Dunkle, fingerartig sich ausbreitende Linien an Kraterrändern auf dem Mars. Sind sie das Ergebnis wässriger oder trockener Aktivität?
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Copyright: NASA/JPL-Caltech/Univ. of Arizona
Paris (Frankreich) – Noch im vergangenen September bezeichneten NASA-Wissenschaftler die sich in den Mars-Sommermonaten an Kraterrändern bildenden und in den Wintermonaten wieder zurückziehenden, dunklen fingerartigen Strukturen als eindeutigen Beweis dafür, dass auf dem Mars auch heute noch Wasser in flüssiger Form an die Oberfläche tritt (…GreWi berichtete). Jetzt präsentieren französische und slowakische Wissenschaftler eine alternative – gänzlich trockene Erklärung für die Rinnsale.
Wie das Team um Frédéric Schmidt von der Université Paris-Saclay und Miroslav Kocifaj von der Slowakischen Akademie der Wissenschaften aktuell im Fachjournal „Nature Geoscience“ (DOI: 10.1038/ngeo2917) berichtet, könnten Sandrutschungen und Lawinen sowohl die als Recurring Slope Lineae (RSL) bezeichneten Strukturen sowie auch deren Schattierung ebenso erklären wie die zuvor eigentlich schon als gesichert präsentierte Deutung der „Finger“ als Rinnsale stark salzhaltigen Wassers. Laut Schmidt und Kollegen würde es sich also eher um eine optische Täuschung als um wässrige Abflussrinnen handeln.
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Zu den Rutschungen könne es durch die verstärkte Sonneneinwirkung und Erwärmung in den Sommermonaten des Mars kommen: „Auf diese Weise könnten die oberste Sand- und Bodenschichten erwärmt werden, während die Partikel darunter weiter kalt bleiben“, so die Forscher und führen weiter aus: „Dieser Temperaturunterschied kann dann zu Druckveränderungen auf kleine Gastaschen führen, die sich zwischen den Sandpartikeln befinden, wodurch diese nach oben wandern und die oberen Sandschichten in Form kleiner Lawinen zum rutschen bringen. Das Ergebnis sind dann die RSL, die bislang schließlich ausschließlich an abfallenden felsigen Kraterrändern entdeckt wurden.
Auch der Farbunterschied, mit dem sich die dunklen „Finger“ in der Umgebung abzeichnen, könne durch das neue Modell dadurch erklärt werden, dass diese sich unter bestimmten Sonnenlicht-Einfallswinkeln deutlicher von der Umgebung abheben.
Weitere Untersuchungen sollen die neue Theorie nun auf den Prüfstand stellen.
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