China präsentiert erstmals Analysen von Proben von der Rückseite des Mondes

Die topografische Karte zeigt die Landeplätze der Chang'e-Missionen, Apollo-Missionen und Luna-Missionen. Copyright: NAOC
Lesezeit: ca. 2 Minuten
Die topografische Karte zeigt die Landeplätze der Chang'e-Missionen, Apollo-Missionen und Luna-Missionen.Copyright: NAOC

Die topografische Karte zeigt die Landeplätze der Chang’e-Missionen, Apollo-Missionen und Luna-Missionen.
Copyright: NAOC

Peking (China) – Erstmals haben chinesische Wissenschaftler Proben analysiert, die von Landeeinheiten und Rovern auf der erdabgewandten Seite des Mondes entnommen wurden. Schon die Ergebnisse der Vorabanalysen offenbaren deutliche Unterschiede zu jener Seite des Mondes, deren Anblick wir alle kennen.

Wie das Team um Prof. Li Chunlai vom Nationalen Astronomischen Observatorium der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (NAOC) aktuell im Fachjournal „Sciecen Review“ (DOI: 10.1093/nsr/nwae328) berichtet, bieten diese Proben „eine beispiellose Gelegenheit für die Mondforschung und tragen dazu bei, das Verständnis mehrerer Schlüsselbereiche der Mondwissenschaft voranzutreiben, darunter die frühe Evolution des Mondes, die Unterschiede in den vulkanischen Aktivitäten zwischen der Vorder- und Rückseite, die Einschlagsgeschichte des inneren Sonnensystems, die im Mondverwitterungsschicht erhaltene Aufzeichnung galaktischer Aktivität, das Magnetfeld des Mondes und seine Anomalien sowie die Zusammensetzung und Struktur der Mondkruste und des Mantels.“

Die insgesamt 1.935,3 Gramm an Proben wurden mittels Bohr- und Schöpftechniken von der Mondoberfläche im Rahmen der „Chang’e-6“-Mission aus dem Südpol-Aitken-Becken (einem der größten Einschlagsbecken im gesamten Sonnensystem) gesammelt (…GreWi berichtete). Das Team analysierte zunächst ihre physikalischen, mineralogischen, petrographischen und geochemischen Eigenschaften.

Die Analyse des Materials zeige, dass die gesammelten Proben eine Mischung aus lokalem basaltischen Material und fremdem, nicht-marem Material darstellen: „Die Gesteinsfragmente bestehen hauptsächlich aus Basalt, Brekzien und Agglutinaten. Die Hauptbestandteile der Böden sind Plagioklas, Pyroxen und Ilmenit, mit einem sehr geringen Anteil an Olivin. Der Mondboden in den Proben ist größtenteils eine Mischung aus lokalem Basalt und nicht-basaltischem Auswurfmaterial.“

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen und kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +

Basierend auf den geochemischen Eigenschaften und der petrographischen Entwicklungsgeschichte könne die Mondoberfläche in drei sehr unterschiedliche geochemische Provinzen unterteilt werden, so die Forschenden weiter: die Procellarum KREEP Terrane (PKT), die Feldspathische Hochland-Terrane (FHT) und die Südpol-Aitken-Terrane (SPAT).

„Diese lokalen Mare-Basalte dokumentieren die vulkanische Geschichte der Mondrückseite, während die nicht-basaltischen Fragmente wichtige Einblicke in die Kruste des Hochlands, die Südpol-Aitken-Einschlagschmelzen und möglicherweise den tiefen Mondmantel bieten können, wodurch diese Proben von großer wissenschaftlicher Bedeutung sind“, sagte Prof. Li und fügt hinzu: „Diese Erkenntnisse werden voraussichtlich zu neuen Konzepten und Theorien über den Ursprung und die Evolution des Mondes führen und seine Verwendung als interpretatives Paradigma für die Evolution der terrestrischen Planeten verfeinern.“

Zusammen mit den Mondproben, die von den sechs Apollo-Missionen, drei Luna-Missionen und der Chang’e-5-Mission gesammelt wurden, sind insgesamt 382,9812 kg Mondproben gesammelt worden. Diese Mondproben haben Wissenschaftlern entscheidende Informationen über die Entstehung und Entwicklungsgeschichte des Mondes geliefert. Diese Proben haben zur Entwicklung von Hypothesen beigetragen, wie dem riesigen Einschlag auf die frühe Erde, dem Mondmagma-Ozean und dem späten schweren Bombardement. Diese früheren Studien der Mondproben, die alle von der Vorderseite des Mondes gesammelt wurden, haben die Disziplin der Planetenwissenschaft erheblich vorangebracht. „Proben von der Vorderseite allein, ohne eine angemessene Probenahme von der gesamten Mondoberfläche, insbesondere von der Rückseite, können die geologische Vielfalt des gesamten Mondes nicht vollständig erfassen. Diese Einschränkung behindert unser Verständnis des Ursprungs und der Entwicklung des Mondes“, so Li abschließend.

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
China gelingt erstmals Probenentnahme von der Rückseite des Mondes 4. Juni 2024
Mond-Rätsel gelüftet: Chinas „Mond-Haus“ schrumpft zum „Hä(u)schen“ 7. Januar 2022
Chinas Mond-Rover soll “mysteriöse Hütte” auf der Rückseite des Mondes erkunden 5. Dezember 2021
UPDATE: China identifiziert „gelartige Substanz“ auf der Rückseite des Mondes 9. Juli 2021

Recherchequelle: NAOC

© grenzwissenschaft-aktuell.de