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„Das Raumschiff sehen“ – Warum wir auf Anomalien achten sollten

Ein Gastkommentar von Greg Taylor, Hrsg. The Daily Grail
Mit Genehmigung des Autors aus dem englischen Original von Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) überstezt. Erstveröffentlichung unter dem Titel „Seeing the Spaceship: Why We Need To Pay Attention to Anomalies“ auf „The Daily Grail“, 5. Februar 2019

 

Ende 2018 machte der Vorsitzende des Astronomie-Lehrstuhls an der Harvard University eine erstaunliche Aussage über ‚Oumuamua – ein kürzlich entdecktes Objekt aus dem intergalaktischen Raum, das  – als erstes bekannte seiner Art – unser Sonnensystem besucht hatte. „Wenn wir in Betracht ziehen, dass es sich hierbei um ein Objekt künstlichen Ursprungs handelt, so wäre eine Möglichkeit, dass es sich um ein Lichtsegel handelt, das als Trümmerteil einer fortschrittlichen technologischen Ausrüstung durch den interstellaren Raum treibt“, so Abraham (Avi) Loeb in angesehenen „Astrophysical Journal Letters“ (…GreWi berichtete).

Diese Kommentare Loebs lösten einen regelrechten Feuersturm der Kritik aus. „Die Autoren des Artikels beleidigen jede ehrliche wissenschaftliche Untersuchung“, schrieb etwa ein Astrophysiker. „Ein schockierendes Beispiel für sensationelle, schlecht motivierte Wissenschaft“, ein anderer.

Aber Loeb wich nicht von seiner Position und hat stattdessen das öffentliche Interesse, die ihm sein Artikel einbrachte aufgegriffen, sich damit sogar einer AMA-Sitzung auf Reddit zu seiner Theorie gestellt und verweist auch weiterhin auf die Möglichkeit, dass ‚Oumuamua ein Teil einer außerirdischen Technologie sein könnte.

Loeb tut dies, weil er – nachdem er sich die bisherigen Daten angesehen hat – in ‚Oumuamua eine echte Anomalie sieht: Seine Form, seine Flugbahn und seine Bewegung stimmen nicht mit den bislang diskutierten natürlichen, bzw. astrophysikalischen Erklärungen überein. Und deshalb ist er bereit, das anomale Weltraumobjekt durch eine andere Linse zu betrachten – jene, die in dem Objekt ein künstliches Konstrukt sieht, das von einer außerirdischen Zivilisation hergestellt wurde.

Und er ist sich darüber im Klaren, dass er damit versucht, die „orthodoxe“ Wissenschaftsgemeinschaft dazu zu bringen, ihre eigenen vorgefassten Meinungen über das Mögliche zu hinterfragen: „Meine Motivation besteht zum Teil darin, die Wissenschaftsgemeinschaft dazu zu motivieren, zu dem nächsten interstellaren Objekt in unserem Sonnensystem mehr Daten zusammen zu tragen, und nicht a priori zu erklären, dass man die Antworten bereits kenne“, so Loeb gegenüber dem „New Yorker“.

„Wir haben hier ein Objekt von außerhalb des Sonnensystems gesehen und versuchen herauszufinden, woraus es besteht und woher es kommt. Wir haben dazu leider nicht so viele Daten, wie ich mir das wünschen würde. Angesichts der Daten, die wir aber haben, lege ich meine Schlussfolgerungen auf den Tisch und es stört einige Menschen, darüber nachzudenken, so wie es die Kirche in den Tagen Galileos gestört hat, sogar darüber nachzudenken, ob sich die Erde um die Sonne bewegt.

Vorurteile basieren auf Erfahrungen der Vergangenheit. Das Problem ist, dass sie uns daran hindern, Entdeckungen zu machen. Wenn Sie die Wahrscheinlichkeit eines Objekts, das von außen in unser Sonnensystem gelangt, schon vorweg gen Null setzen, würden wir niemals eines finden!“

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Loebs Worte fanden bei mir großen Anklang, als ich kürzlich ein von Antonio Paris via Twitter gepostetes Bild sah. Es ist ein vier Jahre altes Foto, das der Curiosity-Rover auf dem Mars aufgenommen hat. Ein Foto von einem Haufen Steine, von denen einer aber wie ein Oberschenkelknochen aussieht.

Ich sage nicht, dass es ein Knochen ist. Tatsächlich produziert der Mars ganz sicher eine ganze Menge seltsamer Geologie. Was mir jedoch aufgefallen ist, war der zu diesem Bild gepostete Text:

„Das sind keine Knochen! Aus Sicht der MastCam des Mars-Rovers Curiosity, sieht einer der Steine aus wie ein Oberschenkelknochen. Die Mitglieder des Science-Mission-Teams glauben jedoch, dass diese Form wahrscheinlich durch Erosion, entweder durch Wind oder Wasser, geformt wurde.

Wenn es jemals Leben auf dem Mars gab, so erwarten die Wissenschaftler, dass es sich um kleine einfache Lebensformen gehandelt hatte, sogenannte Mikroben. Der Mars hatte wahrscheinlich nie genug Sauerstoff in seiner Atmosphäre oder anderswo, um komplexere Organismen entstehen und gedeihen zu lassen. Große Fossilien sind hier daher unwahrscheinlich.“

Hier wird noch nicht einmal die Frage aufgeworfen, weil man schon vorher weiß, bzw. zu wissen glaubt, dass es auf dem Mars keine Knochen geben kann. Wir müssen diesen „Stein“ also auch gar nicht weiter untersuchen und noch nicht einmal weiter darüber nachdenken. Wie Loeb es sagte, besteht das Problem bei diesem Ansatz darin, dass er uns daran hindert, vielleicht Entdeckungen zu machen.

Die Geschichte erinnert mich an eine andere Marsanomalie von vor einigen Jahren: Damals zeigten zwei unterschiedliche vom Curiosity-Rover aufgenommene Bilder etwas, das wie eine Lichtquelle genau am Marshorizont aussah (…GreWi berichtete 1, 2). Mars-Wissenschaftler sagten gleich, dass es wahrscheinlich nur ein Bildartefakt sei. Als ich diese Wissenschaftler nach der Wahrscheinlichkeit fragte, dass zwei verschiedene Bilder ein Artefakt nicht nur jeweils im gleichen Teil der Landschaft, nicht aber am gleichen Bildpunkt zeigen, sondern zudem auch noch jeweils in der Horizontlinie – alles also eigentlich Eigenschaften, die zusammengenommen jeden Neugierigen nachforschen lassen sollten – lehnten sie dies mit Hinweis auf ihre bisherigen Erfahrungen mit Bildartefakten ab.

Auch hier hatte ich nicht behauptet, dass es Außerirdische wären. Es war eben eine Anomalie, die ich für lohnenswert hielt, sie weiter zu untersuchen. Aber für die Wissenschaftler war es bloß eine Anomalie, die ohne angemessene Begründung beiseitegelegt werden konnte.

Glücklicherweise änderten die Mars-Wissenschaftler später tatsächlich dann doch ihre Meinung und stellten fest, dass es sich wahrscheinlich nicht um ein Bildartefakt gehandelt hatte, sondern um etwas Reales in der Landschaft – etwas, das die Sonne reflektierte. Die ursprünglichen Antworten auf meine Anfrage waren jedoch erneut vielsagend für die Art und Weise, wie schnell die „orthodoxe“ Wissenschaft potentiell echte Anomalien abtut.

Diese Unfähigkeit, über die Schlussfolgerungen der orthodoxen Wissenschaft hinauszuschauen, erinnert an das „SEP-Feld“, das ein außerirdisches Raumschiff vor den Augen der Menschen in Douglas Adams‘ Roman „Leben, das Universum und alles“ (Teil der „Per Anhalter durch die Galaxis“-Reihe) verbirgt. Das „SEP-Feld“ steht für „Somebody Else’s Problem field“ (Anm. GreWi: In der deutschen Übersetzung ist vom „PAL-Feld“, also dem „Problem-anderer-Leute-Feld“ die Rede). Hierbei wird das Raumschiff durch den Wunsch des Gehirns, es nicht zu sehen, unsichtbar gemacht:

„Ein PAL ist etwas, das wir nicht sehen oder nicht sehen können, bzw. etwas, das unser Gehirn uns nicht sehen lässt, weil wir denken, dass es das Problem eines anderen ist. Das ist PAL. Jemand anderes Problem. Unser Gehirn sortiert es – ähnlich einem blinden Fleck – einfach aus. Das PAL-Feld bedient sich dabei der natürlichen menschlichen Neigung, Dinge nicht zu sehen, die wir nicht sehen wollen, die wir nicht erwarten oder nicht erklären können.“

Und das ist weit mehr als nur eine passende Analogie für die (aktuelle) Kontroverse um ‚Oumuamua. Es betrifft fast alle wissenschaftlichen Anomalien – angefangen von seltsamen Brocken im Weltall, über Ergebnisse parapsychologischer Experimente bis hin zu merkwürdigen archäologischen Artefakten. Der wissenschaftliche Mainstream wird vom PAL-Feld verwirrt, das die Anomalie umgibt und unsere Chancen nahezu erstickt, Entdeckungen jenseits gängiger Paradigmen zu machen.

Genau das ist aber auch einer von vielen Gründen, warum diese Seite (gemeint ist zunächst Taylors „The Daily Grail“, es trifft aber ebenso auch auf Grenzwissenschaft-Aktuell zu!): Es geht nicht darum, mit Bestimmtheit zu behaupten, dass außerirdische Raumschiffe unser Sonnensystem besuchen oder, dass es einst fortschrittlichere Zivilisationen gegeben hat, die heute längst vergessen sind. Es geht aber darum, dass Anomalien sorgfältig betrachtet und ebenso kritisch wie unvoreingenommen untersucht werden sollten. Denn wäre es nicht schön, „das Raumschiff sehen“ zu können…?

…Lesen Sie hierzu auch den aktuellen GreWi-Artikel: Was passiert, wenn man als Astronomie-Professor an außerirdische Raumschiffe in Betracht zieht

© Greg Taylor, DailyGrail.com

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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