Ehem. Direktor der US-UFO-Untersuchungsbehörde Kirkpatrick: „AARO hat keine Beweise für Aliens gefunden“

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Washington (USA) – Ein Jahr lang war Dr. Sean Kirkpatrick der Gründungsleiter der US-UFO-/UAP-Untersuchungsbehörde „All-domain Anomaly Resolution Office“, kurz AARO. In einem Artikel blickt Kirkpatrick nun auf dieses Jahr zurück und kritisiert die Lesart des Programms im Sinne einer Beweissuche nach Außerirdischen ebenso heftig, wie deren Protagonisten aus der populären US-UFO-Forschung und Politik. Dabei widerspricht Kirkpatrick teilweise den Aussagen von US-Kongressabgeordneten deutlich. Ein weiteres Beispiel für einen sich immer stärker abzeichnenden Kampf um die Meinungshoheit in der UFO-Frage.
Unter dem Titel „Das habe ich als UFO-Jäger der US-Regierung gelernt“ blickt Kirkpatrick in seinem Gastartikel im „Sceintific American“ auf sein Jahr als erster Direktor der AARO zurück und unterstreicht erneut seine von ihm schon zuvor immer wieder unterstrichene Haltung, laut der AARO trotz aller Untersuchungen bislang „keine Beweise für Außerirdische“ gefunden habe. Auch den Behauptungen der sogenannten Whistleblower über ein geheimes US-Bergungs- und Untersuchungsprogramm für nicht-menschliche (UFO-)Technologien widerspricht der ehemalige AARO-Direktor vehement.
In der Ausführung seines Amtes sei es ihm alleine um das Anliegen gegangen, wissenschaftlich fundiert Klarheit und Aufklärung zu den von glaubwürdigen Zeugen beschriebenen Beobachtungen unidentifizierter anomaler Phänomene zu liefern. Nachdem er nun ein „Team aus hochtalentierten und motivierten Mitarbeitern“ zusammengestellt und eine „Strategie zur rationalen, systematische und wissenschaftlichen Untersuchung dieser Phänomene“ zusammengestellt habe, seien diese Ansätze jedoch schnell von „sensationalisierten und unbegründeten Behauptungen, die gegenteilige Beweise ignorierten und dennoch die Aufmerksamkeit der Politik und der Öffentlichkeit erlangten und die Narrative dominierten“ eingeholt worden. Dies sei mit ein Grund dafür, dass er seinen Posten nach nur einem Jahr schon wieder aufgegeben habe (…GreWi berichtete), so Kirkpatrick.
Die Kongressanhörungen, aus denen etwa die Behauptungen des Whistleblowers zum UFO-Bergungsprogramm David Grusch hervorgingen und die in Briefings von US-Kongressabgeordneten fortgesetzt wurden, bezeichnet Kirpatrick als Zeitverschwendung.
Zusammenfassend bezeichnet Kirkpatrick, der selbst auf eine Militär- und Geheimdienstkarriere zurückblickt, diese Behauptungen als unbegründet, glaubensbasiert und nicht zuletzt falsch. Zwar habe AARO auch solche Behauptungen untersucht und dabei auch einiges herausgefunden, „aber nichts davon hat etwas mit Aliens zu tun.“
So existieren laut Kirkpatrick „keine Aktenaufzeichnungen darüber, dass jemals ein US-Präsident oder Führungsmitglied des Verteidigungsministeriums oder der Geheimdienste oder ein Mitglied von US-Kongressausschüssen von diesen angeblichen Programmen unterrichtet wurde.“ Alleine dieser Umstand spreche für sich, da es „kaum nachvollziehbar“ sei, „dass nicht mindestens 50 bis 100 Regierungsmitglieder über ein derart wichtiges Programm unterrichtet worden wären, das seit Jahrzehnten existieren soll.“
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Kirkpatrick wirft Vorgängerprogrammen Wie AATIP und AWSAP zudem vor, vor dem Deckmantel wissenschaftlicher Untersuchungen genau das Gegenteil praktiziert zu haben und statt UFOs auch sonstige, teilweise absurde Behauptungen des Paranormalen (Skinwalker Ranch) verfolgt zu haben. Hier hätten sich Politik und private Raumfahrtunternehmen (konkret u. a. Senator Reid und Bigelow Aerospace) gegenseitig in die Hände gespielt.
Neben seiner scharfen Kritik gibt Kirkpatrick aber auch einige interessante Ausblicke, etwa auch die historische Aufarbeitung US-amerikanischer UFO-Akten bis zurück Anfang der 1940er-Jahre. Von diesem “Historical Record Report” sei Volume 1 fertiggestellt und die Veröffentlichung werde derzeit vorbereitet.
„Der Bericht zeigt, dass viele der oben beschriebenen kursierenden Behauptungen auf unbeabsichtigten oder unbefugten Offenlegungen legitimer US-Programme oder damit verbundener Forschung und Entwicklung zurückzuführen sind, die aber nichts mit außerirdischen Themen oder Technologien zu tun haben“, so Kirkpatrick. „Bei einigen handelt es sich um falsche Darstellungen, bei anderen handelt es sich um reine, unbegründete persönliche Überzeugungen.“ In vielerlei Hinsicht sei die Alien-Narrative also „ein Paradebeispiel für eine zirkuläre Berichterstattung, bei der jede Person weitergibt, was sie gehört hat, die Informationen jedoch letztendlich oft wieder an dieselbe kleine Gruppe von Personen weitergeleitet werden.“
Hier kritisiert Kirkpatrick „die Bereitschaft einiger, aufgrund dieser Geschichten Urteile zu fällen und Maßnahmen zu ergreifen, ohne dafür Belege gesehen oder überhaupt angefordert zu haben.“ Diese Unterlassung sei „umso problematischer, wenn die Behauptungen so außergewöhnlich sind. Einige Kongressabgeordnete äußern sich lieber gegenüber der Presse zu Außerirdischen, als sich über die Angelegenheit evidenzbasiert informieren zu lassen.“ An dieser Stelle ermahnt der ehemalige AARO-Direktor die Politiker an ihre „Verantwortung, kritisches Denken an den Tag zu legen, anstatt im Rampenlicht zu stehen.“
Abschließend dann die vermutlich kontroverseste Aussage seines Artikels: Bis zum Zeitpunkt seines Ausstandes als AARO-Direktor, sei „keiner – ich betone ‚keiner‘ der an die Öffentlichkeit getretenen verschwörungsgesinnten Whistleblower (gemeint dürfte hier vornehmlich David Grusch sein?) an das AARO herangetreten – obwohl hierzu zahlreiche Einladungen ausgesprochen wurden“
Tatsächlich hat Grusch mittlerweile an mehreren Stellen genau das Gegenteil ausgesagt – andere, teilweise auch US-Abgeordnete bezweifeln mittlerweile, dass Kirkpatrick oder das AARO selbst über ausreichend Zugangsberechtigungen verfügt haben und verfügen, um die Behauptungen tatsächlich überprüfen zu können. Nicht zuletzt sprechen die Aussagen der Kongress-Abgeordneten, die am jüngsten UFO-Briefing mit dem Generalinspekteur der US-geheimdienste zu den Behauptungen Grusch teilgenommen haben, ein anderes Bild der Situation (…GreWi berichtete).
Abschließend erklärt Kirkpatrick, dass sich „die talentierten Mitarbeiter und das Team unterstützender Wissenschaftler derzeit darum bemühen, in Zusammenarbeit mit den Streitkräften, Geheimdiensten, Regierungsbehörden, nationalen Laboratorien, der wissenschaftlichen Gemeinschaft, der akademischen Gemeinschaft – und bald auch der breiten Öffentlichkeit – konkrete, messbare Daten im bislang datenarmen Bereich der ungewöhnlichen Beobachtungen und Phänomene zu sammeln und zu analysieren.
„Das AARO-Team wird den Daten bedingungslos dorthin folgen, wo sie hinführen“, so Kirkpatrick abschließend. Hierbei lasse man sich „nicht durch Versuche beeinflussen, die Ergebnisse auf andere Weise zu beeinflussen.“
– Kirkpatricks Orignalartikel im „Scientific American“ finden Sie HIER
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Recherchequelle: Scientific American
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