Groß-Gerau (Deutschland) – Schon 2021 legte der Soziologe und langjährige UFO-Forscher Dr. Walter Andritzky mit dem ersten Band von „Pilotensichtungen und UFO-Detektion im cislunaren Raum“ einen wichtigen Forschungsbeitrag. Nun liegt der zweite Teil in Form einer überarbeiteten und stark erweiterten Neuauflage vor. GrenzWissenschaft-Aktuell.de (GreWi) hat den Autor zu den Neuerungen im zweiten Band befragt.
Andreas Müller, Hrsg. GreWi: Wohin werden Pilotensichtungen gemeldet? Worin bestehen Gefahren für die Zivil- und Militärluftfahrt? Wie wirkt sich die exponentiell wachsende Weltraumtechnologie auf die Entdeckungsmöglichkeiten von UFOs aus? Geraten UFOs in das Blickfeld von Kameras der Mond- und Marsorbiter und -rover? Auf diese und zahlreiche weitere Fragen im Kontext von UFO-Sichtungen durch Piloten und auch Astronauten ging Andritzky schon der erste Teil ihres Buches (2021) schon sehr ausführlich und sorgfältig quellenfundiert ein.
Was erwartet die Ihre Leserinnen und Leser Neues in Band 2?
Dr. Walter Andritzky: Das Buch wurde etwas umstrukturiert. Die empirische Studie hat nun ein eigenes Kapitel. Hinzugekommen ist auch ein Kapitel über geheime Weltraumprogramme, Mond- und Marsartefakte, bestehende Erkenntnisse dazu, um Entwicklungen in der näheren Zukunft zu beleuchten. Das Thema Pilotenbegegnungen wurde um Fälle aus den letzten Jahren erweitert und alleine 30 zusätzliche Seiten widmen sich nun Fällen aus Südamerika. Hier konnte ich zwischenzeitlich mehrere Erkundungsreisen mit Interviews vor Ort durchführen. Auch das Kapitel über Astronautensichtungen und Weltraumtechnologie wurde beträchtlich erweitert.
Dr. Walter Andritzky
Piloten-Sichtungen und UFO-Detektion im cislunaren Raum 2
Ancient Mail Verlag
ISBN: 978-3956523427, 494 Seiten, Auflage: 1; 25,90 €
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GreWi: Können Sie uns etwas ausführlicher von den Pilotenberichten aus Südamerika berichten und vielleicht ein besonders anschauliches Beispiel nennen?
Dr. Walter Andritzky: In Ecuador bestand zwischen 2005 und 2007 große Offenheit gegenüber dem Phänomen, sodass sogar ein privater UFO Forscher Jaime Rodriguez, Zugang zu allen Archiven bekommen sollte, was dann vom Militär faktisch abgelehnt wurde. Dennoch gaben zahlreiche Zivil- und Militärpiloten zu dieser Zeit bereitwillig Auskunft vor der Kamera, – in Deutschland wohl undenkbar. Mehrere Piloten und Radaroperateure konnte ich selbst vor Ort befragen, die teils bizarre und bis dahin unbekannte Fälle berichteten. So kreiste zum Beispiel ein UFO über der Radarstation Monjas bei Quito. Auf die Aufforderung, sich zu identifizieren, erschienen auf dem Radarschirm statt des Transpondercodes neun XXX in drei Reihen übereinander. In einem anderen Fall konnte die Kollision eines Militärflugzeuges mit einem UFO auf dem Radarschirm mitverfolgt werden. Der Verkehrspilot Cruz Cardenas konnte drei Episoden berichten, die teils auch von den Passagieren beobachtet wurden, z.B. Lichter, die in Zick-zack-Flug die Flugbahn kreuzten, sodass sich Cardenas bei den Fluglotsen beschwerte, dass er nicht gewarnt worden war.
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In Argentinien wurde die UFO-Begegnung des Piloten Jorge Polanco landesweit bekannt, der am 31.07.1995 einem UFO ausweichen musste, um eine Kollision beim Anflug auf Bariloche zu verhindern. Zur selben Zeit brach in der Stadt die Stromversorgung zusammen. Als dann am 09.09.2022 zwei Piloten der Aerolineas Argentinas auf dem Flug nach Buenos Aires gegen 23 Uhr zwei Lichter begegneten, die erschienen, verschwanden, sich auf- und abbewegten, rief einer der Piloten ‚Sehen wir das UFO von Jorge Polanco?‘. Aus Chile sind ähnlich viele Fälle bekannt, die bis 2021 von CEFAA untersucht und dokumentiert wurden. Peru und Brasilien haben gleichermaßen viel Pilotenberichte, von denen ich die wichtigsten in dem Buch aufgeführt habe.
GreWi: Welche Erfahrungen haben Sie speziell im deutschsprachigen Raum mit dem Feedback aus der Piloten-Gemeinschaft gemacht? Existiert hier weiterhin ein Tabu, über UFO/UAP-Sichtungen zu sprechen?
Dr. Walter Andritzky: Leider ist dem so, es gibt hierzulande nur sehr wenige Berichte. Ich hatte versucht, über die Organisation Cockpit, das Forum Militärische Luftfahrt und weitere Pilotenorganisationen eine empirische Befragung zu starten, die von diesen Einrichtungen allerdings nicht per Meldung in ihren Zeitschriften unterstützt wurde und daher nur geringen Ertrag hatte (ca. 100 Rückmeldungen). Dies führt dennoch zum Ergebnis, das diese Sichtungen keineswegs alltäglich sind, wie man aus den aktuellen Meldungen aus den USA vermuten könnte, da sich mehrere Piloten mit 20-30 000 Flugstunden eben keinerlei Sichtungen hatten. Die Plattform NARCAP hat seit Jahren keinen Eingänge zu verzeichnen. Hier würde lediglich eine Befragung weiterführen, die alle Piloten z.B: einer Fluggesellschaft erreicht.
GreWi: Von welchen Detektions- und Meldeverfahren versprechen Sie sich persönlich mittelfristig die interessantesten neuen Erkenntnisse in der UFO-Forschung?
Dr. Walter Andritzky: Die in den USA seit 2022 installierten Meldeverfahren für Pilotensichtungen werden außer dürren statistischen Zahlen keine weiteren Erkenntnisse erbringen, da diese Meldungen z.B. an die AARO wiederum geheimgehalten werden. Die scheinbare ‚Disclosure‘ erweist sich bei genauerer Betrachtung als eleganten Weg, vordem an zivile Forscher gerichtete ‚Meldungen‘ künftig in die Geheimhaltung zu kanalisieren. Ähnlich verhält es sich mit den hochleistungsfähigen Radaren, Teleskopen und Erdbeobachtungssatelliten, deren Sensoren UFOs erfassen werden, die entweder nicht als solche ausgewertet werden oder wiederum in der Geheimhaltung enden. Ich habe in dem Buch die wichtigsten dieser Instrumente und ihrer Leistungsfähigkeit ausführlich erläutert.
Das Seitens der US-Space-Force technisch zu überwachende Volumen wird in den nächsten 10 Jahren den sog. cislunaren Raum vom geostationären bis zum Mondorbit umfassen (das ca. 1030-fache des bisherigen Volumens!) und mit den dafür neu konzipierten Instrumenten z.B. dem ‚cislunar highway patrol system‘ (CHPS) alle ‚unbekannten (Festkörper-) Objekte‘ auftragsgemäß erfassen. Letztlich geht es dann weniger um die Detektion selbst, die ständig stattfindet, sondern um den Zugang bzw. die Freigabe der damit erzielten Daten/Bilder etc. Im Kapitel über Mars- und Mondartefakte wird dann derselben Frage hinsichtlich bestehender und geplanter Sensoren, welche Objekte auf den Oberflächen entdecken könnten, nachgegangen.
Nachdem mittlerweile als gesichert gelten kann, dass durch Bergungsprogramme UFOs geborgen und ’nachgebaut‘ wurden, entsteht nicht zuletzt das Problem, inwiefern sämtliche erwähnten Sensoren diese Unterscheidung zwischen ‚man-made‘ und ‚echt‘ zu leisten vermögen.
GreWi: Herr v. Andritzky, vielen Dank für das interessante Gespräch.
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