Die „Ceres-Lichter“ im Innern des 92 Kilometer durchmessenden Occator-Kraters auf Ceres in der nun höchsten Auflösung von 35 Metern pro Bildpunkt.
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Copyright: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA/PSI
Rom (Italien) – Neue Analysen der auch als „Ceres-Lichter“ bekannten stark reflektiven hellen Flecken im Occator-Krater auf dem Zwergplaneten Ceres zeigen, dass sich hier die stärkste Konzentration von Karbonaten findet, die bislang jenseits der Erde gemessen wurde. Der Nachweis könnte zugleich auf geologisch junge hydrothermale Aktivität auf Ceres hindeuten und den Zwergplaneten auch aus astrobiologischer Sicht interessant werden lassen.
Wie das Team um Maria Cristina De Sanctis vom National Institute of Astrophysics im Rom aktuell in gleich zwei Fachartikeln im Journal „Nature“ (DOI: 10.1038/nature18290 und 10.1038/ngeo2743) berichtet, zählt der Occator-Krater mit einem Alter von rund 80 Millionen Jahren noch zu den jüngeren Kratern auf Ceres. Das auffälligste Oberflächenmerkmal des Zwergplaneten sind die hellen Flecken aus stark reflektivem Material, das die zentrale Erhöhung im Innern des Kraters bedeckt und zudem konzentrische und radiale Strukturen aufweist (…GreWi berichtete – siehe „GreWi-Dossier“).
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Ceres‘ mysteriöser heller Fleck
Wie die Analysen anhand der Daten der NASA-Sonde „DAWN“ nun zeigen, handelt es sich bei dem am meisten innerhalb dieser hellen Flecken vorkommenden Mineral um Natriumkarbonate und damit um Salze, die auf der Erde in hydrothermalen Umgebungen – etwa im Umfeld heißer Schlote am Ozeanboden – vorkommen.
Die Farbauswertung der neusten Spektralanalysen der „Ceres-Lichter“ im Occator-Krater auf dem Zwergplaneten Ceres zeigen hohe Anteile an Karbonaten (rot), die sich deutlich von den geringen Werten der Umgebung (grau) absetzen.
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Copyright: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA/ASI/INAF
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„Dieses Material scheint aus dem Innern von Ceres zu kommen, da es nicht von einem einschlagenden Asteroiden hierher gebracht worden sein kann“, berichten die Wissenschaftler und führen weiter aus: „Die Aufwölbung dieses Materials legt nahe, dass die Temperaturen im Innern von Ceres wärmer sind als bislang angenommen. Der den Krater hervorgerufene Einschlag könnte zwar dazu beigetragen haben, das Material an die Oberfläche zu befördern, aber zugleich waren an diesem Vorgang auch innere Prozesse beteiligt.“
Zudem legen die Auswertung der Spektralanalysen nahe, dass sogar noch vor geologisch betrachtet kurzer Zeit flüssiges Wasser unter der Oberfläche existiert haben muss: „Diese Salze könnten die Überbleibsel eines Ozeans oder lokaler Wasserkörper sein, deren Inhalt an die Oberfläche gelangt war und hier vor Jahrmillionen erstarrte. (…) Die Mineralien, die wir in den hellen Flecken des Occator finden, benötigen auf der Erde Wasser, um auf diese Weise entstehen.“
Neben den Karbonaten haben die Forscher auch Ammoniak-haltige Salze (Ammoniumchlorid und Ammoniumbikarbonat) im Occator entdeckt. Die Entdeckungen stützen zudem die Vorstellung von Ceres als einem Körper, der im äußeren Sonnensystem entstanden war und später an die Grenze zum inneren Sonnensystem wanderte.
Der Umstand, dass Ammoniak, Natriumkarbonate und Natriumbikarbonate in den Eisfontänen des Saturnmondes Enceladus identifiziert wurden, wie sie einem unter der Eiskruste des Mondes verborgenen flüssigen Salzwasserozean entspringen, in dem einige Forscher sogar auf Leben hoffen, mache Ceres nun auch aus astrobiologischer Sicht interessant.
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