Luftbild zahlreicher „Feenkreise“ südlich von Kintore im australischen Northern Territory.
Copyright/Quelle: Mike Gillam / Fiona Walsh
Canberra (Australien) – Mit der Entdeckung sogenannter Feenkreise, runde kahle Flächen in Trockengrasländern, erstmals auch außerhalb Afrikas, sahen sich im vergangenen Frühjahr deutsche Wissenschaftler in ihrer Theorie bestätigt, dass diese Erscheinungen nicht das Werk von Termiten, sondern das Resultat der natürlichen Selbstorganisation von um Wasser-Ressourcen konkurrierenden Pflanzen sind. Eine jetzt durchgeführte Vor-Ort-Untersuchung einiger australischer Feenkreise kommt jedoch zur gegenteiligen Beurteilung – und auch die australischen Ureinwohner führen die Kreisformen auf unterirdische Termiten zurück.
Die Feenkreise galten bislang als einzigartiges Phänomen der Trockengrasländer in der Namib-Wüste, das sich in Form tausender kreisförmiger Flächen blanker Erde mit Durchmessern von 2 bis 12 Metern abzeichnet, innerhalb derer keine Vegetation wächst, deren Rand jedoch von einem Saum dichteren und höheren Graswuchses markiert wird.
Während die Einheimischen in den Kreisen die „Fußspuren der Götter“ sehen, vermuteten Wissenschaftler bislang, dass die Kreise von Erntetermiten freigefressen werden. Eine andere Theorie vermutet Erdgasaustritte als Ursache der Kreise und eine dritte Fraktion geht hingegen davon aus, dass die kahlen Stellen unter bestimmten Bedingungen ganz von selbst entstehen: Am Übergang zwischen Wüste und Grasland reiche das Wasserangebot demnach nicht für eine geschlossene Vegetationsdecke aus. „Also konkurrieren die einzelnen Gewächse um die kostbare Flüssigkeit und bilden dabei durch Selbstorganisation den charakteristischen, löchrigen Grasteppich“, erläuterte Dr. Stephan Getzin vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) gemeinsam mit israelischen und australischen Kollegen in einem im März 2016 im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS; DOI: 10.1073/pnas.1522130113) erschienenen Artikel (…GreWi berichtete).
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Gerade durch die damals zum ersten Mal außerhalb Afrikas entdeckten Feekreise sahen sich die Forscher um Getzin bestärkt und erklärten: „Die dortigen Untersuchungen liefern auch neue Indizien dafür, dass solche Feenkreise bei Wassermangel durch eine Selbstorganisation der Pflanzen entstehen.“
In einer Widerlegung zu Getzins Artikel berichten nun Forscher um Fiona Walsh von der australischen „Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation“ (CSIRO) ebenfalls in den PNAS (DOI: 10.1073/pnas.1607860113) , über die Ergebnisse ihrer eigenen Untersuchungen zahlreicher australischer Feenkreise vor Ort in Western Australia und im Northern Territory.
Hier haben die Wissenschafter in den Zentren der dortigen Feenkreise gegraben und „überall (entweder aktiv genutzte oder verlassene) verfestigte (koagulierte) Böden und die klassischen Erdkammern von Erntetermiten der Gattung Drepanotermes“ vorgefunden. Zudem sei der Boden innerhalb der untersuchten Kreise von den Termiten „derart verfestigt worden, dass diese Muster noch Jahrzehnte nach der Nutzung durch die Kolonien als ‚Geisternester‘ erhalten bleiben.“
Beispiele australischer Feenkreise am Boden.
Copyright/Quelle: Fiona Walsh
„Unsere Daten belegen, dass die Termiten-Hypothese auch als Erklärung für die afrikanischen Kreise nochmals überdacht werden sollte, auch wenn das Team um Getzin diese bereits verworfen hat“, so Walsh in einer Erklärung zu den eigenen Ergebnissen.
Die Wissenschaftler berichtet zudem vom traditionellen Wissen der Ureinwohner, das zu einem Verständnis zumindest der dortigen Feenkreise beitragen könne und die kahlen Kreise in den Steppen ebenfalls auf Termiten zurückführt:
Als Antwort auf Wlashs Artikel haben sich auch Getzin und Kollegen im PNAS (DOI: 10.1073/pnas.1611877113) geäußert, jedoch erklärt, man stehe weiterhin zu den dargelegten Schlussfolgerungen: Obwohl Termiten dafür bekannt seien, kahle Stellen in Grasländern zu verursachen, sei keine Übereinstimmung zwischen den Eigenschaften der eigentlichen Feenkreise und der Aktivität von Termiten zu erkennen.
– Einen ausführlichen Artikel (engl.) über Fiona Walshs Untersuchungen mit zahlreichen weiteren Abbildungen und Fotos finden Sie HIER
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