Erste Ergebnisse zur Umfrage „Schlafparalyse“ liegen vor
Freiburg (Deutschland) – Bereits seit 2015 befasst sich ein Forschungsprojekt am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) mit dem Phänomen der sog. Schlafparalyse. Im Sommer 2018 starteten die Forschenden dann eine Online-Umfrage mit deren Hilfe bestimmte Aspekte der Schlafparalyse, zu denen es bisher noch nicht viel Forschung gab, genauer betrachtet werden sollten (…GreWi berichtete). Insgesamt hatten sich 380 Personen gemeldet und einen Fragebogen ausgefüllt. Mittlerweile sind die Fragebögen ausgewertet und die Ergebnisse in zwei englischsprachigen wissenschaftlichen Artikeln veröffentlicht.
Info vorab: Eine neue Online-Umfrage zur Schlafparalyse im Rahmen des IGPP-Forschungsprojekts zur Schlafpralayse finden Sie HIER. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler würden sich über eine rege Teilnahme von Personen, die bereits mindestens einmal den Zustand der Schlafparalyse erlebt haben, freuen.
Zur Schlafparalyse allgemein erläutern die Forschenden des IGGP:
Eine bewusst erlebte Schlafparalyse (kurz: SP – auch Schlaflähmung oder Schlafstarre) liegt dann vor, wenn Betroffene sich beim Einschlafen oder Aufwachen wach fühlen, aber vollkommen bewegungsunfähig sind. Dieser Zustand wird häufig auch von starken Angstgefühlen sowie von merkwürdigen und bizarren Wahrnehmungen begleitet. Man sieht beispielsweise schattenhafte Gestalten, hört Geräusche (Brummen, Summen, Stimmen, Schritte), hat das Gefühl, dass irgendetwas im Raum ist, was nicht dorthin gehört, oder dass man den Körper verlässt und schwebt.
Eine Schlaflähmung hält in der Regel nicht lange an, meist nur wenige Sekunden bis einige Minuten. Von einigen Personen, die SP öfter erleben und mit dem Zustand vertraut geworden sind, wird die SP als Methode verwendet, um Erfahrungen wie z. B. luzide Träume und außerkörperliche Erfahrungen herbeizuführen. Diese Zustände werden als positiv erlebt.
Grundlage der bewusst erlebten Schlafparalyse ist die in der REM-Schlafphase übliche und nicht bewusst erlebte Lähmung der Muskulatur. Diese Muskelatonie ist ein gewöhnlicher Teil des REM-Schlafs und führt dazu, dass Handlungen in Träumen nicht tatsächlich körperlich ausgeführt werden.
Wenn diese Muskelatonie zeitlich mit dem Wachbewusstsein zusammenfällt, spricht man von einer bewusst erlebten Schlafparalyse (kurz: SP).
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Die Wahrscheinlichkeit, eine SP mindestens einmal im Leben zu erleben (Lebenszeitprävalenz für SP) beträgt in der Allgemeinbevölkerung ca. 8 %. In anderen Gruppen (z. B. Studierende oder Patient:innen in psychiatrischer Behandlung) kann diese Wahrscheinlichkeit allerdings weitaus höher sein. Die SP gilt als universelles Phänomen, das von allen Menschen – unabhängig von Ort, Zeitepoche, Ethnizität oder Kultur – erlebt wurde und wird. Die grundlegende Phänomenologie der Erfahrung scheint sich dabei immer sehr ähnlich zu sein, während die jeweilige Interpretation bzw. Deutung der Erfahrung individuell, aber auch gesellschaftlich unterschiedlich ausfallen kann.
In der schlafmedizinischen Terminologie zählt SP zu den Parasomnien und gilt damit als
Schlafstörung. SP kann ein Symptom einer Narkolepsie-Erkrankung sein. Dann spricht man allerdings nicht von isolierter SP, auf die unsere Umfrage gerichtet war.
(Quelle: IGPP)
Die Ergebnisse der Online-Umfrage haben die Autoren Gerhard Mayer und Max Fuhrmann zum einen aktuell im „Journal of Sleep Research“ (DOI: 10.1111/jsr.13509) und zum anderen im „Journal of Anomalous Experience and Cognition“ veröffentlicht.
– Eine deutschsprachige Zusammenfassung dieser beiden Fachartikel finden Sie HIER
– Die Webseite zum IGPP-Forschungsprojekt „Schlafparalyse und außergewöhnliche Erfahrungen“ finden Sie HIER
– Die neue Online-Umfrage zur Schlafparalyse finden Sie HIER
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Incubus-Phänomen: Meta-Analyse untersucht „dämonische Schlafparalyse“ 22. Dezember 2017
Recherchequelle: IGPP
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