Dahschur: Archäologen rätseln über tonnenschwer versiegeltes und dennoch zerstörtes Pyramidengrab

Ein tonnenschwerer Kalksteinblock verschließt und versiegelt die Grabkammer der einstigen Anlage. Copyright/Quelle: Smithsonian Channel
Lesezeit: ca. 2 Minuten
Blick auf das Fundament der neuentdeckten Pyramidenruine von Dhaschur. Copyright: Egyptian Ministry of Antiquities

Blick auf das Fundament der neuentdeckten Pyramidenruine von Dhaschur.
Copyright: Egyptian Ministry of Antiquities

Dahschur (Ägypten) – Bereits 2017 entdeckten Archäologen in unmittelbarer Nähe zur Knickpyramide von Dahschur das Ruinenfundament einer einstigen, bislang unbekannten Pyramide. Nachdem dann auch noch eine mittels eines tonnenschweren Steinblocks versiegelte Grabkammer entdeckt wurde, wähnten sich die Forscher schon vor einer neuen ägyptologischen Sensation – war doch zu erwarten, dass ein versiegeltes Grab auch noch gänzlich intakt und mit einer Mumie und deren Schätzen gefüllt ist. Vor den Augen der Kameras wurde diese Grabkammer nun geöffnet. Was die Archäologen darin fanden, stellt sie jedoch vor ein noch fast größeres Rätsel.

Schon im April 2017 berichtete Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) über die Entdeckung der Fundamente einer Pyramide, die die einige Wissenschaftler dem Pharao Ameni Qemau zuordnen, dem fünften König der XIII. Dynastie, der Ägypten 1790 v. Chr. zwei Jahre lang regierte. Von der einstigen Pyramide waren damals allerdings nur noch die Fundamente, ein zu einer einstigen Galerie oder Halle führender Eingangskorridor, eine südliche Rampe und ein Raum am westlichen Ende des Bauwerks, zu sehen.

Tatsächlich stellt aber genau diese Zuordnung zu Ameni Qemau die Ägyptologen vor ein Rätsel. Der Grund: Es wäre nicht die erste Pyramide des Pharaos, die in Dahschur entdeckt wurde. Bereits 1957 wurde hier im Innern einer Pyramide der Name des Ameni Qemau entdeckt. Vor dem Hintergrund der zwar gängigen, aber dennoch nicht unumstrittenen Theorie, dass es sich bei den ägyptischen Pyramiden um die Begräbnisstätten der Könige handelt, würden zwei Pyramiden keinen wirklichen Sinn ergeben.

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Vor Ort stießen die Wissenschaftler des ägyptischen Antikenministeriums auf einen Stufengang, der zu einem Gänge- und Kammernkomplex im Innersten der einstigen Pyramide führte. Hier versperrt offenbar seit der Grablegung ein gewaltiger, tonnenschwerer Steinblock, den Eingang zu einer Grabkammer.

Ein tonnenschwerer Kalksteinblock verschließt und versiegelt die Grabkammer der einstigen Anlage. Copyright/Quelle: Smithsonian Channel

Ein tonnenschwerer Kalksteinblock verschließt und versiegelt die Grabkammer der einstigen Anlage.
Copyright/Quelle: Smithsonian Channel

Kürzlich wurde dieser verbliebene Schlussstein angehoben, um so Einblicke in die vermeintlich noch unberührte Grabkammer zu erhalten. Doch was die Forscher beim Blick in diese Kammer sahen, war alles andere als das, was sie zuvor erträumt und erhofft hatten: Das Grab war zerstört und geplündert.

Blick in die geplünderte Grabkammer und die Reste einer Mumie (u.). Copyright/Quelle: Smithsonian Channel

Blick in die geplünderte Grabkammer und die Reste einer Mumie (u.). Copyright/Quelle: Smithsonian Channel

„Wir stehen nun vor zwei großen Fragen, auf die wir eine Antwort finden müssen“, erläutert der Ägyptologe Dr. Chris Naunton für den „Smithsonian Channel“ (siehe Video), der seit vielen Jahren die verschollenen Pyramiden u.a. rund um die Nekropole Dahschur erforscht. „Zum einen stellt sich die Frage, wer hier einst beigesetzt wurde. Für wen wurde diese Pyramide also gebaut? Zum anderen: Wie kann es sein, dass eine augenscheinlich vollständig versiegelte und ungebrochene Grabkammer im Innern derart verwüstet daliegt?“ Irgendjemand muss vor den Archäologen in die Kammer gelangt sein, um diese auszurauben. Doch wie?

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Quelle: Smithsonian Channel

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