Cerne Abbas Giant: Kreidefelsfigur vermutlich nicht prähistorisch
Cerne Abbas (Großbritannien) – Die in den grasbewachsenen Kreidefelsen nahe Cerne Abbas im südenglischen Dorset geschnittene, rund 55 Meter große Figur eines mit zwei Keulen ausgestatteten Riesen, gehört neben dem „Weißen Pferd von Uffington“ zu den berühmtesten Kreidefelsfiguren Südenglands. Während das „Uffington White Horse“ tatsächlich bereits auf ein Alter von rund 3.000 Jahren datiert werden konnte, zeigen jüngste Untersuchungen des Riesen (…GreWi berichtete) nun, dass diese weder prähistorisch noch römisch ist.
Wie der Archäologe Martin Papworth von der britischen Denkmalpflege-Stiftung „National Trust“ gegenüber der BBC vorab berichtete, entdeckten er und sein Team in den ältesten Schichten des bis heute gepflegten Scharrbildes keine Spuren von Gehäusen jener Schneckenarten, die bereits zur Römerzeit über Frankreich auf die britischen Inseln gelangten, dafür aber Gehäusereste der Mittelmeer-Heideschnecke (Cernuella virgate), einer Schnecke, deren Spuren erst in Schichten und Funden aus dem 13. und 14. Jahrhundert in England zu finden sind, und die vermutlich mit Futtertransporten vom europäischen Kontinent nach England gelangte.
„Leider deutet dies sehr stark darauf hin, dass der Riese von Cerne Abbas sehr wahrscheinlich nicht prähistorisch ist, sondern aus dem Mittelalter stammt oder sogar noch jüngeren Datums ist.“
Während das Alter des „Weißen Pferdes“ mit rund 3.000 Jahren in etwa bekannt ist, ranken sich um den Ursprung des Cerne Abbas Giant viele Sagen, Mythen und Spekulationen. Wo manche ein heidnisches Fruchtbarkeitssymbol sehen, glauben andere eine Darstellung des griechisch-römischen Helden Herkules zu erkennen. Wiederum andere vermuten darin hingegen eine Karikatur Oliver Cromwells aus dem 17. Jahrhundert. Nicht zuletzt wegen seines markanten Phallus gilt der Riese in der lokalen Folklore allerdings allgemein als Fruchtbarkeitssymbol – ganz gleich welchen Alters. Erstmals schriftlich erwähnt, wurde das Hügelbild allerdings erst 1694.
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Schon zuvor hatten Grabungen und Analysen gezeigt, dass der Riese einst einen Umhang trug und sein Kopf vom Körper getrennt war. Auch die auffallende Größe des Phallus scheint erst später durch eine hinzugefügte Verbindung des ursprünglich wesentlich kleineren Penis mit dem einstigen Bauchnabel herbeigeführt worden zu sein.
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Während die Schneckenfunde bereits jetzt eine relativ klare Aussage darüber erlauben, dass der Riese kein prähistorisches Werk darstellt, stehen die Ergebnisse der genauen Datierungen anhand der Bodenproben weiterhin noch aus, da sie durch die Corona-Schutzmaßnahmen verzögert wurden. Mit Hilfe der Methode der sogenannten Optisch Stimulierten Lumineszenz (OSL) kann festgestellt werden, wann Mineralkörner im Boden zum letzten Mal dem Sonnenlicht ausgesetzt waren. Die Wissenschaftler selbst erwarten, die Ergebnisse im kommenden Herbst präsentieren zu können.
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Quelle: BBC, National Trust
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