Würzburg (Deutschland) – Was können Kleinsatelliten im Umfeld des Mondes oder noch weiter weg von der Erde leisten? Eine neue Studie an der Uni Würzburg soll das klären, die nun als erstes Projekt des Interdisziplinären Zentrums für Extraterrestrik (IFEX) mit Drittmitteln des Bundes und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) finanziert.
– Bei der folgenden Meldung handelt es sich um eine Pressemitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).
Satelliten für die Kommunikation, Navigation oder Erdbeobachtung drehen ihre Runden in erdnahen Umlaufbahnen. Doch es zeichnet sich ab, dass die Menschheit bald auch Satelliten in größeren Entfernungen von der Erde einsetzen wird. Schon jetzt kommen bei Mondmissionen Kleinsatelliten zum Einsatz, die etwa so groß wie ein Schuhkarton sind. Sie agieren teils autonom, dienen aber auch der Unterstützung größerer Raumfahrzeuge.
„Ein gutes Beispiel ist auch die Mission ‚Mars Cube One‘, die aus zwei Nanosatelliten bestand und 2018 die Landung der MarsInsight-Mission unterstützt hat“, sagt Hakan Kayal, Professor für Raumfahrttechnik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). In ihrem Artemis-Programm will die NASA zehn Nanosatelliten zum Mond bringen. Und die Hera-Asteroidenmission der Europäischen Weltraumagentur ESA sieht vor, dass zwei Kleinsatelliten die Mission begleiten und sie unterstützen.
Warum Kleinsatelliten hier zunehmend gefragt sind? Zum einen wachsen ihre technischen Fähigkeiten, zum anderen sinken die Kosten für ihren Transport in den interplanetaren Raum.
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„Derzeit stehen wir allerdings noch am Anfang solcher extraterrestrischer Missionen“, erklärt Professor Kayal. Bislang gebe es kaum kommerziell verfügbare Komponenten, die sich für interplanetare Missionen an Bord von Kleinsatelliten eignen. Man könne aber davon ausgehen, dass sich diese Situation mit zunehmend erfolgreichen Missionen schnell ändert.
Darum will man auch in Deutschland die Entwicklung in diesem Bereich im Auge behalten und nicht den Anschluss verlieren. „Es erscheint sinnvoll, die notwendigen Technologien, die Herausforderungen, potenziellen Ziele und Nutzen solcher Missionen systematisch zu untersuchen, um eine solide Grundlage für den Einsatz von Kleinsatelliten in der Extraterrestrik zu schaffen“, so der Würzburger Professor.
Mit dieser Aufgabe wurde das Interdisziplinäre Zentrum für Extraterrestrik (IFEX) an der JMU betraut. Das neue Projekt „SATEX“ startet am 1. Oktober 2022 und läuft ein Jahr. Gefördert wird es von der Raumfahrtagentur des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.
Im Projekt SATEX untersuchen Kayal und sein Team auf technisch-wissenschaftlicher Grundlage, welche Schwerpunkte sich für den Einsatz von Kleinsatellitenmissionen in der Extraterrestrik aus Nutzersicht anbieten. Gleichzeitig werden die technischen Möglichkeiten im nationalen, europäischen und internationalen Rahmen systematisch analysiert, um die Machbarkeit wissenschaftlicher Missionen mit Kleinsatelliten bewerten zu können. Die Ergebnisse sollen eine Priorisierung der Aktivitäten ermöglichen. In einem zweiten Schritt werden dann konkrete Vorschläge für mögliche nationale Missionen ausgearbeitet.
Das IFEX verfolgt insbesondere das Ziel, die interdisziplinären Aspekte der Extraterrestrik zu fördern. Es ist eng mit der JMU-Professur für Raumfahrttechnik und deren Erfahrungen mit dem Bau und Betrieb von Kleinsatelliten (SONATE, SONATE-2) verknüpft. Die Technologien, die an der Professur entwickelt werden, sind seit längerem auf Einsätze in interplanetaren Missionen ausgerichtet. Dabei bildet der Aspekt der Autonomie mittels Künstlicher Intelligenz (KI) einen wichtigen Schwerpunkt – er ist bei interplanetaren Missionen aufgrund der langen Signallaufzeiten von großer Bedeutung.
(Ende der JMU-Pressemitteilung)
Neben der Forschung an zukünftigen Raumfahrttechnologien, ist das IFEX auch das weltweit erste und bislang einzige Universitätsinstitut, an dem auch unidentifizierte Phänomene im Luftraum (UAP/UFOs) ganz offiziell im Rahmen der akademischen Forschung und unter anderem mit einem KI-gestützen experimentellen UAP-Beobachtungsstation (SkyCam-5) auf dem Dach der Universität untersucht werden.
Wie eine in der an der Universitätsbibliothek Würzburg herausgegebenen Schriftenreihe zur UAP-Forschung „Research on Unidentified Aerial Phenomena“ (RoUAP) veröffentlichte erste Studie zeigt, könnten Kleinsatelliten auch für die Erforschung von UAP-Phänomenen eingesetzt werden (…GreWi berichtete). Neben den universitätsinternen Institutsmitarbeitern und -Mitarbeiterinnen sind an dieser Forschung auch ein wissenschaftlicher Beirat, externe Experten und assoziierte Mitglieder beteiligt, zu denen auch langjährige UAP/UFO-Forscher und Fachjournalisten gehören.
GreWi-Dossier: UAP-Forschung an der Universität Würzburg
Offene Doktorandenstelle für UAP-Forschung an der Universität Würzburg 20. Juli 2022
Universität Würzburg nimmt UAP/UFOs in den Forschungskanon auf 8. Februar 2022
SkyCAM-5: Detektionseinheit sucht nach unidentifizierten Himmelsphänomenen über Universität Würzburg 20. Dezember 2021
Nachbetrachtung zum UAP-Vortrag an der Universität Würzburg 15. Juni 2021
Mission „SONATE-2“ soll mit künstlicher Intelligenz extraterrestrische Phänomene suchen 15. April 2021
Hyper-SETI: KI-gestützte Ausweitung der Suche nach außerirdischer Intelligenz 15. November 2019
Neuer SETI-Ansatz: Der Mond als Falle für außerirdisches Leben und dessen Artefakte 27. September 2019
Neues Teleskop macht Jagd auf rätselhafte Mondblitze 1. Juni 2019
Neuer SETI-Ansatz: So könnten sich außerirdische Artefakte im inneren Sonnensystem irdischen Astronomen zeigen 21. März 2019
„Forschungszentrum für Extraterrestrik“ stellt Nanosatelliten zur Suche nach außerirdischen Signalen vor 12. April 2018
Universität Würzburg beteiligt sich an der instrumentellen Erforschung des „Hessdalen-Phänomens“ 6. April 2018
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