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Entferntester Zwergplanet im Sonnensystem entdeckt – Astronomen hoffen auf Hinweise für unbekannten Felsplaneten

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Künstlerische Darstellung eines von der Sonne weit entfernten Himmelskörpers (Illu.).

Copyright: NASA/JPL-Caltech

Washington (USA) – Astronomen haben das bislang am weitesten von der Sonne entfernte Objekt in unserem Sonnensystem entdeckt. „V774104“ ist drei mal weiter von der Sonne entfernt als der Zwergplanet Pluto. Von der weiteren Beobachtung des Objekt erhoffen sich die Astronomen nun sogar mögliche Hinweise auf einen noch unentdeckten Großplaneten. Gegenüber „Grenzwissenschaft-Aktuell.de“ erläutert der Astronom Scott Sheppard seine Entdeckung.

Wie Scott Sheppard vom Carnegie Institute of Washington aktuell auf dem Jahrestreffen der American Astronomical Society (AAS) berichtete, wurde das felsige Objekt „V774104“ bereits im vergangenen Oktober mit dem Subaru Telescope auf Hawaii und der Dark Energy Survey Camera in Chile entdeckt.

Gegenüber dem Herausgeber von „Grenzwissenschaft-Aktuell.de“ (GreWi), Andreas Müller hat Sheppard die bislang bekannten Eigenschaften des Objekts beschrieben:

GreWi: Mr. Sheppard, was wissen Sie bislang über „V774104“?

Sheppard: Anhand von mehrere Stunden langen Beobachtungen haben wir berechnet, dass es rund 103 Astronomische Einheiten (= ca. 15,4 Milliarden Kilometer; 1 AU/AE = Abstand Erde-Sonne) von der Sonne entfernt ist und sich somit am äußersten Rand des Sonnensystems befindet.

01591Scott S. Sheppard
Copyright/Quelle: Sheppard

Über seine genaue Umlaufbahn wissen wir hingegen noch sehr wenig. Aber wir wissen, dass es das am weitesten von der Sonne entfernte Objekt unseres Sonnensystems ist, das wir bislang kennen.

Der Umstand, dass wir es trotz dieser gewaltigen Entfernungen noch immer entdecken konnten sagt uns, dass es mindestens zwischen 500 und 1000 Kilometer im Durchmesser groß sein muss. Zum Vergleich dazu ist Pluto etwas mehr als doppelt so groß.

Neben „V774104“ haben wir schon weitere Dutzend andere Objekte entdeckt, die zwischen 80 und 90 AE von der Sonne entfernt sind. Da sie aber derart weit von der Erde entfernt sind, bewegen sie sich auch sehr langsam über den Himmel. Es wird also noch etwa ein Jahr dauern, bis wir ihre Umlaufbahnen und damit auch ihre Herkunft genauer kennen.

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GreWi: Woher könnten diese Objekte denn stammen?

Sheppard: Sollten die Umlaufbahnen diese Objekte in die Nähe der Neptunbahn führen, so könnten sie einst durch eine Nahebegegnung mit Neptun hinausgeschleudert worden sein. Wenn nicht – und das wäre die viel faszinierendere Möglichkeit – könnte es sich um Objekte aus dem inneren Teil der Oortschen Wolke handeln.

(Anm. GreWi: Die Oortsche Wolke ist eine bislang noch nicht nachgewiesene Region, die das Sonnensystem umgeben soll und eine Ansammlung von unzähligen Objekten darstellt. Theoretisch umschließt sie das Sonnensystem schalenförmig – siehe Abb. – in einem Abstand von bis zu 100.000 AE.

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Grafische Darstellung der Oortschen Wolke

Copyright/Quelle: NASA/Wikipedia

Astronomen schätzen, dass sich in ihr zwischen einhundert Milliarden und einer Billion Objekte befinden und die Oortsche Wolke der Ursprung langperiodischer Kometen ist. Bislang sind nur zwei Objekte bekannt, die sich der Sonne niemals mehr als 50 AE annähern: Der Zwergplanet Sedna und das 2012 ebenfalls von Sheppards Team entdeckte Objekt „2012 VP113“; …GreWi berichtete 1, 2)

GreWi: Sie selbst hoffen, dass es sich um ein entferntes Objekt wie Sedna und „2012 VP113“ handelt?

Sheppard: Ja, es wäre wirklich faszinierend, wenn sich das Objekt unserer Sonne nicht mehr als 100 AE nähert. Dann wäre es nämlich vollständig vom Einflussbereich der Großplaneten befreit. Bislang kennen wir schließlich erst zwei derartige Objekte: Sedna und „2012 VP113“, die sich jenseits des Kuipergürtels bewegen.

Diese wirklich weit entfernten Objekte werden weder von den großen Planeten noch von Nachbarsternen unserer Sonne beeinflusst. Ihre Umlaufbahnen entstanden also ganz zu Beginn unseres Sonnensystems und das wiederum kann uns eine ganze Menge über die Entstehung der Planeten sagen.

Eine Erklärung für die sonderbaren Umlaufbahnen dieser Objekte könnte aber auch ein noch unbekannter, großer und dunkler Felsplanet (Planet X) sein.

GreWi: Wie kann man das überprüfen?

Sheppard: Die entdeckten Objekte – und hoffentlich noch weitere – werden noch über ein lang beobachtet. Wenn sich noch weitere Objekte wie Sedna und „2012 VP113“ finden, die nie in die von den acht Planeten beherrschten Regionen des Sonnensystems vordringen, würde uns dies eine bessere Vorstellung davon erlauben, was diese Objekte beeinflusst. „V774104“ ist hierfür ein weiterer besonders interessanter Kandidat.

GreWi: Besten Dank für die interessanten Informationen!

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Planet X, Y und Z: Umlaufbahnen transneptunischer Objekte deuten auf mind. zwei weitere Planeten im äußeren Sonnensystem 16. Januar 2015
Neuentdeckter Zwergplanet außerhalb der bislang bekannten Grenze des Sonnensystems stellt bisherige Vorstellungen unseres Sonnensystems in Frage 26. März 2014
GreWi-Interview: Scott S. Sheppard on the discovery of the new far out dwarf planet in our solar system and its implications 28. März 2014

*Hinweis: das Objekt „2012 VP113“ wurde noch nicht offiziell als Zwergplanet eingestuft.

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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