Christopher Mellon: Erkenntnisse und Fragen zum aktuellen UAP-Bericht von AARO&DNI
Der jüngste Jahresbericht (2023) der US-UFO-Untersuchungsbehörde AARO liefert wenig Neues und lässt viel Beobachter an den widerholt er von AARO-Direkt Kirkpatrick beschworenen Tansparenzbekundungen zweifeln (…GreWi berichtete). Im folgenden GreWi-Gastbeitrag analysiert der ehemals ranghöchste US-Geheimdienstler, der ehemalige US-Ministerialdirektor für Verteidigung und Geheimdienste, Christopher Mellon den neuen Bericht der „All-domain Anomaly Resolution Office“.
– Bei dem folgenden Text handelt es sich um eine vom Autor ausdrücklich genehmigte deutschsprachige Übersetzung eines Originalartikels von Christopher Mellon durch grenzwissenschaft-aktuell.de (GreWi), der am 22.10.2023 unter dem Titel „Takeaways & Questions Regarding the October 2023 AARO/DNI UAP Report“ auf „ChristopherkMellon.Substack.com“ erschien. Die darin formulierten Meinungen und Ansichten sind die des Autoren.
Aus dem jüngsten Bericht ziehe ich neun Haupterkenntnisse:
Inhalt
- Der Bericht stellt fest, dass keiner der 291 betrachteten Fälle „eindeutig auf ausländische Gegner zurückzuführen“ ist. Dies ist ziemlich erstaunlich. Man kann nicht umhin zu spekulieren, warum zahlreiche Sichtungsfälle durch Angehörige der U.S. Navy von hell erleuchteten Luftobjekten, die US-Marineschiffen vor der kalifornischen Küste folgten, bisher nicht erklärt wurden. Obwohl diese Vorfälle aus einer früheren Zeitspanne als jener stammen, die konkret im aktuellen Report (2023) abgebildet werden, glaube ich, dass die Untersuchungen fortgeführt wurden, und ich glaube nicht, dass eine Erklärung für diese verwirrenden Fälle gefunden wurde.
Dieses durchgängige Fehlen von Beweisen, die eine Verbindung zwischen UAP-Fällen und ausländischen Nationen herstellen, stärkt meiner Meinung nach die ET-Hypothese (ET = extraterrestrial = außerirdisch) für die kleine Anzahl von ungelösten Fällen mit extremen Geschwindigkeiten und/oder Morphologien. - Der Bericht erwähnt 274 neue Berichte in den letzten 8 Monaten, was auf eine Rate von über 30 Berichten pro Monat bzw. 360+ Berichten pro Jahr hindeutet.
- Die Erwähnung einer „starken, aber wechselnden Sammlungsbias“ in „eingeschränktem militärischem Luftraum“ ist angesichts der größeren Präsenz von Überwachungssensoren in diesen Gebieten nicht überraschend. Dies wirft die Frage auf, ob US-Trainingsgebiete ins Visier genommen werden und besonders aktiv sind?
Diese Behauptung scheint jedoch ein wenig seltsam, da die UAP-„Hotspots“-Karte sehr hohe Aktivitätsniveaus im Nahen Osten, im Japanischen Meer und entlang der chinesischen Küste zeigt. - Es wurden keine neuen Vorfälle mit Beinahe-Kollisionen in der Luft gemeldet. (Eine Änderung gegenüber den 11 vorherigen Beinahe-Kollisionen von 2004-2021.
- Aus dem Bericht gehen offenbar Fortschritte bei der „Platzierung und Kalibrierung der Sensoren“ und bei der Verwendung von „mehr auf UAP-Detektion spezialisierten Sensoren“ hervor. Dies ist äußerst ermutigend, soweit die Änderungen sinnvoll und umfassend sind.
- Ein hoher Prozentsatz der Fälle verfügt erneut nicht über ausreichende Daten zur Identifikation oder Lösung.
- Es wurde nur ein Fall im maritimen Bereich, und keine UAP-Vorfälle im Weltraum berichtet, obwohl der Bericht Verbesserungen in der Koordination mit dem U.S. Space Command feststellt.
- Es gibt keine Erwähnung von Fällen, wie sie noch in den erstaunlichen früheren Berichten aus der Senatsanhörung mit AARO-Zeugen hervorgingen, die darauf hindeuteten, dass einige UAP-Radiosignale im 1-3 und 8-12 GHz-Band aussenden.
Es gibt auch keine Erwähnung von UAP, die intermittierend Radarsignale im ‚X-Band‘-Bereich (7,0-11,2 GHz) aussenden. - AARO konnte seine öffentliche Website einrichten.
Zusammenfassend kann gesagt werden: Insgesamt scheint es stetige Fortschritte bei der Einführung von UAP-Sammel- und Meldeverfahren zu geben. Es scheint auch Fortschritte bei der Anpassung von Sensoren zur besseren Datensammlung von UAP und bei der Entwicklung dedizierter UAP-Sensoren zu geben. Dr. Kirkpatrick scheint ein diszipliniertes Verfahren zur Sammlung und Auswertung von UAP-Berichten eingeführt zu haben.
Zugleich bleiben aber auch viele Fragen:
- Wie effektiv kann AARO auf abgeschirmte UAP-Daten von verschiedenen Organisationen wie der CIA und NORAD zugreifen?
- Warum hat AARO seinen letzten Bericht mit SPACECOM abgestimmt, aber nicht mit NORAD oder der CIA?
- Erhält das AARO UAP-Daten von NORADs (dem Noramerikanischen Luftverteidigungskommando) und dessen riesigen „Solid-State Phased Array Radars“ (SSPAR)? Wenn nicht, warum nicht? Wenn ja, wie sehen diese Daten aus? Erfassen diese mächtigen Radargeräte auch jene UAP, die von Piloten vor der Ost- und Westküste der USA gemeldet werden? Wenn nicht, warum?
- Was ist mit anderen Systemen wie dem „Infrasound Monitoring Network“ oder dem „Ground-Based Electro-Optical Deep Space Surveillance System“ (GEODSS)?
- Die USA haben drei UAP kurz nach dem Abschuss eines chinesischen Spionageballons am 4. Februar 2023 abgefangen und abgeschossen. Es gab auch eine Flut von Berichten über ähnliche Entdeckungen weltweit zu dieser Zeit. Warum gab es keine weiteren gemeldeten Zusammenstöße von UAP durch die US Air Force über dem US-Festland? Gab es wirklich eine ungewöhnliche Aktivitätszunahme in den Tagen nach dem ersten Abschuss in South Carolina, oder haben wir uns nur in den ersten Tagen nach dem Abschuss für solche Abfangereignisse interessiert, bevor wir schnell zur Politik übergingen, solche Eindringlinge vollständig zu ignorieren?
- Haben wir aufgehört, UAP mit Radio- und Radaremissionen zu erfassen, oder haben AARO und der DNI (Direktor der US-Geheimdienste) diese Aktivitäten nur aufgehört zu melden?
- Wie oft wurden US-Kampfflugzeuge gestartet, um UAP abzufangen, und in wie vielen Fällen waren solche Abfangmanöver erfolgreich? Diese wichtigen Informationen wären von großem Wert, um den Kongress bei der Bewertung der Effektivität der US-Luftverteidigung zu unterstützen.
- Ist der „UAP Science Plan“, der entwickelt wurde, als geheim klassifiziert? Wenn ja, besteht ein Wert darin, eine unklassifizierte Version an die wissenschaftliche Gemeinschaft herauszugeben? Wenn nicht, warum wurde er nicht bereits geteilt?
– Den vollständigen AARO-Report 2023 können Sie HIER als PDF herunterladen.
– Eine ausführliche GreWi-Analyse zum aktuellen AARO-Report finden Sie HIER
Christopher Mellon war 20 Jahre lang in den US-Geheimdiensten tätig und diente unter anderem als Minderheitsdirektor des Senate Intelligence Committee (Minority Staff Director of the Senate Intelligence Committee) und als Ministerialdirektor für Verteidigung und Geheimdienste (Deputy Assistant Secretary of Defense for Intelligence). Im US-Senat war er als Berater des damaligen Senators William S. Cohen (R-ME) u. a. 1986 für Gesetzentwürfe für das “Special Operations Command“ mitverantwortlich.
Mellon lehrte an der Gerogetown University, schrieb zahlreiche Fachartikel zur Öffentlichkeitspolitik und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter die „National Reconnaissance Office Gold Medal“, die „DIA Director’s Medal“ und den “Secretary of Defense Public Service Award“. Zudem diente er als Vorsitzender des Wissenschaftskommitees am Carnegie Museum of Natural History.
Christopher Mellon erhielt seinen B.A. am Colby College und seinen M.A. an der Yale University. Seit seinem Ruhestand aus dem Bundesdienst ist Mellon als privater Anlageninvestor in Biotech und Informations-Technologie-Start-Ups. Er ist u. a. durch TV-Auftritte in der TV-Serie „Unidentified“ (History Channel) und dem Kinofilm „The Phenomenon“ bekannt.
Webseite: www.christophermellon.net
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© Christopher Mellon (dt. Übers. www.grenzwissenschaft-aktuell.de