EmDrive: Neues vom „unmöglichen, treibstofflosen Antrieb“
Ein Prototyp des EmDrive von 2007.
Copyright: Roger Shawyer, emdrive.com
Houston (Texas) – Mittlerweile schon seit einigen Jahren testet eine Gruppe von NASA-Wissenschaftlern mit dem sogenannten „EmDrive“ ein Antriebskonzept, das elektrische Energie mittels Mikrowellen in Schubkraft umwandeln soll – ohne dabei jedoch klassische Treibmittel zu benötigen. Die neusten Untersuchungsergebnisse der „NASA Eagleworks Laboratories“ sollen, laut Informationen eines Insiders, nicht nur ein weiteres Mal die Schubentwicklung bestätigen, sondern schon bald als Fachpublikation in einem angesehenen Fachjournal veröffentlicht werden. Derweil hat der Erfinder des EmDrive, der britische Wissenschaftler Roger Shawyer, alle seine bisherigen Forschungs- und Messergebnisse veröffentlicht und berichtet, dass er selbst derzeit an einer deutlich leistungsstärkeren Version seines Antriebs arbeite, die das Transport- und Raumfahrtwesen revolutionieren könne.
Wie schon mehrfach zuvor stammt die Information über die bevorstehende Fachpublikation zu den neusten Eagleworks-Tests aus dem „Nasa Spaceflight Forum“. Der entsprechende Post des Wissenschaftlers und NASA-Insiders Dr. José Rodal wurde allerdings mittlerweile wieder entfernt.
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In seinem Post, so berichten und zitieren unterschiedliche Quellen unabhängig voneinander, benannte Rodal sowohl den Titel des Fachartikels („Measurement of Impulsive Thrust from a Closed Radio Frequency Cavity in Vacuum“) als auch mit dem „Journal of Propulsion and Power“ das Fachjournal des American Institute of Aeronautics and Astronautics (AIAA) und damit einer der international größten technologisch orientierten Forschungsgesellschaften auf dem Gebiet der Luftfahrtinovationen. Als Autoren des Artikels nannte Rodal „Harold White, Paul March, Lawrence, Vera, Sylvester, Brady and Bailey“.
Hinzu, so vermuten Beobachter, zitierte Rodal sogar aus der Studie, als er folgendes zu den Ergebnissen erläuterte: „Thrust data in mode shape TM212 at less than 8106 Torr environment, from forward, reverse and null tests suggests that the system is consistently performing with a thrust to power ratio of 1.2 +/- 0.1 mN/Kw ()“. Kurz: Das EmDrive-System liefert einen Schub von 1,2 +/- Millinewton pro Kilowatt.
Zur gleichen Zeit meldete sich auch der Erfinder des EmDrive, der britische Wissenschaftler Roger Shawyer gegenüber der „International Business Times“ (IBT) zu Wort und erklärt dort, dass er derzeit die EmDrive-Technologie an einem unbemannten Testflugzeug erprobe, mit dem Ziel wirklich praktikable „flying cars“, also sogenannte fliegende Autos, zu entwickeln.
Zu der möglicherweise bevorstehenden Fachpublikation erklärte Shawyer gegenüber der IBT, dass er zwar von der Nachricht fasziniert sei, dass der darin beschriebene Schub aber noch sehr gering sei und gerade einmal dem Ergebnis seiner Tests vor mehr als zehn Jahren entspreche.
Zugleich sei die 10-Jahresfrist für die Deklassifizierung von Forschungsarbeiten in Großbritannien zufällig gerade ausgelaufen, weshalb er selbst vier seiner eigenen Studien auf seiner eigenen Internetseite veröffentlicht hat (siehe hier die „Latest News“ vom „August 2016“).
„Ich wage zu sagen, dass die Amerikaner zwar eine Menge über den EmDrive zu sagen haben werden, aber alles das wird nicht wirklich neu sein“, so Shawyer gegenüber der ITB und führt weiter aus: „Wer sich die Mühe macht, meine jetzt veröffentlichten Arbeiten zu lesen, der wir sehen, dass die von uns erreichten Schubkräfte das vielfache von dem erreicht haben als das, wovon Eagleworks bislang spricht.“
Roger Shawyer neben einer seiner eigenen EmDrive-Versionen.
Copyright: Roger Shawyer, Satellite Propulsion Research Ltd
Weiter erläutert Shawyer: „Überall auf der Welt haben Leute den EmDribe nachgebaut und getestet. Manche in der Garage, aber auch große Organisationen. Sie alle generieren Schub. Da gibt es eigentlich kein großes Geheimnis mehr. Es mag Menschen geben, die das alles für dunklen Zauber halten, aber das ist es nicht. Jeder Physiker, der sein Handwerk versteht, sollte verstehen, wie es funktioniert – oder einen anderen Beruf ergreifen.“
Er selbst arbeite zudem derzeit gemeinsam mit einer noch nicht genannten britischen Luftfahrtfirma an einer neuen Version des EmDrive, die in der Lage sein soll, mehrere Tonnen Schub zu erzeugen – und nicht nur einige wenige Gramm.
„Wir versuchen Schubkräfte zu erreichen, die um viele Ordnungen darüber liegen (…)Wenn wir das erreichen, was wir uns erwarten, so kann (der EmDrive) wirklich überall eingesetzt werden. (…) Alles was derzeit fliegt, fährt oder schwimmt, kann dann die EmDrive-Technologie nutzen.“
Hintergrund
Beim „EmDrive“ (ElectroMagnetic Drive), handelt es sich um das Konzept des britischen Wissenschaftlers und ehemaligen EADS-Atrium-Ingenieurs Dr. Roger Shawyer, das elektrische Energie mittels Mikrowellen in Schubkraft umwandeln soll – ohne dabei allerdings ein Treibmittel zu benötigen.Trotz der Behauptungen chinesischer Forscher, das Konzept bereits erfolgreich getestet zu haben, verbannten die meisten westlichen Wissenschaftler den „EmDrive“ ins Reich der Phantasie und Pseudowissenschaft – da es schließlich dem physikalischen Impulserhaltungsgesetz widerspreche.
2014 hat jedoch selbst die NASA das Konzept überprüft und in einem Fachartikel ebenfalls bestätigt, dass der Antrieb „prinzipiell tatsächlich funktioniere“ (…GreWi berichtete).
Da der „EmDrive“ ohne Treibstoff auskommt und die notwendigen Mikrowellen mittels Solarenenergie erzeugt werden können, könnte der Antrieb völlig neue Wege und Möglichkeiten der Raumfahrt aufzeigen, da das Konzept „eine (Antriebs-)Kraft erzeugt, die keinem klassischen elektromagnetischen Phänomen zugeschrieben werden könne“.
Der Antrieb bediene sich dabei möglicherweise subatomarer Teilchen, so die Vermutung der NASA-Wissenschaftler. Andere Forscher, wie auch der Erfinder des EmDrive, vermuten hinter dem auf den ersten Blick an das Konzept eines Perpetuum mobile erinnernden Antrieb einen Effekt der speziellen Relativitätstheorie (SRT).
Bislang beläuft sich der angeblich gemessene Schub noch im Bereich von Mikronewton und damit tatsächlich derart gering, dass die beteiligten Wissenschaftler alles daran setzten, auch unvorhergesehene Effekte und Phänomene als falsche Schubmessung auszuschließen. Sollte sich die Schubentwicklung sozusagen aus dem Nichts jedoch bestätigen und der EmDrive auf Raumschiffproportionen vergrößert werden können, könnte – so zeigen sich Raumfahrtvisionäre zuversichtlich – die etwa Reise zum Rand unseres Sonnensystems auf wenige Monate im Vergleich zu den derzeit noch notwendigen Jahrzehnten reduziert werden.
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