Detailansicht der Südpolregion des Saturnmondes Enceladus.
Copyright: NASA/JPL/Space Science Institute
Paris (Frankreich) – Aufgrund seines unter einem kilometerdicken Eispanzer verborgenen Ozeans flüssigen Wassers gilt der Saturnmond Enceladus als ein der wichtigsten Kandidaten für die Suche nach außerirdischem Leben im Sonnensystem. Jetzt zeigen neue Analysen der Daten der NASA-Saturnsonde „Cassini“, dass Regionen am Südpol des Mondes wärmer sind und der dortige Eispanzer dünner und somit der Enceladus-Ozean an diesen Orten für Forschungsmissionen leichter erreichbar ist als bislang gedacht.
Wie das Team um Alice Le Gall vom Laboratoire Atmosphères, Milieux, Observations Spatiales (LATMOS) und der Université Versailles Saint-Quentin (UVSQ), aktuell im Fachjournal „Nature Astronomy“ (DOI: 10.1038/s41550-017-0063) berichtet, ist die südliche Polarregion schon wenige Meter unterhalb der eisigen Oberfläche wärmer als vermutet: „Das legt nahe, dass der Eispanzer an diesen Stellen nur wenige Kilometer tief ist und der flüssige Ozean damit sehr viel näher an der Oberfläche liegt als bislang gedacht.“
Die überschüssige Wärme trete besonders über drei Spalten auf, die den sogenannten Tigerstreifen ähnlich sind, die den Pol überziehen, aus denen immer wieder gewaltige Eisfontänen austreten (s. Abb.), die derzeit aber nicht aktiv zu sein scheinen.
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Doch gerade die derzeitige Ruhe der Spalten und Risse im Eispanzer direkt über deutlich wärmeren Regionen im Untergrund und über dem im der Tiefe verborgenen flüssigen Ozean sprechen für die Forscher eindeutig für einen weiterhin dynamischen Charakter der Geologie der Eiskruste des Saturnmondes: „Jetzt vermuten wir, dass Enceladus mehrere Perioden von Aktivität an unterschiedlichen Orten an seiner Oberfläche durchlaufen hat.“
Geysirartige Eisfontänen treten aus dem Enceladus-Südpol aus.
Copyright: NASA/JPL/Space Science Institute
Tatsächlich stimmt die neuste Entdeckung aber schon mit den Ergebnissen einer Studie von 2016 überein, in der ein Wissenschaftlerteam unabhängigen von den aktuellen Autoren die Dicke der Enceladus-Eiskruste eingeschätzt hat und von einer durchschnittlichen Tiefe von 18 bis 22 Kilometern aber lediglich 5 Kilometern über dem Südpol ausgeht (…GreWi berichtete).
„Der Umstand, dass wir nun solche Temperaturwerte unter drei derzeit inaktiven Spalten am Südpol von Enceladus vorfinden, trägt zu den faszinierenden Merkmalen des Saturntrabanten bei“, kommentiert die Cassini-Missionswissenschaftlerin Linda Spilker vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA und führt weiter aus. „Wie sieht dieser warme Untergrundozean wirklich aus und könnte darin Leben entstanden sein und sich fortentwickelt haben? Alle diese Fragen können nur von einer zukünftigen Mission in diese Welt beantwortet werden.“
„Sollte der Enceladus-Ozean hier wirklich derart nahe an der eisigen Oberfläche des Mondes liegen, wie es unsere Ergebnisse nahe legen, dann könnte er von den Instrumenten zukünftiger Missionen auch direkt geortet werden“, zeigt sich Gall abschließend überzeugt.
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