Extragalaktisches Ungetüm: Erste Nahaufnahme eines Sterns in einer anderen Galaxie
München (Deutschland) – Obwohl er bereits seit Jahrzehnten beobachtet und untersucht wird, ist Astronomen der Europäischen Südsternwarte (ESO) nun erstmals eine Nahaufnahme eines Riesensterns außerhalb unserer eigenen Galaxie gelungen.
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Wie das Team um den Astrophysiker Keiichi Ohnaka von der Universidad Andrés Bello in Chile aktuell im Fachjournal „Astronomy & Astrophysics“ (DOI: 10.1051/0004-6361/202451820) berichtet, befindet sich der Stern „WOH G64“ im Innern der sogenannten Großen Magellanschen Wolke, unvorstellbare 160.000 Lichtjahre von uns entfernt.
Ein Stern am Ende seines Lebens
Die Aufnahmen zeigen einen Stern, der Gase und Staub zu einer Art Kokon um sich herum ausstößt und sich demnach kurz vor der Sternenexplosion, einer sogenannten Supernova, befindet.
Die Aufnahme selbst gelangt mit dem Instrument GRAVITY am Very Large Telescope Interferometer (VLTI) der ESO in Chile. „Zum ersten Mal ist es uns gelungen, ein vergrößertes Bild eines sterbenden Sterns in einer Galaxie außerhalb unserer eigenen Milchstraße aufzunehmen“, so Ohnaka.
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Erste Nahaufnahme eines Sterns außerhalb der Milchstraße
Bisher hatten Astronominnen und Astronomen etwa zwei Dutzend vergrößerte Aufnahmen von Sternen in unserer eigenen Galaxie aufgenommen, anhand derer auch auf die Eigenschaften der abgebildeten Sterne geschlossen werden kann. Ein Stern im Innern einer anderen Galaxie konnte bislang noch nicht mit einer derartigen „Nahaufnahme“ dargestellt werden.
Die Große Magellansche Wolke ist einer von mehreren kleinen Galaxien, die unsere Milchstraße umkreisen. Der Stern selbst ist bereits seit einigen Jahrzehnten bekannt und wurde von Astronomen aufgrund seiner Größe als „Behemoth-(Monster)-Stern“ bezeichnet: Mit 2000 Sonnenmassen zählt „WOH G64“ zu den Roten Überriesen.
Bei den neuen Beobachtungen stellten die Forschenden fest, dass der Stern seit den letzten Untersuchungen in den vergangenen zehn Jahren schwächer geworden war. Ein Grund für diese Abschwächung dürfte der Gas-Staub-Kokon sein, der sich mittlerweile um den Stern gebildet hat (s. Abb.). Überraschend ist zudem die gestauchte Form dieser Hülle. Die Forscher vermuten, dass die zunächst eigentlich rund vermutete Hülle entweder durch abgestoßenes Material des Sterns oder durch den Einfluss eines noch unentdeckten Begleitsterns verursacht wird. Offenbar scheint er sich in seiner letzten Lebensphase zu befinden.
Bis zur eigentlichen Supernova könnten allerdings noch einige tausend Jahre vergehen, vermuten die Forschenden abschließend. „Ähnliche Folgebeobachtungen mit Instrumenten der ESO werden wichtig sein, um zu verstehen, was in dem Stern vor sich geht.“
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Recherchequelle: ESO
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