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ERT-Scans zeigen nun doch „Anomalien“ in der Nähe des Grabes von Tutanchamun
Andreas Müller
3 min
Blick auf die Eingänge zu den Gräbern des Tutanchamun und Ramses V., Ramses VI. und Amenmesse) im Tal der Könige.Copyright: Alberto-g-rovi (via WikimediaCommons), CC BY-SA 3.0
Luxor (Ägypten) – Vor knapp einem Jahr erklärten Ingenieure und Archäologen, dass trotz vorheriger Vermutungen hinter den Wänden der Grabkammer der Tutanchamun doch keine weiteren Räume verborgen seien (…GreWi berichtete). Das gleiche Forscherteam berichtet nun jedoch von der Entdeckung zweier geophysikalischer Anomalien ganz in der Nähe des legendenumwobenen Grabes, die nun vorigen Hoffnungen – hier etwa das Grab der Nofretete finden zu können – wieder aufleben lassen.
Wie das Team um Professor Francesco Porcelli und Federico Fischanger von der Polytechnischen Universität Turin bereits im vergangenen Juli online und aktuell in der Printausgabe des „Journal of Cultural Heritage“ (DOI: 10.1016/j.culher.2018.07.011) berichten, befinden sich die beiden mittels Geoelektrik-Scans „Electrical Resistivity Tomography“ (ERT) entdeckten „Anomalien“ zwar nur wenige Meter vom Tutanchamun-Grab mit der Bezeichnung „KV62“ entfernt – dass und ob es jedoch einen direkten Bezug zwischen den Anomalien und der Grabkammer des Kindpharaos gibt, bezweifeln die Forscher derzeit noch.
Schematische Skizze der bislang bekannten Grabkammern des Tutanchamun (blau) vor dem Hintergrund der reich verzierten Nordwand, hinter der einige Archäologen unentdeckte und immer noch unentdeckte weitere Kammern vermuten (rosa). Copyright: Komp.: grenzwissenschaft-aktuell.de / verw. Materialien: gemeinfrei (Wand); GregorDS (via WikimendiaCommons), CC BY-SA 3.0
Zuvor hatte Porcellis Team im Februar mit Hilfe von Bodenradarscans die reich verzierten Nord- und Westwände im Innern der Grabkammer durchleuchtet, nachdem hier der Ägyptologe Nicolas Reeves von der University of Arizona im Verputz Hinweise auf dahinter verborgene Gänge und Hohlräume, vielleicht sogar weitere Kammern erkannt haben wollte. Reeves spekulierte sodann, es könne sich um das Grab der Nofretete handeln. (…GreWi berichtete). Danach schien eine Reihe von Scans die Vermutung tatsächlich zu bestätigen (…GreWi berichtete 1, 2, 3, 4). Im Mai 2018 dann die für viele enttäuschende Nachricht darüber, dass die Bodenradarscans keine weiteren Kammern hinter den Wänden des Tutanchamun-Grabes bestätigen konnten (…GreWi berichtete).
Wie Porcelli gegenüber Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) berichtet, gelte es derzeit die entdeckten „Anomalien“ zu erklären.
„Angesichts der sog.‘Anomanlie #2‘ sind wir derzeit wirklich sehr vorsichtig. Da es trotz gegenteiliger Behauptungen sehr unwahrscheinlich ist, dass in diesem Bereich nicht schon zuvor gegraben wurde. Hier könnte es sich also sehr gut um eine neuzeitliche Aufschüttung einer erfolglosen früheren Grabung handeln.
Hingegen befindet sich die als ‚Anomalie #1‘ bezeichnete Entdeckung in einem Gebiet, das zuvor ziemlich sicher noch nicht begraben und untersucht wurde. Diese Anomalie ist also offenbar nicht das Ergebnis archäologischer Eingriffe.
Anomalie #1 befindet sich einige Meter unter der Oberfläche des Hügels, etwa 12 Meter von der Nordwand der Grabkammer des Tutanchamun entfernt. Allerdings haben wir bislang weder mittels Bodenradar (GPR) aus dem Innern des Grabes noch mittels der jüngsten ERT-Scans eine direkte Verbindung – etwa einen Gang, der die Anomalie #1 mit dem Tutanchamun-Grab verbindet – finden können. Doch es ist gerade dieser Umstand, der die Natur und Herkunft dieser Anomalie derzeit auch noch rätselhaft macht. Allerdings können wir derzeit auch eine geologische Ursache für diese Anomalie noch nicht ausschließen.“
West-Ost-Schnitt der ERT-Scanergebnisse durch den Hügel mit der Grabkammer des Tutanchamun (KV62) und Ramses V. und VI. (KV9).Copyright: F. Fischanger, Porcelli et al., Journal of Cultural Heritage«, Vol. 36/2019 (Nutzung durch grenzwissenschaft-aktuell.de mit freundlicher Genehmigung der Autoren)
Was die „Anomalien“ hervorruft sei derzeit schwer zu sagen, schließlich können sie durch locker geschichtetes Geröll, mit dem einst eine aufgegebene Struktur wieder verfüllt wurde, aber auch von ausgeführten Kammern hervorgerufen werden. Da die zweite Anomalie in einem Bereich liege, in dem schon zuvor möglicherweise von Archäologen gegraben wurde, könne hier eine neuzeitliche Aufschüttung nicht ausgeschlossen werden. Ähnliches schließen die Forscher jedoch angesichts von „Anomalie 1“ jedoch aus, weshalb zumindest diese durchaus aus altägyptischer Zeit stammen und es sich vielleicht sogar um ein bislang noch unbekanntes Grab handeln könnte.
An einen direkten Bezug zum Grab des Tutanchamuns glauben Porcellis und Kollegen derzeit nicht. Weitere ERT-Scans sollen folgen, um die Daten mit den früheren Bodenradar-Aufnahmen der benachbarten Gräber (Tutanchamun und Ramses V/VI, KV9) noch besser abgleichen zu können.
Wann diese Arbeiten fortgeführt werden, konnte Porcellis auf Anfrage von GreWi derzeit noch nicht sagen.
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