EmDrive-Analysen an der TU Dresden zeigen: „Unmöglicher Antrieb“ entwickelt keinen Schub
Dresden (Deutschland) – Nachdem sogar Versuche in Laboren der NASA zunächst Hoffnung geweckt hatten, dass der sog. EmDrive eine revolutionäre, weil treibstofflose Alternative für Raumfahrtantriebe darstellen könnte, liegen nun die ernüchternden Abschlussergebnisse intensiver Analysen dreier EmDrive-Varianten durch Physiker der TU Dresden vor. Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) hat den Studienleiter Prof. Dr. Martin Tajmar zu den Ergebnissen exklusiv interviewt.
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Die das Team um Prof. Tajmar am vergangenen Wochenende auf der wegen Corona verschobenen „Space Propulsion Conference 2020+1“ und begleitend in Form dreier Fachartikel in den „Proceedings of Space Propulsion Conference 2020+1“ (Artikel 1, Artikel 2, Artikel 3) berichtet, bestätigten sich die bereits vorab diskutierten Zwischenergebnisse, wonach der EmDrive nicht den zuvor beobachteten Schub entwickelt und sich die bereits gemessenen Schubkräfte durch externe Effekte erklären lassen, wie sie von Tajmar und Kollegen nun durch einen hochsensiblen Messaufbau nachgewiesen wurden.
Zum EmDrive berichtet Prof. Tajmar gegenüber GreWi-Herausgeber Andreas Müller:
„Wir haben die Ursache der ‚Schubkraft‘ gefunden – es war ein thermischer Effekt. Für unsere Tests haben wir die NASA EmDrive-Konfiguration von White et al. (der Eagleworks-Labors verwendet, da diese ja am besten dokumentiert ist und deren Messungen im ‚Journal of Propulsion and Power‘ erschienen waren (…GreWi berichtete).
Mit Hilfe eines neuen Messwaagen-Aufbaus und unterschiedlichen Aufhängungspunkten des gleichen Triebwerks konnten wir einerseits ähnliche scheinbare Schubkräfte wie die NASA reproduzieren, aber diese auch durch eine Punktaufhängung zum Verschwinden bringen.
Wenn Leistung in den EmDrive fließt, wird das Triebwerk warm. Dadurch verziehen sich auch die Befestigungselemente auf der Waage, wodurch die Waage zu einem neuen Nullpunkt wandert. Das konnten wir in einem verbesserten Aufbau verhindern. Unsere Messungen widerlegen damit alle EmDrive-Behauptungen um mindestens 3 Größenordnungen.“
Neben dem klassischen EmDrive hat Tajmars Team auch die LemDrive-Variante des EmDrive analysiert:
„Diese Laser-Variante des EmDrives basiert auf theoretischen Überlegungen von McCulloch. Wir haben in zahlreichen Versuchsaufbauten zeigen können, das sowohl Laser-Resonatoren als auch asymmetrische Faserspulen keine Kräfte zeigen, die oberhalb des normalen Photonendrucks liegen. Seine Theorie (wir beschränken uns hier aber auf den Labormaßstand und nicht auch auf seine astronomischen Behauptungen), sowie von ihm zitierte Experimente sind damit um 4 Größenordnungen ausgeschlossen.
Sowohl beim EmDrive als auch beim LemDrive haben wir eine Messgenauigkeit erreicht, die unterhalb des Photonendrucks liegt. Das heißt, selbst wenn eines dieser Konzepte funktionieren würde, wäre es effektiver, einfach einen Laserstrahl als Antrieb zu verwenden.“
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In einem dritten Paper beschreiben die Dresdner Physiker dann ihre Untersuchungen zum „Mach-Effekt-Thruster“:
„Hier haben wir nachgewiesen, dass der Mach-Effekt-Thruster (eine Idee von J. Woodward) leider ein Vibrations-Artefakt und ebenfalls keine echte Schubkraft ist.“
„Rückblickend waren das vier Jahre Arbeit. Es ist nicht trivial, saubere Schubmessungen in diesem Bereich durchzuführen“, so Prof. Tajmar abschließend. „Leider konnten wir keines der Antriebskonzepte verifizieren, aber dadurch unsere Messtechnik stark verbessern, um natürlich in diesem Bereich weiter zu forschen und vielleicht doch noch das eine oder andere Neue zu entdecken.“
Hintergrund
Beim “EmDrive” (ElectroMagnetic Drive), handelt es sich um das Konzept des britischen Wissenschaftlers und ehemaligen EADS-Atrium-Ingenieurs Dr. Roger Shawyer, das elektrische Energie mittels Mikrowellen in Schubkraft umwandeln soll – ohne dabei allerdings ein klassisches Treibmittel zu benötigen.
Trotz der Behauptungen chinesischer Forscher, das Konzept bereits erfolgreich getestet zu haben, verbannen die meisten westlichen Wissenschaftler den “EmDrive” ins Reich der Phantasie und Pseudowissenschaft – da es schließlich dem physikalischen Impulserhaltungsgesetz widerspreche.2014 hat jedoch selbst die NASA das Konzept überprüft und in einem Fachartikel ebenfalls bestätigt, dass der Antrieb “prinzipiell tatsächlich funktioniert” (…GreWi berichtete).
Da der “EmDrive” ohne Treibstoff auskommt und die notwendigen Mikrowellen mittels Solarenergie erzeugt werden können, könnte der Antrieb völlig neue Wege und Möglichkeiten der Raumfahrt aufzeigen, da das Konzept “eine (Antriebs-)Kraft erzeugt, die keinem klassischen elektromagnetischen Phänomen zugeschrieben werden könne“.
Der Antrieb bediene sich dabei möglicherweise subatomarer Teilchen, so die Vermutung der NASA-Wissenschaftler. Andere Forscher, wie auch der Erfinder des EmDrive selbst, vermuten hinter dem auf den ersten Blick an das Konzept eines Perpetuum mobile erinnernden Antrieb einen Effekt der speziellen Relativitätstheorie (SRT).
Bislang beläuft sich der angeblich gemessene Schub noch im Bereich von Mikronewton und damit tatsächlich derart gering, dass die beteiligten Wissenschaftler alles daran setzten, auch unvorhergesehene Effekte und Phänomene als falsche Schubmessung auszuschließen. Bis zu den jetzt vorgestellten Messergebnissen der Dresdner Physiker hofften einige Raumfahrtvisionäre, dass der treibstofflose EmDrive auf Raumschiffproportionen vergrößert und etwa die Reise zum Rand unseres Sonnensystems auf wenige Monate reduziert werden könnten. Ob die neuen Ergebnisse weiteren Arbietn am und mit dem Emdrive nun ein Ende setzten, bleibt abzuwarten.
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
EmDrive & Co: Space-Drive-Experimentalreihe an der TU Dresden untersucht “unmögliche Antriebe” 23. Mai 2018
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Quelle: Eigene Recherchen durch www.grenzwissenschaft-aktuell.de (GreWi) / TU Dresden
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