Delfine erstmals bei menschenähnlicher Konversation beobachtet
Symbolbild: Delfine
Copyright: gemeinfrei
Feodossija (Ukraine) – Dass Delfine mittels hunderter unterschiedlicher Pfeif- und Klicklaute kommunizieren ist nicht neu – auch nicht, dass diese Kommunikation erstaunlich komplex sein kann und Ausdruck der hohen Intelligenz der Tümmler ist. Jetzt aber haben russische Biologen und Verhaltensforscher erstmals Delfine dabei beobachtet bzw. belauscht, wie sie auf menschenähnliche Weise sich miteinander auszutauschen scheinen.
UPDATE 16.09.2016: Kurz nach der Veröffentlichung der hier beschriebenen Studie haben sich führende Delfinforscher zu Wort gemeldet und bzweifeln die Deutung der abgehörten „Konversation“ im Sinne eines Gesprächs. Einen Artikel zu dieser Kritik (in engl. Sprache) finden Sie HIER.
Wie Dr. Vyacheslav Ryabov von der Polytechnischen Universität in St. Petersburg aktuell im Fachjournal „Mathematics and Physics“ (DOI: 10.1016/j.spjpm.2016.08.004) berichten, haben sie das Delfinpaar Yasha und Yana im Karadag Naturreservat nahe Feodissija am Schwarzen Meer mit einem Hydrophon belauscht, mit dessen Hilfe sie die einzelnen Pfeif- und Klicklaute dem jeweiligen Individuum zuordnen können. Sie konnten also nicht einfach nur die von den Tieren abgegebenen Töne hören, sondern sozusagen auch die jeweiligen Stimmen der Tiere voneinander unterscheiden und zuordnen.
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Hierbei stellten die Forscher fest, dass die Delfine zum einen die Lautstärke und Frequenz ihrer Laute in ähnlicher Form veränderten, wie wir Menschen dies tun, um individuelle Wörter auszubilden und sie dann ebenfalls auf nahezu menschenähnliche Weise zu ganzen Sätzen zusammenzufügen. Hinzu zeigt sich, dass ein Delfin dem anderen „zuhörte“, ohne dessen „Sätze“ zu unterbrechen, bevor er darauf „antwortete“.
Die „Sätze“ der beiden Delfine bestehen laut den Forschern aus bis zu fünf „Wörtern“, deren Bedeutung die Wissenschaftler allerdings noch nicht kennen.
Delfinkonversation: Die aufgezeichneten Laute auf zwei Kanälen (I und II) mit der jeweiligen Zuordnung zu Delfin 1 (Yana = Pfeile nach unten) und Delfin 2 (Yasha = Pfeile nach oben). Die Nummerierung der einzelnen Einheiten entspricht deren Sequenz.
Copyright/Quelle: Ryabov et al. / Physics and Mathematics
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„Diese Form des Austausches gleicht der Kommunikation zwischen zwei Menschen“, stellt Ryabov fasziniert fest und führt weiter aus: „Jeder Laut, der von einem der Delfine erzeugt wurde, unterschied sich von anderen durch seinen zeitlichen Einsatz und seiner spektralen Komponenten innerhalb der Tonfrequenz. So gesehen können wir annehmen, dass jeder Laut ein Phonem, oder einem Wort ‚gesprochener‘ Delfinsprache entspricht.“
Für die Forscher offenbart die belauschte Delfinkommunikation alle Bausteine eines Gesprächs, wie wir sie auch in der menschlichen gesprochenen Sprache vorfinden. „Das wiederum legt einen hohen Grad an Intelligenz und Bewusstsein der Delfine nahe“, so Ryabov. „Ihre Sprache scheint also der einer hochentwickelten gesprochenen Sprache, wie der von uns Menschen, zu entsprechen.“
Jetzt fordern die Wissenschaftler eine intensive Erforschung dieser „Sprache“, denn es sei an der Zeit, mit diesen Lebewesen direkt zu kommunizieren: „Wir Menschen müssen den ersten Schritt machen und ein Verhältnis mit einigen der ersten intelligenten Bewohnern unseres Planeten entwickeln. Hierzu brauchen wir Methoden und Geräte, mit deren Hilfe wir die Grenzen zwischen unseren Sprachen, die einer direkten Kommunikation zwischen Mensch und Delfin noch im Weg stehen, beseitigen.“
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