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EU-geförderte Analyse: Elektromagnetische Funkstrahlung von Stromleitungen und Mobilfunk stellt ein potentielles Risiko für Tier- und Pflanzenwelt dar


Symbolbild: Mobilfunk-Sendemast (Illu.).

Swindon (Großbritannien) – Elektromagnetische Strahlung, wie sie auch von Stromleitungen, WLAN,  Mobilfunkmasten und Sendeanlagen ausgeht, stellt eine „glaubhafte Bedrohung“ für wildlebende Tiere, besonders für Insekten und Vögel aber auch für Pflanzen dar. Zu diesem Schluss kommt ein aktueller Bericht des von der EU geförderten Projekts „Establishing a European Knowledge and Learning Mechanism to Improve the Policy-Science-Society Interface on Biodiversity and Ecosystem Services“ (EKLIPSE). Begleitend warnen Umweltschützer gerade vor dem Hintergrund der erweiterten Sendeleistung des neuen Übertragungsstandards 5G für mobile Daten vor der Fortführung der bisherigen naiven Umgangsweise mit dem potentiellen Risiko durch elektromagnetische Strahlung.

Wie das EKLIPSE-Team, an dem in Deutschland das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung beteiligt ist, in zwei aktuellen Berichten über den aktuellen Forschungs- und Wissensstand über den Einfluss von elektromagnetischer Strahlung (ElektroMagnetic Radiation, EMR) berichtet, kommen die Experten am Ende ihrer Analyse von 97 bereits vorliegender unterschiedlicher Studienergebnisse zu dem Schluss, dass EMR ein potentielles Risiko für die Orientierung von Insekten und Vögeln und der Gesundheit von Pflanzen darstellt.

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Zur Wirkung auf Wirbellose stellen die EKLISPE-Autoren, darunter Dr. Pascal Malkemper von der Universität Duisburg-Essen, folgendes fest:

Wirbellose
– Der Umstand, dass elektromagnetische Strahlung (EMR) ein Umweltsignal darstellt, das von Wirbellosen (Insekten und Kriechtieren) durchphysiologische Mechanismen wie sie Orientierung und Bewegung steuern, wahrgenommen werden kann gilt als – wenn auch noch nicht vollständig – nachgewiesen.

  – EMR aus menschlichen, technischen Quellen (bspw. Mobiltelefone usw.) stellt ein potentielles Risiko für diese physiologischen Mechanismen dar. Auch diese Einschätzung gilt, wenn auch noch nicht vollständig und abschließend, als belegt. Allerdings sei der aktuelle Wissensstand noch aufgrund der Anzahl und Qualität der vorliegenden Studien eingeschränkt.

– Es gibt einige Beweise dafür, dass diese anthropogene EMR in Laborexperimenten das Verhalten oder die Reproduktion von Modellinsektenarten (wie Fruchtfliegen) beeinflusst hat. Allerdings sind die beobachteten Effekte oft zu vernachlässigen oder von Studie zu Studie nicht übereinstimmend. Eine Bestimmung gilt deshalb als schwierig.

– Derzeit vorliegende Beweise für Auswirkungen von EMR auf die Vielfalt und das Vorkommen von Wirbellosen ist noch stark eingeschränkt. Einige ökologische Studien existieren dazu zwar, doch die darin beschriebenen EMR-Effekte sind entweder vernachlässigbar oder können bislang noch nicht genau genug von anderen Umweltfaktoren unterschieden bzw. getrennt werden. Auch hier ist die derzeitige Einschätzung noch offen.

– Die Mehrheit der bisherigen experimentellen und Feldstudien leiden jedoch unter mangelnden bis schlechten wissenschaftlichen Methoden, was eine abschließende Einschätzung derzeit noch erschwert.

Wirbeltiere
– Die magnetsinnbasierte Orientierung von Vögeln kann schon von schwache magnetische Felder im Radiofrequenzbereich gestört werden. Wenn auch noch nicht vollständig, so gilt diese Beobachtung doch weitläufig als bestätigt.

– Gleiches könnte demnach auch für den Magnetsinn anderer Wirbeltiere, darunter auch Säugetiere gelten.

– Die ökologischen Konsequenzen dieser ‚Kompass-Störung‘ sind bislang noch völlig unbekannt.

– Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass es einen Einfluss durch EMR auf die embryonale Entwicklung von Vögeln gibt, der nicht auf Überwärmung (Hyperthermie) beruht. Auch hier sind die Ergebnisse aber noch unvollständig.

– EMR scheint einen Einfluss auf die Physiologie von Wirbeltieren – speziell auf die Schmerzwahrnehmung zu haben. Allerdings sind die Mechanismen, durch die diese physiologischen Effekte herbeigeführt werden noch unklar.

– Ob EMR das Artenvorkommen, deren Verteilung und damit die Artenvielfalt (Biodiversität) beeinflussen, ist bislang noch völlig unklar.

Pflanzen
– Die Ergebnisse unterschiedlicher Laborexperimente deuten darauf hin, dass der pflanzliche Stoffwechsel durch EMR beeinflusst wird. Auch hier sind die Ergebnisse aber noch nicht eindeutig.

Betroffen scheint hier in besonderer Weise der Sauerstoffradikale-Stoffwechsel (ROS). Dennoch machen es die teils starken Unterschiede in den Versuchsaufbauten und angewandten Methoden schwierig, hier zu einer klaren Erkenntnis darüber zu gelangen, was hier genau wie vor sich geht. Eine Behebung dieser Mängel könnten zu einer Übereinstimmung und Überprüfung der bisherigen Ergebnisse führen.

Allgemein können die bislang beschriebenen, beobachteten Effekte unter dem Bild der Reduktion des Pflanzenwachstums zusammengeführt werden. Die Ergebnisse sind auch hier noch nicht eindeutig und es gilt zu beachten, dass gerade das Pflanzenwachstum von einer Vielzahl umweltbedingter Eigenschaften und Faktoren abhängig ist, die es zu berücksichtigen gilt – besonders angesichts von Feldexperimenten.

Hier sind noch dringend weitere Untersuchungen notwendig.

– Den vollständigen EKLIPSE-Bericht zum derzeitigen Forschungsstand finden Sie HIER

– Den Bericht zur EKLIPSE-Konferenz (Januar 2018) finden Sie HIER

Während also der EKLIPSE-Bericht noch vorsichtig von Risiken und zumindest mehrdeutigen Ergebnissen spricht, warnt die an EKLIPSE beteiligte Tierschutzorganisation „Buglife“ gerade vor dieser derzeitigen „unsicheren Situation“ und spricht hingegen von ausreichend guten Hinweisen, Indizien und Beweisen für eine schädigende Wirkung überhöhter elektromagnetischer Strahlung auf die Tier- und Pflanzenwelt (…und damit auch indirekt und direkt auf uns Menschen, wie sie weitere Untersuchungen dringend erfordern.

„Ernsthafte Auswirkungen auf unsere Umwelt können nicht ausgeschlossen werden“, kommentiert Buglife-CEO Matt Shardlow und ermahnt u.a. einen bedachten Umgang im Aufbau der Transmitter für den neuen (leistungsfähigeren) mobilen Datenübertragungsstandard 5G. diese sollten beispielsweise ausreichend entfernt von Straßenbeleuchtung platziert werden, die sowieso schon zahlreiche Insekten anlocken.

„Tatsächlich wenden wir heute doch schon eine ganze Reihe von Einschränkungsmaßnahmen gegen viele Arten der Umweltverschmutzung an, um dadurch unser Umwelt zu schützen. Wenn es aber – selbst in Europa – um sichere Grenzen und Grenzwerte für elektromagnetische Strahlung geht, so wurden diese bislang noch nicht bindend bestimmt, geschweige denn angewandt“, so Shardlow und führt dazu weiter aus: „Wir haben es hier mit einem klassischen Fall von ‚aus dem Auge aus dem Sinn‘ zu tun. Nur weil wir Menschen elektromagnetische Strahlung nicht sehen, bedeutet das aber nicht, dass Tiere diese Verschmutzung nicht ‚sehen‘ bzw. wahrnehmen können und von dieser signifikant beeinflusst werden können, sowohl auf neuraler wie zellulärer Ebene.“

Hierzu sei nun endlich ein umfassendes Forschungsprogramm und klare Maßnahmen überfällig – eine Forderung, der sich auch die EKLIPSE-Autoren angesichts der von ihrem Bericht aufgezeigten potentiellen Risiken und Gefahren anschließen: „Wir müssen hier dringend die wissenschaftliche Grundlage unseres Wissens über den Einfluss von EMR massiv stärken. Vor allem braucht es zukünftig saubere, hochwertige und reproduzierbare Experimente, Ergebnisse und Beweise, die so glaubhaft, transparent und allgemein leicht zugänglich sind, dass unsere Gesellschaft und Gesetzgeber fundierte Entscheidungen dazu treffen können.“

Darüber hinaus haben bis März 2018 bereits 237 Wissenschaftler einen Aufruf an die Vereinten Nationen unterzeichnet, in dem sie fordern, die potentiellen Risiken durch elektromagnetische Strahlung ernster zu nehmen als bisher.

…GreWi-Dossier: Gesundheitsrisko durch Mobilfunkstrahlung?

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Tierstudie legt Verbindung zwischen Mobilfunkstrahlung und Krebs nahe 30. Mai 2016
Neue Studie warnt vor Hirntumoren durch mobile Vieltelefonie 16. Mai 2014
Studie offenbart Verbindung zwischen mobilem Vieltelefonieren und oxidativem Zellstress als Hauptrisikofaktor für Krebs 30. Juli 2013
Schüler-Experiment zu Mobilfunkstrahlung: Pflanzen keimen nicht in der Nähe von Netzwerk-Routern – Wissenschaftler zeigen Interesse 25. Mai 2013
Wissenschaftlervereinigung warnt: Mobilfunk-Nutzung fördert Stress und Burn-Out 5. Februar 2013
Norwegische Studie findet keine Beweise für Gesundheitsrisiko durch Mobilfunk und Funknetzwerke 18. September 2012
Mobilfunk während Schwangerschaft kann zu Verhaltensstörungen des Nachwuchses führen 16. März 2012
Elektrosmog erhöht Asthmarisiko für Neugeborene 3. August 2011
WHO klassifiziert elektromagnetische Felder durch Mobilfunk erstmals als “möglicherweise krebserregend” 1. Juni 2011
Studie belegt Einfluss elektrischer Felder auf Hirnaktivität 27. August 2010
Internationale Studie zu Krebsrisiko durch Mobilfunk liefert kontroverses Ergebnis 19. Mai 2010
Neue Studie bestätigt athermische Wirkung von Mobilfunkstrahlung 25. Juli 2009
Bundesamt für Strahlenschutz: Keine Gesundheitsrisiken durch Mobilfunk – ABER… 19. Juni 2008
Kritik an Mobilfunk-Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz 20. Juni 2008
Wiener Studien zu Gefahren durch Mobilfunk wurden gefälscht 27. Mai 2008
Neue Expertenstudie: “Mobiltelefone gefährlicher als Rauchen oder Asbest” 31. März 2008
Mobiltelefone stören den Schlaf 21. Januar 2008
Neue Langzeitstudie: Mobiltelefonie erhöht doch das Krebsrisiko 9. Oktober 2007

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Andreas Müller
Autor und Publizist
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Andreas Müller
(Kornkreisforscher)

ein deutscher UFO-Forscher, Autor und Publizist

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