Die Sonar-Aufnahme der „Spirit of Loch Ness“ vom 22. September 2024 mit Detailvergrößerung. Copyright: Shaun Sloggie / www.CruiseLochNess.com
Fort Augustus (Großbritannien) – Die Legende vom sogenannten „Ungeheuer von Loch Ness“ beruht nicht nur auf zahlreichen Augenzeugenberichten und meist verwackelten Fotos. Schon seit Ende der 1980-er Jahre kommt es immer wieder auch zu Ortungen ungewöhnlich großer Objekte in der Tiefe des schottischen Sees. Die neuste Sonar-Ortung ist erst weniger Wochen alt und zeigt die bislang größte derartige Ortung. GrenzWissenschaft-aktuell.de (GreWi) berichtete exklusiv.
Am Nachmittag des 22. September 2024 war Skipper Shaun Sloggie (29, s. Abb. r. Copyright: privat) mit der „Spirit ofLochNess“, einem Ausflugsschiff von „Cruise Loch Ness“ vom Heimathafen in Fort Augustus auf dem LochNess unterwegs, als sich auf dem Bildschirm des Bordsonars eine ungewöhnliche Ortung in rund 98 Metern Tiefe zeigte.
Detailansicht der Ortung vom 22. September 2024. Copyright: Shaun Sloggie / www.CruiseLochNess.com
Während aus den Aufnahmen selbst nicht hervorgeht, um was genau es sich dabei handelt, unterstreicht Sloggie gegenüber GrenzWissenschaft-Aktuell.de (GreWi), dass es zum einen nicht der erste ungewöhnliche Sonar-Kontakt im Loch Ness sei, dem er auf seinen Touren schon begegnet ist, attestiert aber zugleich, dass das aktuelle Echo aber eindeutig das bislang größter dieser Detektionen sei.
Weitere Ortung der kleineren sichelförmigen Signale. Copyright: Shaun Sloggie / www.CruiseLochNess.com
„Lebewesen in den Gewässern unseres Planeten haben mich schon immer fasziniert und ich habe bereits einige Sonar-Kontakte in den dunklen Tiefen und damit auch unter enormem Wasserdruck des Loch Ness gesehen. Es gibt Dinge, die sich da durch den See bewegen.“
„Für gewöhnlich hat das Sonar-Bild dieser Objekte eine Form, die dem eines Croissant-Hörnchens gleicht und sie sind deutlich größer als alles, was im Loch Ness eigentlich bekannt ist.“
Hintergrund
Schon im oktober 1987 offenbarte das von Adrian Shine geleitete Projekt “Deepscan” o insgesamt drei, bis heute ungeklärte Sonarortungen großer, sich bewegender “Objekte” in für bekannte Lebewesen ungewöhnlichen Tiefen im Loch Ness. Copyright/Quelle: Loch Ness Project / Adrian Shine, “Zum Verständnis des Loch Ness”
Erstmals auf die großen und sichelförmigen Signale aufmerksame wurden die Skipper von „Cruise Loch Ness“ 2020. Damals attestierte der Sonar-Experte Sonar-Experte Craig Wallace die Echtheit der Aufnahmen und damit einhergehend eine reale Ortung im See. „Es ist keine Frage, dass wir hier einen realen, klaren und deutlichen Kontakt sehen“, so Wallacedamals gegenüber der Lokalzeitung „The Northern Times“. Wallaceselbst glaubt jedoch, es könne sich um einen ungewöhnlich großen Stör oder aberauch um einen Fischschwarm handeln. Zugleich schränkt er diese Hypothese aberselbstauch ein und erläutert: „Doch selbst letzteres wäre für den LochNess eher ungewöhnlich, da man für gewöhnlich solch große Schwärme im LochNess nicht vorfindet und noch weniger so weit unten“ (…GreWi berichtete 1, 2).
Eine weitere Detailvergrößerung des Sonarechos. Copyright/Quelle: Ronald Mackenzie / CruiseLochNess.com
Tatsächlich kam eine e-DNA-Analyse anhand von Wasserproben aus dem LochNess 2019 zwar selbst ebenfalls zu keinem eindeutigen Ergebnis, vermuteten aber auch, dass die größte, im LochNess vorkommende Tierart ungewöhnlich große Aale seien (…GreWi berichtete). Während das Ergebnis der Studie damals für ein großes Medienecho und eine allgemeine Entwarnung bezüglich der Existenz noch größerer und exotischer Lebewesen im LochNess sorgte (…einige populäre Hypothesen hoffen schließlich, dass es sich bei „Nessie“ um eine bis heute überlebenden Population von Meeressauriern handeln könnte), gestand der Studienleiter Prof. Neil Gemmell von der neuseeländischen University ofOtago im Januar 2020 gegenüber GrenzWissenschaft-Aktuell.de auch erhebliche Schwächen der zugrunde liegenden Methode. Gemmel wollte ausdrücklich nicht ausschließen, dass Tiere, die sich außerhalb eines bestimmten Zeitfensters vor der Probenentnahme (im Juni 2018) im See aufhalten, von der Analyse nicht erfasst worden wären (…GreWi berichtete). Auch eine Studie von 2023 spircht gegen die Vorstellung von Riesen-Aalen im Loch Ness (…GreWi berichtete).
Während Sloggie und Kollegen vermuten, dass diese sichelförmigen Sonar-Ziele (vom 7. August bis zum 22. September 2024 konnte alleine Shaun Sloggie 11 entsprechende Ortungen registrieren) von großen Aalen verursacht werden, unterscheide sich die aktuelle Sichtung davon aber deutlich: „Diese sichelförmigen Signale tauchen immer wieder mal auf. Wir können aber immer noch nicht mit Sicherheit sagen, um was es auch dabei handelt. Eine Theorie ist, dass es sich ungewöhnlich große Aale handeln könnte und ich denke, das könnte durchaus stimmen. Die Form und die Größe des neuen Signals sind nun aber anders und wirklich das Merkwürdigste, was ich je im See gesehen habe. Sowas lässt einen einfach sprachlos zurück.“
Hintergrund
Auch wenn die Form gerade der aktuellen Ortung verlockend an einen langhalsigen Meeressaurier mit paddelartigen Flossen erinnern mag, so sollte bei der Interpretation der Aufnahme jedoch beachtet werden, dass solche Sonar-Ortungen nicht die die nicht die exakte Form des georteten Objekts, sondern unterschiedliche Dichte-Verhältnisse, also vornehmlich Lufttaschen abbilden. So zeichnet sich bei einem Fisch nicht dessen klassische Körperform, sondern primär die mit Luft gefüllte Schwimmblase auf dem Sonar ab.
Die „Spirit of Loch Ness“ bei einer ihrer Ausflugsfahrten auf dem See. Copyright: Shaun Sloggie / www.CruiseLochNess.com
Als die „Spirit of Loch Ness“ kurze Zeit später nochmals Ort und Stelle passierte, war das Signal verschwunden, was darauf hindeutet, dass sich die Quelle der Ortung fortbewegt haben muss. „Es war also kein lebloses Objekt wie vielleicht ein Baumstamm, Müll oder so. Wir haben auch schon alle Arten von Fischen und Schwärmen auf dem Bildschirm gehabt, aber das hier was definitiv anders. Wir sind zwar keine Sonar-Experten, aber so etwas haben wir noch nie gesehen.“
Hintergrund
Das vermutlich umstrittenste Nessie-Foto von 1934. Copyright/Quelle: R.K.Wilson/fair use
Während die Entstehung des Mythos um „Nessie – das Ungeheuer von Loch Ness“ meist in die 1920-30-er Jahre und der Nessie-Boom auf das berühmt-berüchtigte Foto des Chirurgen R. K. Wilson, das angeblich einen Langhalssauerier-artiges Wesen im Wasser zeigen soll, datiert wird. Sind Sichtungen von ungewöhnlichen „ungeheuerlichen“ Wesen im Loch Ness sehr viel älter als das. Erstmals chronologisch erwähnt wurde ein „Ungeheuer“ im Jahr 565 in der „Vita Columbae“ des Abtes Adamnan. Damals soll der Heilige Kolumban das Ungeheur durch das Ausrufen des Namen Christi davon abgehalten haben, einen Pikten zu fressen.
Im Gespräch mit GreWi-Herausgeber Andreas Müller schließt Sloggie mit einer weiteren interessanten Beobachtung: Die Sichtungen häufen sich zu dieser Jahreszeit. Tatsächlich ereignete sich die jüngste Ortung am 22. September fast auf den Tag genau mit der Sichtung eines ebenfalls großen Signals 2020. Der Loch Ness ist an vielen Stellen mit der Nordsee verbunden. Vielleicht kommen diese Tiere saisonal in den See und auf die gleiche Weise auch wieder ins Meer?“
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