EmDrive: Neues Web-Gerücht um Wirkungsnachweis des „unmöglichen Antriebs“
Saarbrücken (Deutschland) – Jenseits konventioneller Triebwerke, wecken seit einigen Jahren auch Antriebe, die angeblich keine herkömmlichen Treibstoffe benötigen, nicht nur das Interesse von Fantasten, sondern auch das angesehener Wissenschaftler und Institutionen. Immer wieder geht es in der Kontroverse um diese angeblich „unmöglichen Antriebe“ vornehmlich auch um den sogenannten EmDrive, der schon von der NASA, US-Regierungswissenschaftlern und nicht zuletzt und aktuell auch an der Technischen Universität Dresden auf seine tatsächliche Wirkung untersucht wird. Nachdem die Ergebnisse der Dresdner Physiker im kommenden Frühjahr erwartet werden, machen derzeit Web-Gerüchte über einen signifikanten Leistungsnachweis des EmDrives aus Spanien die Runde. Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) hat dazu den Leiter der Experimente an der TU-Dresden um eine Einschätzung gebeten.
Eine der Quellen der aktuellen Gerüchte um die spanischen Ergebnisse ist die Webseite NextBigFuture.com, die unter Verweis auf das noch bis 2021 finanzierte Projekt „Nascent Light-Matter Interactions“ (NLM) der US-amerikanischen „Defense Advaced Research Projects Agency“ (DARPA; …also der Behörde des US-Verteidigungsministeriums, die oft unkonventionelle Forschungs-Projekte für die Streitkräfte der Vereinigten Staaten und Weltraumprojekte durchführt) von Analysen des EmDrive berichtet, wie sie die DARPA gemeinsam mit spanischen Wissenschaftlern durchgeführt haben soll.
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„Es gibt Berichte, dass die spanischen Wissenschaftler eine Schubkraftentwicklung des EmDrive von 0.1 Newton gemessen haben“, so die Webseite und ein dort veröffentlichtes Video (siehe folgendes Video, ca. ab Timecode 30:38), fügt aber auch hinzu, dass diese Angaben noch bestätigt werden müssten. „Sollten sie sich aber bestätigen, so würde das System das Fünffache an Leistung aktuell eingesetzter kommerzieller Ionen-Antriebe erbringen, die eine Kraft von gerade einmal 0.02 Newton liefern.“
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Hintergrund
Beim “EmDrive” (ElectroMagnetic Drive), handelt es sich um das Konzept des britischen Wissenschaftlers und ehemaligen EADS-Atrium-Ingenieurs Dr. Roger Shawyer, das elektrische Energie mittels Mikrowellen in Schubkraft umwandeln soll – ohne dabei allerdings ein klassisches Treibmittel zu benötigen.
Trotz der Behauptungen chinesischer Forscher, das Konzept bereits erfolgreich getestet zu haben, verbannen die meisten westlichen Wissenschaftler den “EmDrive” ins Reich der Phantasie und Pseudowissenschaft – da es schließlich dem physikalischen Impulserhaltungsgesetz widerspreche.2014 hat jedoch selbst die NASA das Konzept überprüft und in einem Fachartikel ebenfalls bestätigt, dass der Antrieb “prinzipiell tatsächlich funktioniert” (…GreWi berichtete).
Da der “EmDrive” ohne Treibstoff auskommt und die notwendigen Mikrowellen mittels Solarenergie erzeugt werden können, könnte der Antrieb völlig neue Wege und Möglichkeiten der Raumfahrt aufzeigen, da das Konzept “eine (Antriebs-)Kraft erzeugt, die keinem klassischen elektromagnetischen Phänomen zugeschrieben werden könne“.
Der Antrieb bediene sich dabei möglicherweise subatomarer Teilchen, so die Vermutung der NASA-Wissenschaftler. Andere Forscher, wie auch der Erfinder des EmDrive selbst, vermuten hinter dem auf den ersten Blick an das Konzept eines Perpetuum mobile erinnernden Antrieb einen Effekt der speziellen Relativitätstheorie (SRT).
Bislang beläuft sich der angeblich gemessene Schub noch im Bereich von Mikronewton und damit tatsächlich derart gering, dass die beteiligten Wissenschaftler alles daran setzten, auch unvorhergesehene Effekte und Phänomene als falsche Schubmessung auszuschließen. Sollte sich die Schubentwicklung sozusagen aus dem Nichts jedoch bestätigen und der EmDrive auf Raumschiffproportionen vergrößert werden können, könnte – so zeigen sich Raumfahrtvisionäre zuversichtlich – etwa die Reise zum Rand unseres Sonnensystems auf wenige Monate im Vergleich zu den derzeit noch notwendigen Jahrzehnten reduziert werden.
Von Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) auf die Informationen aufmerksam gemacht, erläutert der in dem Video auch zitierte Prof. Martin Tajmar von der TU-Dresden folgendes:
„Sie wissen, dass ich sehr ungern Dinge kommentiere die nicht publiziert sind. Trotzdem lasse ich mich zu einem Kommentar hinreißen:
Ich finde es sehr schade und unwissenschaftlich, Resultate auf Twitter zu publizieren, die weder final noch mit uns abgestimmt sind. Trotz zahlreicher E-Mails dies bitte zu unterlassen, findet das leider weiter statt.
Wichtig ist:
– Das gezeigte Setup unseres Versuchs ist weder richtig noch von uns.
– Die Messwerte, die uns zugeschrieben werden, sind ebenfalls weder richtig noch von uns so kommuniziert.
Ich wäre sehr vorsichtig in der Interpretation dieser Daten.
Wir werden unseren Part nächstes Jahr im Februar auf einer Konferenz präsentieren und alle Daten ordentlich publizieren (…GreWi berichtete). Bis dahin, wird von unserer Seite ganz sicher nichts auf Twitter kommuniziert. Schade das durch diesen Mitteilungsdrang eine falsche Aufmerksamkeit erzeugt wird.“
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Quelle: Eigene Recherche GreWi, NextBigFuture.com
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