Anzeige
Anzeige
Anzeige

Erstaunlich gut erhalten: Pfarrers-Mumie offenbart ungewöhnliche Methoden der Einbalsamierung

München (Deutschland) – Schon seit spätestens 1855 sorgt die Mumie des „Luftggetrockenen Pfarrers“ Kirchenkrypta von St. Thomas am Blasenstein in Oberösterreich für Rätselraten um seine bis heute erstaunlich gute Erhaltung. Eine neue Analyse des auch als „Lederner Franzl“ bezeichneten Mumie offenbart nun ihre Geheimnisse und Einblicke in eine bislang unbekannte Einbalsamierungsmethode.

Der „Luftg’selchte Pfarrer“ in der Gruft der Pfarrkirche von St. Thomas am Blasenstein. Gegen Münzeinwurf wird die Gruft zugänglich gemacht einige Minuten lang beleuchtet.Copyright: Schwingi (via WikimediaComons) / CC BY-SA 3.0
Der „Luftg’selchte Pfarrer“ in der Gruft der Pfarrkirche von St. Thomas am Blasenstein. Gegen Münzeinwurf wird die Gruft zugänglich gemacht und einige Minuten lang beleuchtet.
Copyright: Schwingi (via WikimediaComons) / CC BY-SA 3.0

Wie ein internationales Team um den Pathologen Dr. Andreas Nerlich (LMU München) aktuell im Fachjournal „Frontiers in Medicine“ (DOI: 10.3389/fmed.2025.1560050) berichtet, habe sie den Toten auch als Franz Xaver Sidler von Rosenegg identifiziert, der 1746 Pfarrvikar identifiziert und damit die historische Volksmeinung über die Mumie bestätigt.

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +

Die außergewöhnlich gute Erhaltung des Leichnams geht laut der Studie auf eine ungewöhnliche Form der Mumifizierung zurück: Demnach wurde Bauchraum durch den After mit Holzspänen, Zweigen und Textilien (Leinen, Hanf, Flachs) gefüllt, zusätzlich kam Zinkchlorid zur inneren Austrocknung zum Einsatz. Im Gegensatz zu klassischen Methoden wurde der Körper dabei nicht geöffnet, was die Technik weniger auffällig macht – besonders, wenn äußere Zersetzungsprozesse spätere Analysen erschweren.

CT-Scans, Autopsien und Radiokarbon-Datierungen bestätigten die weitgehende Unversehrtheit des Oberkörpers. In der Bauchhöhle entdeckten die Forscher neben dem Füllmaterial auch eine kleine Glasperle mit Öffnungen, vermutlich ein klösterliches Stoffornament. Diese könnte während der Einbalsamierung versehentlich in den Körper geraten sein.

Äußerlich ist die Mumie vollständig intakt.Copyright/Quelle: Andreas Nerlich, Frontiers in Medicine 2025
Obgleich innerlich buchstäblich „ausgestopft“, ist die Mumie äußerlich vollständig intakt.
Copyright/Quelle: Andreas Nerlich, Frontiers in Medicine 2025

Die Identität der Mumie wurde durch eine Kombination aus radiologischen Befunden, Isotopenanalysen und historischen Daten gesichert. Der Mann war zum Todeszeitpunkt etwa 35 bis 45 Jahre alt und verstarb wahrscheinlich zwischen 1734 und 1780. Seine Ernährung basierte auf mitteleuropäischem Getreide, tierischen Produkten und möglicherweise Binnenfisch – ein Hinweis auf seinen gehobenen sozialen Status. Anzeichen von Unterernährung deuten auf Lebensmittelknappheit gegen Lebensende hin, möglicherweise bedingt durch den Österreichischen Erbfolgekrieg. Zudem wurden Hinweise auf langjährigen Tabakkonsum und Tuberkulose im Endstadium.

Zwar gebe „einige schriftliche Hinweise darauf, dass Leichname für den Transport oder eine längere Aufbahrung ‚präpariert‘ wurden – allerdings existieren keine Berichte mit genauen Beschreibungen“, schließt Nerlich. „Möglicherweise war geplant, den Vikar in seine Heimatabtei zu überführen – was aus unbekannten Gründen nicht geschah.“

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Holzig, würzig, süß: So riechen altägyptische Mumien 18. Februar 2025
Neuanalyse von Gletschermumien Genom: Ötzi hatte dunkle Haut, Glatze und anatolische Vorfahren 16. August 2023
Funde offenbaren Rezepte zur Mumifizierung 8. Februar 2023

Recherchequelle: Frontiers in Medicine

© grenzwissenschaft-aktuell.de

Anzeige
Artikeln teilen
Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
Unterstützen Sie die tagliche journalistische Arbeit an GreWi

Wenn Sie GreWi unterstützen möchten, so können Sie dies am besten mit einem freiwiliigen GreWi-Unterstützer-Abo tun – und erhalten dafür auch noch themenbezogenen Gegenleistungen und nehmen an allen unseren Buch- und Filmverlosungen teil.

Bücher von GreWi-Hrsg. Andreas Müller

Andreas Müller

Fachjournalist Anomalistik • Sachbuchautor • Publizist

Mehr auf Wikipedia

Deutschlands UFO-Akten: Über den politischen Umgang mit dem UFO-Phänomen in Deutschland …

Kornkreise. Geometrie, Phänomene, Forschung

Phänomen Kornkreise: Forschung zwischen Volksüberlieferung, Grenz- und Naturwissenschaft

Deutschlands historische UFO-Akten: Schilderungen unidentifizierter Flugobjekte und Phänomene in…

Hol Dir Deine
GreWi-App!
app-store play.google.com
..zeig, dass Du
ein GreWi bist!
Shop