenz haben Astronomen der SETI-Initiative „Breakthrough Listen“ in bereits vorhandenen Beobachtungsdatenbanken des Green Bank Telescope 72 neue, bzw. bislang unentdeckte Signale schneller Radioausbrüche (Fast Radio Bursts, FRBs) entdeckt. Von dem neuen Algorithmus erhoffen sich die Breakthrough-Wissenschaftler auch die Entdeckung bislang übersehener potentieller intelligenter Signale aus dem All.
Bei FRBs handelt es sich um hochenergetische Radioblitze von nur wenigen Millisekunden Dauer. Was diese Radiosignale aussendet ist immer noch unbekannt. Astronomen diskutieren sowohl astrophysikalische Quellen wie Neutronensterne oder Schwarze Löcher, wollen aber auch derzeit noch nicht ausschließen, dass es sich um gezielt oder auch unbeabsichtigt gesendete Signale einer fernen Zivilisation als Quelle noch nicht ausschließen.
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +
Besonders die FRB-Quelle mit der Bezeichnung „FRB 121102“ ist für die SETI-Astronomen von Interesse, nicht nur, dass es sich um die bislang erste FRB-Quelle handelt, deren Ursprung verortet werden konnte – die Quelle gibt auch wiederholt FRBs von sich.
Im Januar 2017 gelang es Astronomen, FRB 121102 im Innern einer lichtschwachen, rund 2.5 Milliarden Lichtjahre entfernten Zwerggalaxie im Sternbild Fuhrmann (Auriga) zu verorten. Diese Zwerggalaxie strahlt sowohl schwache Radiosignale wie auch visuelles Licht ab. Weitere Beobachtungen mit dem Teleskop Gemini North auf dem Mauna Kea auf Hawaii zeigen, dass sie gerade einmal ein Zehntel der Größe und weniger als ein Tausendstel der Masse unserer eigenen Heimatgalaxie, der Milchstraße besitzt. (…GreWi berichtete). Der gewaltige Abstand von rund 3 Milliarden Lichtjahren zwischen Erde und der Quelle zeigt, welch ebenso gewaltige Mengen an Energie freigesetzt werden: “In einem nur eine Millisekunde lang andauernden Radioblitz ist die gleiche Energie gebündelt, wie sie unsere Sonne an einem ganzen Tag abstrahlt”, berichteten dann im vergangenen Januar Astronomen um Daniele Michilli von der Universität Amsterdam, die FRB-Quelle 121102 in einer stark magnetisierten Umgebung verorteten (…GreWi berichtete).
Während bislang insgesamt 21 FRBs aus der Quelle gefunden werden konnten, gelang es dem Team um Gerry Zhang von der University of California in Berkeley nun mit Hilfe eines AI-Logarithmus (AI = artificial intelligence / KI = künstliche Intelligenz) in Beobachtungsdaten von 2017 sage und schreibe 72 weitere FRB-Signale von FRB 121102 zu identifizieren. Anhand der damit vorliegenden großen Anzahl von FRBs aus dieser Quelle zeige sich nun, dass diese Signale – zumindest nicht jene, die länger andauern als 10 Millisekunden – nicht in einem regelmäßigen Muster ausgesendet werden.
Für den Breakthrough-Hauptuntersucher Dr. Andrew Siemion vom Berkeley SETI Research Center offenbart die Entdeckung das „große Potential von künstlicher Intelligenz für die Entdeckung von Signalen, die mit klassischen Methoden und Algorithmen übersehen oder zunächst nicht als solche erkannt wurden.“ Die Breakthrough-Astronomen hoffen nun, damit auch bislang unerkannte potentielle SETI-Signale in alten Daten zu finden, die es dann zu überprüfen gilt.
Ihre Ergebnisse werden Zhang und Kollegen in einer zukünftigen Ausgabe des „Astrophysical Journal“ veröffentlichen. Ein Preprint der Analyse finden Sie jetzt schon HIER
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
FRB 180725A: Ist der neuentdeckte Radioblitz ein intelligentes Signal? 8. August 2018
FRBs: Neues Radioteleskop empfängt schnelle Radioausbrüche 7. August 2018
FRB 121102: Wiederholende Radioblitze entstammen einer extremen magnetischen Umgebung 11. Januar 2018
Außerirdisches Signal? Neuer Radioblitz (FRB) stellt Astronomen vor weitere Rätsel 12. Mai 2017
Astronomen bestimmen ferne Zwerggalaxie als Quelle wiederkehrender Radioblitze 5. Januar 2017
SETI-Signal oder Neutronenstern? Astronomen orten sechs weitere Radioblitze aus gleicher Quelle 26. Dezember 2016
Haben wir Kontakt? Wissenschaftskontroverse um Herkunft und Natur schneller Radiosignalausbrüche 8. März 2014
Fachartikel erschienen: Auch Arecibo-Teleskop ortet erstmals Radioblitze von außerhalb der Milchstraße – Diskussion um intelligente Signale dauert an 14. Juli 2014
© grenzwissenschaft-aktuell.de