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Chinesische Pyramiden von Xianyang waren auf den Polarstern ausgerichtet

Blick auf das Grab des Kaisers Wu von Han.
Copyright: Giulio Magli

Milano (Italien) – Noch heute prägen rund 40 beindruckende Pyramidenbauten und Grabhügel der Kaiser und Mitglieder der königlichen Familie der chinesischen Han-Dynastie die Landschaft außerhalb der heutigen Stadt Xianyang in der Provinz Shaanxi. Eine neue Analyse der Ausrichtung dieser imposanten Bauwerke zeigt nun, dass diese in zwei Kategorien unterteilt werden können. Während die einen – wie die Pyramiden Ägyptens – nach den Kardinalpunkten ausgerichtet wurden, weisen andere auf die damalige Position des Sterns Polaris, den wir heute als Polarstern bezeichnen.

Inspiriert wurde die Grablandschaft der Kaiser der Westlichen Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) vom von der weltbekannten „Terrakotta-Armee“ bewachten Mausoleum Qin Shihuangdis, des ersten Kaisers der Quin-Dynastie (221–207 v. Chr.), die das Kaiserreich China unmittelbar vor den Han regierte.

Mit Hilfe von Satellitenaufnahmen und Untersuchungen vor Ort, ist es dem Archäo-Astronom Giulio Magli vom Politecnico di Milano nun erstmals gelungen, die Ausrichtung der Monumente darzustellen und zu untersuchen.

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Während schon zuvor erkannt wurde, dass auch einige der hiesigen Pyramidenbauten bzw. deren Basen – wie auch die der Pyramiden des Alten Ägypten – nach den sogenannten Kardinalpunkten (also den vier Haupthimmelsrichtungen) ausgerichtet wurden, stellte Magli überrascht fest, dass es neben diesen in die „Familie 1“ eingeordneten Pyramiden auch eine zweite Gruppe („Familie 2“) gibt, deren Ausrichtung deutlich und übereinstimmend von den Kardinalpunkten abweicht.

Wie Magli aktuell im Fachjournal „Archaeological Research in Asia“ (DOI: 10.1016/j.ara.2017.10.003) berichtet, leiteten auch die Kaiser des Alten Chinas ihre Machtrechtfertigung auf der Grundlage eines direkten Mandats der himmlischen Götter ab, die sie in der sog. zirkumpolaren Himmelsregion beheimateten. Sie bezogen sich also auf Sterne, die sich in der Nähe des Himmelspols befinden und deshalb nicht untergehen. Diese Symbolik spiegelt sich denn auch in der irdischen Architektur wider. „Aus diesem Grund“, so erläutert Magli gegenüber Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi), „ist es auch verständlich und zu erwarten, dass auch die chinesischen Pyramiden und Grabmälern nach den Kardinalspunkten ausgerichtet wurden.“

Allerdings entdeckte der Wissenschaftler neben diesen Bauten der „Familie 1“ auch eine besagte zweite Gruppe. In dieser „Familie 2“ weichen die Ausrichtungen deutlich und in übereinstimmender Weise vom wirklichen Norden und somit natürlich auch von den restlichen Haupthimmelsrichtungen ab.

Angesichts der Messdaten schließen die Forscher Fehler der chinesischen Baumeister aus, wie sie etwa durch das Verwenden der damals schon in China erfundenen, aber noch sehr leicht beeinflussbaren Vorformen des Kompasses verursacht worden sein könnten. Tatsächlich stimmen die Abweichungen denn auch nicht mit den bekannten paläomagnetischen Daten aus der Bauzeit der Monumente überein.

Statt also von Fehlern, geht Magli von einer gezielt abweichenden Ausrichtung dieser Bauwerke aus und glaubt auch schon eine astronomische Erklärung gefunden zu haben: „Die Kaiser, die diese Pyramiden der ‚Familie 2‘ errichten ließen, wollten offenbar gar nicht, dass diese Bauten auf den nördlichen Himmelspol weisen, wie er zur damaligen Zeit auch nicht (wie heute) mit der Position irgendeines Sterns übereinstimmte. Stattdessen richteten sie ihre Bauten auf die damalige Position des heutigen als Polar- oder Nordstern bekannten Sterns Polaris (Alpha Ursae Minoris) aus. Dies taten sie offenbar in dem Wissen, dass dieser Stern zukünftig einmal sehr nah am Himmels-Nordpol stehen wird und deshalb bedeutend sein würde.“

Was zunächst vielleicht merkwürdig erscheinen mag, lasse sich jedoch durch das Wissen der chinesischen Astronomen über die Präzession der Erdachse erklären, durch die sich die Ausrichtung der irdischen Rotationsachse auf Positionen (Sterne) am Himmel – und damit den sog. Nordpol des Himmels – langsam aber stetig verändert.

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„Die chinesischen Astronomen waren sich darüber ganz sicher bewusst. Während wir es heutzutags gewohnt sind, den nördlichen Himmels-Nordpol mit Hilfe des Polarsterns zu bestimmen (auch wenn dieser nicht ganz mit der Position von Polaris übereinstimmt), war zur Zeit der Han-Kaiser der Pol noch mehrere Grad – und übereinstimmend mit der Abweichung der Ausrichtung der Bauten – vom heute als Nordstern bezeichneten Polaris entfernt.

Während sich Giulio Magli sicher ist, dass der Grund der Anlehnung der irdischen Himmels-Nordpol-Architektur an den Himmelspol im besagten von der Götterwelt abgeleiteten Machtanspruch der Han-Kaiser beruht, liegt der Grund dafür, warum die einen Bauten nach den Kardinalspunkten, die anderen aber an Polaris ausgerichtet wurden weiterhin im Dunkeln und im Rich der Spekulation.

© grenzwisseschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Autor und Publizist
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(Kornkreisforscher)

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